Vier Preise abgestaubt Auszeichnungen für Projekte an der Universität des Saarlandes

Saarbrücken · Vier

 Diese Stäbchen, die an Maiskolben erinnern, sind nur ein Hundertstel eines Millimeters lang und können über die Atemluft aufgenommen werden. Sie ermöglichen den Transport von Medikamenten an ihren Zielort im Körper.

Diese Stäbchen, die an Maiskolben erinnern, sind nur ein Hundertstel eines Millimeters lang und können über die Atemluft aufgenommen werden. Sie ermöglichen den Transport von Medikamenten an ihren Zielort im Körper.

Foto: NanoBioNet/Marc Schneider

Im Rahmen des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ wurde die Saar-Uni in diesem Jahr gleich vier Mal ausgezeichnet. Drei Preise gingen an Informatiker, einer an das Institut für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie. Diese Fakultäten dürfen sich künftig „Ausgezeichnete Orte“ nennen.

Vergeben wird dieser Titel von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“, einem gemeinsamen Projekt der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft. In 100 Kategorien prämiert sie alljährlich innovative Projekte an deutschen Universitäten. Die Jury wählte die Gewinner in diesem Jahr unter 1500 Bewerbern aus.

Bereits zum dritten Mal in Folge kassierte das Cispa – Helmholtz-Zentrum eine Auszeichnung. Prämiert wurde das Projekt „Keine Chance für Auto-Hacker“. Die Saarbrücker Informatiker widmen sich dem Schutz von Autos vor Cyberangriffen. Da mittlerweile weite Teile eines Wagens computergesteuert funktionieren, besteht die Gefahr, dass Hacker aus der Ferne beispielsweise Bremsen oder die Motorensteuerung manipulieren könnten. Das Programm „Vatican“ soll solche Attacken verhindern können, indem es Befehle, die vom Bordcomputer kommen, vor der Ausführung nochmals überprüft. Entwickelt wurde es von dem Informatiker Stefan Nürnberger.

Zum zweiten Mal in Folge wird das Zentrum für Bioinformatik ausgezeichnet. Die Forscher haben ein neuartiges Datenanalyse-Verfahren entwickelt, das Ärzten helfen soll, die bestmögliche Therapie für Krebspatienten zu finden.

Viele Medikamente wirken nur gegen bestimmte Arten von Krebszellen. Die richtige Wirkstoffkombination ist daher entscheidend für den Erfolg einer Chemotherapie. Das Programm der Saarbrücker Forscher Hans-Peter Lenhof und Lara Schneider soll die Tumorzellen des Patienten analysieren und so eine individualisierte Therapie ermöglichen (wir haben berichtet).

Der dritte Informatik-Preis geht an ein Projekt von Holger Hermanns und Gilles Nies. Die beiden Forscher haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich der Ladestatus von Batterien berechnen lässt. Es soll unter anderem in der Raumfahrt in Nano-Satelliten eingesetzt werden. Für die Technologie gibt es aber auch bodenständige Anwendungsbereiche, beispielsweise bei der Konstruktion von Elektroautos.

Ebenfalls ausgezeichnet wurden die Saarbrücker Pharmazeuten Thorben Fischer und Marcel Pourasghar. Unter der Leitung von Marc Schneider haben sie einen mikroskopisch kleinen „Arzeimittel-Mikrostäbchen-Transporter“ entwickelt. An dieses Stäbchen können Medikamente gekoppelt werden. Dabei ist es so klein, dass es über die Atemluft aufgenommen werden kann. Gleichzeitig ist es so gebaut, das es von körpereigenen Abwehrzellen in der Lunge aufgenommen, und anschließend zu seinem Wirk­ort im Körper des Patienten transportiert werden kann. „Dadurch können unerwünschte Nebenwirkungen drastisch reduziert werden“, erklärt Marc Schneider. Der Ansatz ermögliche gänzlich neue Therapiemöglichkeiten für Lungenkrankheiten, so die Einschätzung des Professors für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie.

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