Drohende Finanzierungsengpässe An der Saar-Universität wächst der Frust

Saarbrücken · Präsident Manfred Schmitt verlangt von der Landesregierung ab dem Jahr 2020 eine deutliche Erhöhung des Haushalts.

 Die Saar-Universität kämpft mit den Folgen eines jahrelangen Sparprogramms.

Die Saar-Universität kämpft mit den Folgen eines jahrelangen Sparprogramms.

Foto: Iris Maria Maurer

Die Saar-Uni verlangt ab dem Jahr 2020 deutlich mehr Geld von der Landesregierung. Der Landeszuschuss müsse über den in den Koalitionsvereinbarungen bereits angekündigten Zuwachs hinaus um einen „niedrig zweistelligen Millionenbetrag“ angehoben werden, heißt es in einem Schreiben des Uni-Präsidiums an Ministerpräsident und Wissenschaftsminister Tobias Hans (CDU). Die Etats der saarländischen Hochschulen sind von der vergangenen Koalition im Jahr 2015 bis 2020 eingefroren worden. Bis 2019 komme es deshalb zu „harten Einsparungen“ auf dem Campus, steht im Bericht zur Lage der Saar-Uni. Für Lohnerhöhungen und Preissteigerungen erhält die Universität seither praktisch keinen Ausgleich. Sollte es nach diesen Sparrunden im kommenden Jahrzehnt keine „spürbare Anhebung“ des Landeszuschusses geben, werde die Saar-Universität nicht nur auf Bundesebene den Anschluss verlieren, lautet die Warnung im „Zukunftskonzept 2030“ des Uni-Präsidiums. In diesem Fall müsste das Sparprogramm an der Hochschule verschärft werden – und dann sei die Schließung „einzelner Bereiche“ auf dem Campus unvermeidlich. Dieses Szenario sei für das Präsidium „keine akzeptable Situation“ steht im Uni-Papier. „Dafür bin ich nicht angetreten“, ergänzt Uni-Präsident Manfred Schmitt im Gespräch mit der SZ.

Im kommenden Jahr läuft der aktuelle Globalhaushalt der Saar-Universität aus. In diesen Leistungsvereinbarungen, die meist für drei Jahre abgeschlossen werden, vereinbaren Vertreter der Universität und der Landesregierung die Ziele, die in Forschung und Lehre erreicht werden sollen, und die Mittel, die das Land dafür zur Verfügung stellt. In diesem Jahr erhält die Saar-Uni 191 Millionen Euro vom Land, den Löwenanteil macht der sogenannte Grundbeitrag (150 Millionen Euro) aus. Die Verhandlungen über den nächsten Drei-Jahres-Etat sind bereits in vollem Gang. Bereits beschlossen ist in der Landesregierung ab 2020 eine Erhöhung der Globalhaushalte der Saar-Uni und der Hochschule für Technik und Wirtschaft um zusammen 15 Millionen Euro; der Verteilungsschlüssel ist noch unklar. Doch dieses Plus reicht nach Ansicht der Präsidien beider Hochschulen nicht aus.

Die Universität benötige zusätzlich zu dem in der Regierungskoalition vereinbarten Aufwuchs „und zu dem bereits in Aussicht gestellten Inflationsausgleich weitere Mittel aus dem Landeshaushalt“, steht im Schreiben des Uni-Präsidiums an den Ministerpräsidenten, das auf dem Campus zirkuliert. Dass dieser Nachschlag zu den Hochschuletats zu knapp bemessen gewesen sei, sei mittlerweile auch von den Landespolitikern erkannt worden, mit denen er gesprochen habe, erklärt Manfred Schmitt.

Das „Zukunftskonzept 2030“, das Uni-Präsident Manfred Schmitt an die Staatskanzlei gesandt hat, enthält nicht nur Forderungen, sondern auch ein Entwicklungskonzept für die Hochschule, das bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts reicht. Dabei sei ihm wichtig gewesen, dass der Ausbau der wissenschaftlichen Schwerpunkte der Universität nicht zu Lasten anderer Bereiche auf dem Campus erfolge, erklärt Manfred Schmitt. Die Zahl von 17 000 Studenten wolle die Hochschule in den kommenden Jahren konstant halten, lautet ein Ziel. Das könne nur mit attraktiven Studiengängen geschehen und setze zusätzlich große Investitionen in die digitale Infrastruktur auf dem Campus voraus.

Die Saarbrücker Informatik, die im Augenblick in der nächsten Runde des Exzellenzwettbewerbs steht, und die mit dem neuen Helmholtz-Zentrum für IT-Sicherheit auch international zu den ersten Adressen zählt, ist eine der tragenden Säulen im Zukunftskonzept. Die Saar-Uni sei mittlerweile aber auch auf gutem Weg, einen weiteren Bereich der Spitzenforschung im Themenfeld Biologie-Medizin-Pharmazie aufzubauen, kündigt der Uni-Präsident an. Im Mittelpunkt sollten die Uni-Medizin, das neue Zentrum für Bioinformatik der Hochschule und das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung in Saarbrücken stehen.

 Mikrobiologe  Manfred Schmitt neuer Uni Pra§sident Der Mikrobiologe  Manfred Schmitt wird neuer Uni-Pra§sident   am Donnerstag (15.12.2016) in Saarbraºcken__Foto: Thomas Wieck

Mikrobiologe Manfred Schmitt neuer Uni Pra§sident Der Mikrobiologe Manfred Schmitt wird neuer Uni-Pra§sident am Donnerstag (15.12.2016) in Saarbraºcken__Foto: Thomas Wieck

Foto: Wieck/Thomas Wieck

Außerdem wolle sich die Hochschule in den kommenden Jahren zur EU-Uni weiterentwickeln. Mit diesem Vorstoß greift der Uni-Präsident eine Initiative des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron auf, der im vergangenen Jahr die Einrichtung länderübergreifender Europa-Universitäten angeregt hatte. Als Initiator der „Universität der Großregion“, in der Hochschulen aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien zusammengeschlossen sind, habe die Saar-Uni hier einen Vorsprung vor der Konkurrenz in Deutschland. Zumindest an diesem Punkt kann sich die Saar-Uni bereits der Unterstützung der Landesregierung sicher sein. Die Staatskanzlei hat angekündigt, die Weiterentwicklung der Hochschule zu einer Europäischen Universität unterstützen zu wollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort