Ernährung im Kindesalter Warum schon Kinder Darmprobleme haben

Florenz · Die Ernährung bestimmt wesentlich darüber, welche Bakterien sich im menschlichen Darm ansiedeln.

 Fast Food und süße Softdrinks gehören bei vielen Kindern zur täglichen Ernährung. Sie werden dadurch dick und krank.

Fast Food und süße Softdrinks gehören bei vielen Kindern zur täglichen Ernährung. Sie werden dadurch dick und krank.

Foto: gms/Signal Iduna

(ml) In einer bahnbrechenden Studie konnten Forscher der Universität Florenz nachweisen, dass schon im Kindesalter auch die Ernährung darüber bestimmt, ob sich im Darm Bakterien ansiedeln, die die Gesundheit fördern. Die Wissenschaftler untersuchten die Nahrung von Kindern aus dem ländlichen Dorf Boulpon in Burkina Faso im westlichen Afrika und von Kindern aus dem städtischen Florenz.

Die Kinder in Boulpon aßen noch wie vor 10000 Jahren: hauptsächlich Brei aus verschiedenen Hirsearten sowie lokal angebautes Gemüse. Hin und wieder gab es Huhn, während der Regenzeit bereicherten Termiten den Speiseplan. Die italienischen Kinder ernährten sich hingegen in der für unsere westliche Lebensweise typischen Weise: mit Pizza, Pasta, Brot, viel Fleisch und Käse, Eis, Erfrischungsgetränken, Frühstücksflocken, Chips und Süßem.

Es zeigte sich, dass die beiden Gruppen von Kindern unterschiedliche Darmbakterien besaßen. Bei den italienischen Mädchen und Jungen fanden die Forscher vor allem Darmbakterien aus der Firmicutes-Gruppe, die vermehrt bei adipösen Menschen auftreten, mehr Energie aus der Nahrung ziehen und bewirken, dass der Organismus mehr Fett einlagert.

Im Darm der afrikanischen Kinder fanden die italienischen Forscher hingegen überwiegend Prevotella-Bakterien, die die Nähr- und Ballaststoffe aus Getreide, Bohnen und Gemüse verfügbar machen. Im Darm der italienischen Kinder fehlten solche Bakterien völlig.

Der ausschlaggebende Unterschied zwischen den afrikanischen und den italienischen Kindern lag offensichtlich bei den Ballaststoffen in der Nahrung. Die Kinder in Florenz nahmen weniger als zwei Prozent ihrer Nahrung in Form von Ballaststoffen zu sich, die Kinder in Boulpon hingegen rund 6,5 Prozent.

Der Mikrobiom-Forscher Professor Dr. Patrice Cani von der Universität Louvain-la-Neuve in Belgien erläutert: „Die Nahrung unserer Vorfahren enthielt sehr viel mehr unverdauliche Kohlenhydrate. Sie aßen etwa 100 Gramm Ballaststoffe am Tag, ungefähr zehnmal so viel wie wir heute.“

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