Antibiotika­resistenzen: Mehr als eine halbe Million Todesfälle in Europa Sanfte Helfer: Diese 10 pflanzlichen Mittel sind Alternativen zu Antibiotika (mit Bildergalerie)

Service | Saarbrücken · Antibiotika können Leben retten. Aber sie werden häufig voreilig verordnet und eingesetzt. Eine neue Studie zeigt, dass mehr als eine halbe Million Menschen in Europa im Jahr 2019 durch antibiotikaresistente Erreger gestorben sind. Bei vielen Infekten geht es auch mit pflanzlichen Alternativen. Ein Überblick.

Antibiotika: 10 pflanzlicheAlternativen
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Antibiotika: 10 pflanzlicheAlternativen

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Foto: dpa-tmn/Laura Ludwig

Antibiotika sind Medikamente, die Leben retten können, zum Beispiel bei einer Lungenentzündung. Um bakterielle Infektionen zu behandeln, ist Antibiotika aber nicht grundsätzlich die einzige und auch nicht immer die beste Alternative. Viele Menschen – auch im Saarland – fürchten, dass Bakterien resistent werden oder dass Antibiotika die Darmflora schädigen.

Und diese Sorgen sind nicht unbegründet: Der übermäßige Einsatz führt laut Experten dazu, dass immer mehr Bakterien unempfindlich gegenüber Antibiotika werden. Eine neue Studie zeigt, dass im Jahr 2019 schätzungsweise 541 000 Menschen in der WHO-Region Europa mit Infektion durch antibiotikaresistente Erreger gestorben sind, wie aktuell das Deutsche Ärzteblatt unter Berufung auf die Studie in „Lancet Global Health“ berichtet. Antibiotikaresistenzen seien aufgrund der Coronapandemie ein wenig aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit geraten, hieß es.

Welche Alternativen gibt es zu Antibiotika?

Bei leichten und mittelschweren Infekten helfen auch Alternativen. Die Natur bietet eine Menge Mittel, die Bakterien abtöten können. Viele Pflanzen enthalten Wirkstoffe, mit denen sie vor krank machenden Keimen schützen können. Im Gegensatz zu klassischen Antibiotika wirken sie nicht nur gegen Bakterien, sondern oftmals auch gegen Pilze und Viren. Ein weiterer Pluspunkt: Die natürlichen Mittel haben in der Regel keine Nebenwirkungen und schonen zudem die Darmflora.

Grundsätzlich sollten Sie Infektionen jedoch unbedingt von ihrem Arzt beurteilen lassen. Er kann entscheiden, ob die Behandlung mit einem pflanzlichen Mittel ausreicht oder ob eine Behandlung mit einem Antibiotikum notwendig ist. Wir haben für die SZ-Leser zehn pflanzliche Mittel als Alternative zu Antibiotika zusammengestellt.

10 natürliche Alternativen zu Antibiotika

Ingwer

Ingwer enthält ätherische Öle und Gingerol, die Bakterien in Schach halten und eine schmerzlindernde Wirkung haben. Die scharfe Wurzel wirkt bei Atemwegsinfekten antibakteriell und entzündungshemmend. Zudem stimuliert Ingwer den Kreislauf, fördert somit Durchblutung und Verdauung und hilft auch gegen Übelkeit.

Ingwer kann frisch geschnitten als Tee getrunken werden. Auch als Gewürz kann es verwendet werden. Im Handel und in Apotheken werden zahlreiche Ingwer-Produkte wie zum Beispiel Tee, Kapseln, Bonbons oder Tropfen angeboten.

Kamille

Die desinfizierende Wirkung der Kamille ist im Saarland bekannt. Der Klassiker unter den Heilpflanzen wirkt nicht nur antibakteriell und krampflösend, sondern lindert auch Schmerzen, hemmt Entzündungen und fördert die Wundheilung. Kamille können Sie als Tee zubereiten oder als Badezusatz verwenden.

Bei Erkältungen hilft es, mit Kamillentee zu inhalieren. Auch Handcremes mit Kamille werden angeboten, um die Haut zu pflegen. Mundspülungen mit Kamillentee können dabei helfen, die Schleimhaut zu beruhigen und den Schmerz zu lindern. Kamille wirkt zudem beruhigend auf das Nervensystem und kann bei Beschwerden wie Nervosität und Schlaflosigkeit eingenommen werden.

Kapland-Pelargonie

Die Kapland-Pelargonie ist eine in Südafrika beheimatete Geranienart. In Deutschland ist sie auch unter dem Namen Umckaloabo geläufig. Der Extrakt aus den Wurzeln hat antibakterielle Eigenschaften und wirkt gegen durch Pilze verursachte Erkrankungen. Kapland-Pelargonie soll das Immunsystem stärken und vor Atemwegsinfekten schützen.

Auch schleimlösende Eigenschaften ließen sich bei Versuchen nachweisen. Bei akuter Bronchitis soll die Einnahme von Kapland-Pelargonie daher das Sekret lösen.

Kapuzinerkresse

Aufgrund der reichlich enthaltenen Senföle wird Kapuzinerkresse als Heilpflanze sehr geschätzt. Die Pflanzen besitzen eine starke antibakterielle und antimykotische Wirksamkeit. Die Senföle bekämpfen Bakterien und Viren und wirken entzündungshemmend. Die Blätter der Kapuzinerkresse helfen daher als Arznei bei verschiedenen Beschwerden wie unkomplizierten Harnwegsentzündungen, Bronchitis und Schnupfen.

Bei Prellungen und Sportverletzungen können Cremes und Salben mit Kapuzinerkresse zur äußerlichen Verwendung genommen werden. Hier nutzt man die durchblutungsfördernde Wirkung der Senföle.

Meerrettich

Auch bei Meerrettich bekämpfen die enthaltenen Senföle Bakterien und Viren und haben entzündungshemmende Eigenschaften. Sie können Erkältungen vorbeugen und Schmerzen lindern. Aus Meerrettich und Honig lässt sich übrigens ein Hustensaft auch einfach selber herstellen.

Im Handel und in Apotheken werden häufig Präparate mit Meerrettichwurzel und Kapuzinerkressenkraut zur Infektabwehr angeboten.

Propolis

Propolis ist die Substanz, die Bienen von den Knospen der Laubbäume sammeln, um damit das Innere ihres Bienenstocks auszukleiden. Das Wirkstoffgemisch wird auch Bienenkittharz genannt. Das Harz wirkt entzündungshemmend, antimikrobiell und wundheilungsfördernd.

Propolis kann zum Beispiel bei Erkrankungen der Atemwege und bei Entzündungen in Mund und Rachen angewendet werden. Auch bei Schnitt- und Schürfwunden und bei Lippenherpes soll es helfen.

Ringelblume

Ringelblumenblüten fördern die Wundheilung und haben einen antientzündlichen Effekt. Die Heilpflanze eignet sich zur äußerlichen Behandlung von Wunden, Narben und auch von Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenbereich.

Ringelblumentee soll zudem bei Zahnfleischentzündungen gut geeignet sein.

Salbei

Salbei wirkt verdauungsfördernd und ist ein gutes Hausmittel gegen Entzündungen in Mund und Rachen. Das ätherische Öl und die Gerbstoffe im Salbei kommen daher bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum und bei Husten zum Einsatz.

Salbei fördert dabei die Heilung entzündeter Schleimhaut. Salbei ist zudem ein bewährtes Mittel gegen starkes Schwitzen.

Thymian

Thymian enthält ätherisches Öl. Es löst Schleim aus den Atemwegen und kann dadurch Husten lindern. Das ätherische Öl wirkt gegen Bakterien und Viren und hat zudem krampflösende Effekte.

Thymian-Produkte wie Lutschtabletten, Tropfen oder Säfte helfen daher vor allem bei Husten. Thymian ist ferner ein beliebtes Gewürz, das auch die Verdauung fördert.

Zwiebel

Die Zwiebel ist ein altes Hausmittel bei Erkältungen. Zwiebeln töten Bakterien ab und sind wirksam gegen Viren. Ein Klassiker bei Erkältungen ist deshalb der Zwiebelsaft. Zwiebeltee mit Honig kann bei Halsschmerz und Husten eingenommen werden und beides lindern. Bei Mittelohrentzündungen empfehlen Experten warme Zwiebelwickel.

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