Jochancen erhöhen Wie das Ich zur Marke wird

München/Basel · Das eigene Profil zu schärfen, kann im Arbeitsleben zwar viele Vorteile haben aber auch nach hinten losgehen.

 Wer sich überzeugend als eigene Marke präsentiert, kann aus der Masse herausstechen.

Wer sich überzeugend als eigene Marke präsentiert, kann aus der Masse herausstechen.

Foto: dpa-tmn/Monique Wüstenhagen

Menschen beschäftigen sich lieber mit anderen Menschen als mit Marken. Das ist die Überzeugung von Ibrahim Evsan. Seit zehn Jahren berät er Unternehmer und Freischaffende dabei, wie sie sich selbst zur Marke machen können. Ob Elon Musk Chef von Tesla ist oder von Apple, sei egal, führt Evsan als Beispiel an. Es gehe um die Person Elon Musk – und wofür er stehe. Der Unternehmer verkaufe sich als Visionär, als Weltverbesserer und gleichzeitig gelte er als aufbrausend und unberechenbar. Damit ist er erfolgreich – zumindest im Netz: Dem offiziellen Twitter-Account von Tesla folgen knapp vier Millionen Follower, Elon Musk mehr als 27 Millionen.

Jedem, der sich auf dem Arbeitsmarkt etablieren will, ob als Architekt, Fotograf oder Designer, aber auch als Arbeitnehmer, hilft eine Marke, die ihn aus der Masse heraushebt. Die persönliche Markenbildung (Personal Branding) stehe in Deutschland noch am Anfang, sagt Evsan. Sie werde aber immer wichtiger. Evsan hat seine eigene Marke selbst über Jahre aufgebaut und dafür von Anfang an das Internet genutzt. Auf seinem Twitter-Account ließ er die Öffentlichkeit daran teilhaben, wie er seine eigene Geschäftsidee entwickelte. Sein Thema: Wie baue ich meine eigene Marke auf? Heute wird er zu Konferenzen eingeladen und gilt als Experte auf dem Gebiet.

Petra Wüst, Expertin und Coach für Selbstmarketing aus Basel, empfiehlt zu Beginn den Blick nach innen: „Als erstes muss man seinen individuellen Kern herausfinden.“ Fragen wie „Wer bin ich?“, „Was sind meine Stärken?“ und „Welche Emotionen habe ich?“ stünden am Anfang der Entwicklung einer eigenen Marke. Mit ihren Kunden arbeitet die Beraterin deren drei größte Stärken heraus. Die Kombination dieser drei Stärken ergibt in der Regel das Besondere einer Marke. „Jeder Mensch ist einzigartig“, sagt Wüst. Diese Einzigartigkeit müsse man nur sichtbar machen.

Für Evsan ist bei der persönlichen Marke vor allem wichtig, sich bewusst zu werden, welche Botschaften man senden möchte: „In welchem Thema kenne ich mich aus? Was ist meine Leidenschaft und wen möchte ich erreichen?“ Diese Fragen seien essenziell, um zu verstehen, für was man steht und für wen das relevant sein könnte.

Anschließend entwickele man seine eigene Geschichte, eine Erzählung über sich selbst, in der herausgearbeitet wird, welche Ereignisse und Erfolge einen zu dem Menschen gemacht haben, der man ist. „Den inspirierenden Funken“ in der eigenen Vita finden, formuliert es Evsan.

Petra Wüst betont, dass Berufstätige lernen müssen, den eigenen Lebenslauf wertzuschätzen. „Am besten ist es, eine Leistung hervorzuheben, auf die man selbst stolz ist.“ Das sage nicht nur viel über das eigene Können, sondern auch über die eigenen Präferenzen aus.

Die Darstellung in sozialen Netzwerken ist nicht nur für die eigene Dienstleistung von Bedeutung. Je mehr Menschen verfolgen, was man selbst in den sozialen Netzwerken veröffentlich, desto höher ist der Marktwert des eigenen Profils. Arbeitgeber wissen das. Mit vielen Abonnenten könne unter Umständen das doppelte Gehalt ausgehandelt werden, so Evsans Einschätzung.

Doch nicht alle Unternehmen sehen es gerne, wenn ihre Mitarbeiter in sozialen Netzwerken präsent sind. Michael Bernecker, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Marketing (DIM), sagt, einige Arbeitgeber verbieten Facebook und Co. am Arbeitsplatz. Das gelte vor allem für Industriebetriebe, in denen die Chefs nicht mit dem Internet aufgewachsen seien und die Diskretion schätzten. Persönliche Markenbildung hänge immer vom beruflichen Kontext ab. Für alle Freiberufler und alle Arbeitnehmer oder Führungskräfte, die in ihrer Arbeit eine hohe Sichtbarkeit benötigten, sei die eigene Marke jedoch essenziell.

Es sei jedoch ein Problem, wenn die Marke etwas Falsches vermittle, warnt Bernecker. „Personal Branding funktioniert nicht, wenn es keine Substanz hat.“

(dpa)
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