Wichtige Helfer im OP

Halle · Anästhesisten kennt jeder. Aber was machen Anästhesietechnische Assistenten? Noch immer ist das Berufsbild recht unbekannt. Dabei sind die Absolventen auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt.

 Der angehende Anästhesietechnische Assistent (ATA) Marc Witthauer (rechts) mit seinem Ausbilder Michael Churs (links) im Operationssaal. Foto:Jens Schlueter/dpa

Der angehende Anästhesietechnische Assistent (ATA) Marc Witthauer (rechts) mit seinem Ausbilder Michael Churs (links) im Operationssaal. Foto:Jens Schlueter/dpa

Es gibt wohl kaum einen Menschen, der sich nicht vor Operationen fürchtet. In seinem Beruf erlebe er Patienten mit allen ihren Ängsten, erzählt Marc Witthauer, der in Halle (Saale) eine Ausbildung zum Anästhesietechnischen Assistenten absolviert. Die sogenannten ATA kümmern sich um die Vorbereitung, Ausführung und Nachsorge von Narkosen. Sie schließen Patienten an Messgeräte und Monitore an, legen Zugänge für Medikamente und überwachen während der OP Funktionen wie Atmung und Kreislauf.

Die Ausbildung ist verhältnismäßig jung. 2004 hat das Universitätsklinikum Halle den ersten Modellversuch gestartet, 2011 wurde die Ausbildung von der Deutschen Krankenhausgesellschaft anerkannt. Ausgangspunkt sei der Mangel an Fachkräften in der Anästhesie gewesen, erzählt Christiane Spichale, Fachrichtungsleiterin für Operationstechnische und Anästhesietechnische Assistenten in Halle . Sie hat das Modellprojekt mit ins Leben gerufen. Anfangs habe es viel Skepsis und Furcht vor Behandlungsfehlern im OP gegeben, erzählt Spichale. Sie unterstreicht jedoch, dass ATA keine eigenständigen Narkosen vornehmen. Ein Kritikpunkt ist auch, dass ATA nicht in der Pflege arbeiten können - im Gegensatz zu Fachkräften, die erst eine dreijährige Krankenpflegeausbildung und dann eine zweijährige Fachweiterbildung Anästhesie und Intensivpflege absolvieren. Die ATA hingegen nehmen eine Abkürzung, ohne eine allgemeine Pflege-Qualifikation.

Marc Witthauer macht das nichts aus. Im Gegenteil: Auf Station zu arbeiten, wäre nichts für ihn, sagt er. Für ihn war von vornherein klar: Er wollte in den OP. Dorthin, wo es gilt, schnell zu reagieren, wenn es darauf ankommt. Doch der Nervenkitzel hat auch Schattenseiten. "Man muss viel Leid ertragen können", sagt Witthauer.

Erforderlich sei außerdem eine gute Auffassungsgabe, denn die anspruchsvolle Ausbildung vermittelt viel medizinisches Wissen - von Anatomie über Physiologie bis Pathologie. Spichale empfiehlt diesen Weg Menschen, die zwar mit Patienten arbeiten wollen, aber vor allem Interesse an Medizin und Technik mitbringen. Das Universitätsklinikum in Halle setzt deshalb bei Bewerbern mit Realschulabschluss mindestens die Note Zwei in Naturwissenschaften und Mathematik voraus.

Die Berufsaussichten für ATA bezeichnet Ralf Neiheiser, Personalreferent der Deutschen Krankenhausgesellschaft, als hervorragend. Die Nachfrage nach Anästhesietechnischen Assistenten sei derzeit höher als die Zahl der Auszubildenden - deutschlandweit sind es derzeit 250. Ob man erst eine Pflegeausbildung absolviert oder sich direkt für die Mitarbeit in der Anästhesie qualifiziert, sei Geschmackssache: "Es muss jeder für sich herausfinden, welcher Weg geeigneter erscheint", sagt Ralf Neiheiser. Er prophezeit dem Berufsbild eine ähnliche Entwicklung wie dem des Operationstechnischen Assistenten (OTA), der in den vergangenen Jahren einen enormen Aufschwung erfahren hat: "Das ist ein zeitgemäßer Beruf, der dem Trend zur Spezialisierung Rechnung trägt."

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Auf einen Blick Anästhesietechnische Assistenten wirken bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge von Narkosen mit. Die Ausbildung, die durch die Empfehlung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) geregelt ist, dauert in Vollzeit drei Jahre. Die Ausbildung an öffentlichen Schulen ist für die Schüler in der Regel kostenfrei, jedoch fallen meist Aufnahme- und Prüfungsgebühren an. Private Schulen erheben dagegen meist Lehrgangsgebühren. Das Einstiegsgehalt beträgt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit nach Tarifvertrag im öffentlichen Dienst zwischen 2650 und 2920 Euro brutto pro Monat. Weitere Infos im Internet unter www.bgw-online.de und www.dkgev.de hei

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