Unauffälligkeit ist Schlüssel zum Erfolg

Wiesbaden · Untreue Ehefrauen beschatten? Das kommt im Alltag von Detektiven eher selten vor. Ihre Aufträge bekommen sie meistens von Firmen, um etwa Spesenbetrug aufzuklären. Unauffälligkeit ist in diesem Beruf wichtig.

Wer als Privatermittler arbeiten möchte, braucht Ausdauer, Allgemeinwissen und Gründlichkeit. "Der Detektiv muss ein Stück weit sein wie James Bond ", zitiert Alexander Schrumpf, Privatdetektiv in Wiesbaden , seinen ehemaligen Chef. Er passt sich wie ein Chamäleon der Umgebung an.

Privatdetektiv ist kein klassischer Ausbildungsberuf, sondern ein Gewerbe. Wer den Beruf ausüben will, braucht nicht zwingend eine Ausbildung. Ein Führungszeugnis reicht theoretisch aus, um den Gewerbeschein zu bekommen. Trotzdem sind die Anforderungen an Berufseinsteiger hoch. Sie brauchen sehr viel Menschenkenntnis, sagt Raoul Oliver Classen, Privatdetektiv in Hamburg. Detektive müssen kommunikativ sein, sich schnell in verschiedene Bereiche einarbeiten und eine gute Auffassungsgabe haben.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts gibt es rund 1500 umsatzsteuerpflichtige Detekteien. Schrumpf hat seit 1996 eine eigene Detektei. Nach dem Abitur machte er ein Praktikum und absolvierte parallel die Detektiv-Ausbildung an der Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe (ZAD). Von Vorteil ist laut ZAD-Leiter Andreas Heim eine kaufmännische oder juristische Ausbildung. Da als Privatdetektiv eine gewisse Lebenserfahrung wichtig ist, empfiehlt er den Einstieg ab 24 Jahren.

Zur Tätigkeit des Detektivs gehört vor allem die Recherche, etwa im Internet oder bei Befragungen unter Legende. Dabei schleust er sich zum Beispiel in ein Unternehmen unter neuer Identität ein. Eine weitere Aufgabe ist die Beobachtung. Dabei sitzt Detektiv Schrumpf stundenlang, bei Hitze oder Kälte, im Auto. Die Mehrheit der Auftraggeber (90 Prozent) sind Unternehmen, die Probleme mit Kunden, Mitarbeitern oder Konkurrenten haben. Rund zehn Prozent sind Privatpersonen, erzählt Schrumpf. Häufig geht es bei der Ermittlungsarbeit für Unternehmen darum, Konkurrenzspionage, Diebstahl, Spesenbetrug und vorgetäuschte Arbeitsunfähigkeit aufzuklären. Der Rest sind Aufträge von Privatpersonen.

Berufseinsteiger sollten sich darauf einstellen, auch am Wochenende im Einsatz zu sein, erläutert Detektiv Schrumpf. Er arbeitet jeden Tag rund zehn Stunden und bringt am Wochenende die Buchhaltung auf den neusten Stand. Viel Freizeit bleibt da nicht. Aber: "Den typischen Arbeitstag hat man nicht, das ist das Schöne am Beruf."

Eine Preisbindung gibt es nicht. Schrumpf schätzt, dass in Deutschland der Stundensatz im Durchschnitt bei 65 Euro liegt - zuzüglich Mehrwertsteuer. Gute Berufsaussichten haben Detektive, die sich spezialisieren - etwa auf die Observation, Archiv- und Aktenarbeit oder IT-Forensik.

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Auf einen BlickAusbildungsmöglichkeiten zum Detektiv in Voll- und Teilzeit gibt es bei privaten Bildungsträgern, Industrie- und Handelskammern (IHK) oder der Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe ZAD. Die Dauer der Ausbildung liegt zwischen zwei Monaten und zwei Jahren. Für die Aus- oder Weiterbildung wird keine Vergütung bezahlt. Genaue Angaben zum späteren Verdienst gibt es nicht, der durchschnittliche Stundensatz wird von Privatdetektiv Alexander Schrumpf auf etwa 65 Euro pro Stunde beziffert.Weitere Infos im Internet unter www.bdd.de , www.z-a-d.de und www.bid-detektive.de hei

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