Spielen ist nicht erlaubt

Mülheim an der Ruhr · Eine Packung Zigaretten zu ziehen oder am Bahnsteig ein Ticket zu kaufen: dank Automaten alles kein Problem. Damit die Technik der Geräte funktioniert, sind Automatenfachleute im Einsatz. Die Ausbildungsordnung wurde jetzt modernisiert.

Vor zwei Jahren gab es einen neuen Fünf-Euro-Schein. Für viele wurde er zum Ärgernis. Vom Ticketautomat der Deutschen Bahn bis zum Getränkeautomat erkannten viele Geräte den neuen Schein nicht und spuckten ihn wieder aus. Es dauerte, bis die Software aller Automaten aktualisiert war und die Geräte die neue Banknote schluckten. Ein Ärgernis nicht nur für die Kunden , sondern auch für die betroffenen Firmen. Dieser Extremfall zeigt: Damit die Automaten der Republik reibungslos funktionieren, braucht es Fachkräfte, die für deren Wartung sorgen.

Seit 2008 gibt es zwei Berufsausbildungen, die auf die Tätigkeit eines Automatenfachmanns vorbereiten. Jetzt werden sie im Zuge einer neuen Ausbildungsordnung zu einer zusammengefasst. Künftig können Betriebe Automatenfachleute nur noch über drei Jahre ausbilden. Bisher hatten Jugendliche die Wahl zwischen zwei und drei Jahren Ausbildungszeit. Jetzt können Auszubildende außerdem zwischen den beiden Fachrichtungen Automatenmechatronik und Automatendienstleistung wählen. Wer sich für die Fachrichtung Automatenmechatronik entscheidet, sollte Interesse an Technik und Mathe mitbringen, sagt Brigitte Seyfried. Sie ist zuständig für das Thema beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Carmen Popov ist Automatenfachfrau und hat Spaß an der Technik: "Schon früher habe ich lieber mit Vati am Auto herum geschraubt, als Mutti beim Kochen zu helfen", erzählt die 24-Jährige. Nach dem Abitur wollte Popov nicht studieren. "Meine Mutter arbeitete in einer Spielhalle und machte mich auf den Beruf aufmerksam", erzählt sie. In der Lehre lernen die Auszubildenden, Automaten zu installieren und zu warten. Sie beschäftigen sich mit verschiedenen Diagnose- und Wartungssystemen und wissen, was zu tun ist, wenn der Automat mal klemmt. In der Fachrichtung Automatendienstleistung haben Azubis die Wahl zwischen den Schwerpunkten Kaufmännische Geschäftsprozesse und Kundenbetreuung.

Egal ob Azubis in ihrem Betrieb ausschließlich mit Spiel-, Getränke- oder Ticketautomaten hantieren: Sie sind später universell einsetzbar. "Die Ausbildung ist generalisiert und nicht an bestimmte Automaten gebunden", erklärt Erwin Koschembar, Ausbildungsbeauftragter bei der Deutschen Automatenwirtschaft.

Nach erfolgreichem Abschluss müssen Automatenfachleute eher selten auf Jobsuche. "In der gesamten Branche gibt es häufig Übernahmegarantien", sagt Koschembar.

Carmen Popov wurde nach dem Abschluss ihrer Ausbildung vor zwei Jahren von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen. Zu tun gibt es genug. Alle sechs Wochen müsse jeder Automat gewartet werden, erzählt sie. Sie selbst darf nicht an den Spielautomaten zocken, die sie repariert und wartet. "Diese Regelung gibt es wegen des Außeneindrucks auf den Kunden ", sagt Popov. Die glaubten sonst schnell, sie und ihre Kollegen wüssten, welcher Automat wann Gewinne ausschüttet. Doch wo die Münzen letztlich klimpern, entscheidet eine Zufallssoftware.

Zum Thema:

Auf einen BlickAutomatenfachleute nehmen Automaten in Betrieb, warten sie und erstellen die Automatenabrechnung. Außerdem betreuen sie Kunden und müssen sich sowohl betriebswirtschaftlich wie auch technisch auskennen. Die Ausbildungsordnung wurde zum 1. August geändert. Seither gibt es eine einheitliche, dreijährige Ausbildung in den Fachrichtungen Automatendienstleistung und Automatenmechatronik. Die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben des Portals ausbildung.de zwischen 480 und 580 Euro brutto pro Monat, je nach Lehrjahr. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit etwa 2500 Euro brutto monatlich beziffert.Weitere Infos im Internet unter www.bdv-vending.de , www.awi-info.de und www.vde.com . hei

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort