Ausbildung Sie trotzen Wind und Wetter

Waltenhofen-Hegge · Es gibt kaum eine Baustelle, auf der Bauwerksabdichter nicht unterwegs sind. Sie sorgen dafür, dass Feuchtigkeit Gebäuden nichts anhaben kann und bekommen es dabei oft genug selbst mit Kälte und Nässe zu tun.

 Bei seiner Ausbildung lernt Denny Wagner verschiedene Materialien kennen.

Bei seiner Ausbildung lernt Denny Wagner verschiedene Materialien kennen.

Foto: dpa-tmn/Georg Göker

(dpa) Denny Wagner liebt es, draußen zu arbeiten. Egal ob bei Wind, Regen oder Sommerhitze. Und schwindelfrei ist er auch noch. Ideale Voraussetzungen für die Ausbildung zum Bauwerksabdichter. „Der Beruf ist sehr abwechslungsreich, man arbeitet mit unterschiedlichen Materialien und Methoden, mal drinnen, mal draußen“, erzählt der 22-Jährige. „Das hat mir Spaß gemacht, und ich habe gemerkt, dass es der richtige Beruf für mich ist.“

Eine Erkenntnis, die ihre Zeit brauchte. Denn eigentlich machte Wagner zunächst eine Ausbildung zum Stahl- und Betonbauer. Doch im zweiten Lehrjahr ließen seine Begeisterung und Motivation nach. „Dann habe ich geschaut, was wirklich zu mir passt“, sagt er. Eine Annonce weckte schließlich sein Interesse: Auszubildender in der Bauwerksabdichtung gesucht. Heute ist er Lehrling im zweiten Jahr bei der Firma Ballmann Dächer im Oberallgäu.

Geschichten wie diese kennt Stefan März von den Beruflichen Schulen für Bauwerksabdichtung in Nürnberg zuhauf. „Wie oft im Baugewerbe sammeln sich in diesem Beruf viele, die durch Zufall auf die Lehrstelle aufmerksam werden“, sagt er. Das Interesse zum Beruf wachse aber oft in der Lehrzeit.

Flachdächer, Parkdecks, Brücken, Schwimmbäder und Tiefgaragen – Bauwerksabdichter arbeiten überall dort, wo Bauwerke vor Feuchtigkeit geschützt werden müssen. Sie verarbeiten unterschiedliche Abdichtungsstoffe von Bitumen über Flüssigkunststoffe bis hin zu Mörtel und kleben, schweißen oder brennen sie auf die abzudichtenden Stellen. Auch der Einbau von Wärmedämmstoffen gehört zum Job der Bauwerksabdichter. „Die Auszubildenden sollten teamfähig sein, wetterfest und körperlich gesund“, sagt März. „Wer willig ist und gewisse intellektuelle Grundfähigkeiten besitzt, lernt alle fachlichen Fähigkeiten bei uns.“ So ist der Beruf auch eine Chance für viele, die in der Berufswelt bisher keinen Fuß fassen konnten.

Allerdings ist der Job körperlich anstrengend, mit schweren Gerätschaften und Arbeit in oft schwindelerregender Höhe. Neben der Lehre im Ausbildungsbetrieb gehören Blockunterricht in der Berufsschule und überbetriebliche Lehreinheiten zur Ausbildung. Ausbildungsbetriebe für Bauwerksabdichter gibt es aber nur wenige, und auch der Weg zur Berufsschule ist häufig lang. So werden in Nürnberg Lehrlinge aus sieben Bundesländern unterrichtet und während der Schulzeit in Lehrlingsheimen untergebracht.

Viel zu tun gibt es vor allem im Sommer, denn dann haben die Baustellen im Land Hochkonjunktur. „Ein stressiger Tag beginnt auch schon mal um 6 Uhr“, sagt Wagner. „Dann besprechen wir uns mit dem Chef und dem Bauleiter, zu welcher Baustelle wir fahren und welche Materialien wir mitnehmen müssen.“

Wagners Chef ist Georg Göker, Vorsitzender der Bundesfachabteilung Bauwerksabdichtung im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Für die Zukunft sieht Göker alles andere als schwarz: „Schäden an Bauwerken durch unzureichende Abdichtungen gehören in Deutschland zu den häufigsten und schwerwiegendsten Bauschäden.“ Profis bleiben also gefragt.

Wer die Lehre erfolgreich abgeschlossen hat, dem bieten sich mehrere Möglichkeiten der Weiterbildung – zum Fach- oder Vorarbeiter etwa sowie zum Werkpolier.  Der 22-jährige Denny Wagner wolle erstmal seine Ausbildung schaffen und dann vielleicht Vorarbeiter werden, erklärt er.

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