Beruf Nicht nur im Notfall gefragt

Darmstadt · Sie rücken an, wenn es brennt. Doch zur Arbeit der Werkfeuerleute gehört auch, dem Ernstfall vorzubeugen.

 Ihre Ausbildung hat Hannah Netzer beendet. Jetzt arbeitet sie als angestellte Werkfeuerwehrfrau.

Ihre Ausbildung hat Hannah Netzer beendet. Jetzt arbeitet sie als angestellte Werkfeuerwehrfrau.

Foto: dpa-tmn/Frank Rumpenhorst

() Wenn es brennt, zählt jede Sekunde. Umso mehr, wenn es in Industrieanlagen qualmt oder kracht. Schneller als die reguläre Feuerwehr ist dann oft die Werkfeuerwehr. Hannah Netzer ist Werkfeuerwehrfrau. Im Herbst 2017 hat sie die Ausbildung für den Job erfolgreich beendet, jetzt arbeitet sie als Fachkraft in der Brandschutzabteilung des Konzerns Merck. Das Unternehmen betreibt in Darmstadt seinen größten chemisch-pharmazeutischen Forschungs- und Produktionsstandort.

„Jeder Arbeitstag ist anders und auch nicht planbar“, erzählt die 25-Jährige. „Die Aufgaben von Werkfeuerwehrleuten sind sehr vielfältig und anspruchsvoll“, bestätigt auch Jürgen Warmbier vom Bundesverband Betrieblicher Brandschutz (WFVD). Werkfeuerwehrleute seien mehr als nur Brandlöscher, betont der Experte. So versorgen sie im Notfall auch Verletzte und sichern Gefahrenstellen ab. Sie leisten technische Hilfe, indem sie etwa Hindernisse durchtrennen, die den Weg zu einer Gefahrenstelle versperren. Und sie prüfen im Zweifelsfall mit Messgeräten, ob irgendwo Chemikalien oder andere gefährliche Materialen ausgetreten sind.

Zur Ausbildung gehört auch, wie Leitungen verlegt, elektrische Verbindungen hergestellt oder Rohre getrennt, umgeformt und verbunden werden. Solche Arbeiten fallen an, wenn etwa eine Löschanlage konzipiert oder repariert wird. Auch Wartungsarbeiten oder das Beseitigen von Ölspuren gehören zum Alltag von Werkfeuerwehrleuten.

In erster Linie kümmern sie sich aber darum, dass es gar nicht erst zu Unfällen und Bränden kommt. Dafür überprüfen sie regelmäßig Rauch- und Wärmeabzugseinrichtungen sowie Feuerlöscher, sie warten Brand- und Gefahrenmeldeanlagen. „Wird der Bau einer Fabrikhalle geplant, dann sind Werkfeuerwehrleute dabei“, sagt Bernd Saßmannshausen, Leiter der Brandschutzabteilung bei Merck. Sie prüfen bei der Planung von Brandschutzkonzepten, wo etwa eine zusätzliche Brandschutztür oder Löschanlage nötig ist.

Wer sich für den Beruf interessiert, muss teamfähig sein. Denn Werkfeuerwehrleute gehen die täglichen Herausforderungen gemeinsam an. Wie wichtig die Zusammenarbeit in dem Job ist, zeigt sich gerade im Notfall: Wenn es um jede Sekunde geht, muss jeder seine Rolle und seinen Platz kennen. Theoretisch reicht für die Ausbildung zur Werkfeuerwehrfrau zwar ein Hauptschulabschluss, besser wäre aber mehr. „Bislang wurden mehrheitlich Abi­turienten und Realschulabsolventen eingestellt“, erklärt Warmbier.

Technisches Verständnis und handwerkliches Geschick sind ebenso wichtig wie körperliche Fitness. In Gefahrensituationen müssen Werkfeuerwehrleute einen kühlen Kopf bewahren und schnell sowie verantwortungsbewusst handeln. „Der Umgang mit Verletzten oder vielleicht sogar Toten kann psychisch belastend sein“, sagt Netzer. Zudem müssen Werkfeuerwehrleute zu Schichtdienst bereit sein: Rund um die Uhr, auch am Wochenende, ist ihre Einsatzstelle besetzt.

Die Höhe der Ausbildungsvergütung hängt von der Branche ab, zu der ein Unternehmen gehört. Werkfeuerwehren gibt es in allen Unternehmen mit erhöhtem Gefahrenpotenzial. Das sind neben chemischen Produktionsstätten etwa Gießereien, Autofirmen, Kraftwerke, aber auch Flughäfen oder Messen.

Wer Karriere machen will, kann Teamleiter, dann Staffel- und Gruppenführer bis hin zum Zugführer werden. Auch eine Weiterbildung zum Notfallsanitäter ist möglich. Und ein Studium im Rettungsingenieurwesen ist möglich.

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