Nicht aus der Ruhe bringen lassen

Unterhaching · Manche Vorstellungsgespräche laufen nicht rund. Mitarbeiter der Personalabteilung stellen Bewerbern mitunter merkwürdige Fragen. Um bei Sätzen wie „Ist der Job nicht eine Nummer zu groß für Sie?“ gelassen zu bleiben, hilft zu wissen, was Personaler damit bezwecken.

Der Job wäre ein Traum. Doch das Bewerbungsgespräch wird zum Albtraum. Doch wer weiß, was der Personaler mit seinen Fragen bezweckt, kann gelassen bleiben. Beispielsweise bei: Arbeiten Sie lieber im Team oder alleine? Solche Alternativfragen deuten immer auf Glatteis hin, sagt Johannes Stärk, Karriereberater aus Unterhaching bei München. Das Ziel ist, dass Bewerber sich vorschnell auf eine Variante festlegen und sich dann in Widersprüche verstricken, wenn der Personaler Nachfragen stellt. Wer etwa angibt, dass er lieber im Team arbeitet, kommt dann in die Situation, sich dafür rechtfertigen zu müssen, dass er nicht alleine Aufgaben bearbeiten kann.

Daher ist es gut, sich nicht vorschnell auf eine Variante festzulegen, rät Stärk. Bewerber können etwa sagen: "Das kommt auf die Situation an." Wenn ich mir schnell viel Wissen aneignen muss, bin ich lieber ungestört. Bei größeren Präsentationen arbeite ich gerne mit anderen zusammen.

Bei der Frage, halten Sie bei Streitereien zu Kollegen oder zum Chef, gilt im Prinzip dasselbe wie oben. Der Bewerber soll auf das Glatteis geführt werden. Dem Personaler geht es darum, herauszufinden, ob jemand auf einer starren Position verharrt oder eher vermittelnd denkt. Eine Antwort kann sein: "Ich habe so eine Situation noch nie erlebt, aber ich würde denken, man setzt sich zusammen und löst das Problem gemeinsam."

Tückisch ist auch die Frage, welche Rolle Geld für einen spielt. Diese Frage soll testen, ob Bewerber für eine Führungsposition infrage kommen, sagt Christian Püttjer, Karriereberater aus Bredenbek bei Münster. Auch Personaler denken in Klischees: Sie unterstellen Führungskräften, dass Geld für sie ein Statussymbol und ihnen deshalb wichtig ist. Außerdem zeige es Personalern, wie selbstbewusst Jobsuchende sind und ob sie bereit sind, sich unter Wert zu verkaufen. In den allermeisten Fällen ist es als Bewerber nicht sinnvoll, Geld als zweitrangig abzutun. Das gilt selbst dann, wenn Jobsuchende eine Arbeit vor allem aus idealistischen Gründen interessiert, sagt Püttjer. Besser ist zu sagen: "Ich empfinde Geld als Anerkennung für meine beruflichen Leistungen. Deswegen finde ich es gut, wenn ich es als Äquivalent zu meinem beruflichen Einsatz auch auf dem Konto habe."

Die Frage, ob der ausgeschriebene Job nicht eine Nummer zu groß für den Bewerber sei, soll diesen brüskieren, sagt Stärk. Getestet werden dabei Souveränität und Stressresistenz. Personaler wollen nun wissen: Wie schlagfertig und souverän ist jemand und wie rhetorisch geschickt. Daher zählen Jobsuchende am besten selbstbewusst die eigenen Stärken auf. Auf keinen Fall dürfen sich Bewerber verunsichern lassen, das wirkt unsouverän. Stattdessen sagen sie am besten: "Ich bin auf jeden Fall der Richtige, Sie haben mich ja auch eingeladen." Und dann Kriterien nennen, was einen für den Job qualifiziert.

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