Leseratten mit Verkaufstalent

Tübingen · Buchhändler brauchen eine Leidenschaft für das Lesen. Doch das allein reicht nicht. Sie lotsen ihre Kunden auch durch Hunderttausende Bücher, E-Books und Geschenkartikel. Gesucht werden Fachleute mit Intellekt und Kommunikationsfähigkeit.

Kunden beraten, neue Bücher in die Regale räumen und nebenbei die nächste Autorenlesung planen: Laura Messerer hat viel zu tun in der Buchhandlung Osiander in Tübingen . Die angehende Buchhändlerin ist verantwortlich für eine Filiale direkt am Neckar, die Auszubildende betreiben. Eine Kundin sucht ein spannendes Buch für ihre Enkelin, eine andere interessiert sich für einen E-Book-Reader. "Das Tolle an dem Beruf ist, dass es nie eintönig wird", sagt Messerer. Buchhändler sind Verkäufer, Einkäufer, Marketing-Experten und Dekorateur in einem.

Außerdem müssen sie Leseratten sein - anders geht es nicht. Aber viel zu lesen und Bücher zu mögen reicht nicht aus. Am Ende geht es darum, dass im Geschäft die Kasse klingelt. "Buchhändler ist ein Handelsberuf. Das heißt, man muss überzeugende Beratungsgespräche führen und am Ende den Kunden auch dazu bringen, ein Buch zu kaufen", sagt Monika Kolb-Klausch. Sie ist Bildungsdirektorin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Frankfurt.

Deshalb lernen Buchhändler in ihrer dreijährigen Ausbildung das gesamte Instrumentarium eines Kaufmanns kennen, erklärt die Expertin. Sie beo-bachten den Markt mit seinen rund 80 000 Neuerscheinungen pro Jahr und analysieren das Kaufverhalten ihrer Kunde. Weil Buchhandlungen längst nicht mehr nur Bücher anbieten, müssen die Händler sich auch mit Hörbüchern und E-Books auskennen.

In der Filiale von Laura Messerer stapeln sich kistenweise neue Bücher . Einige davon hat die Auszubildende bestellt. "Da muss man schauen, dass man immer auf dem neuesten Stand ist, was es gerade auf dem Markt gibt", erklärt sie. "Und man bekommt ja auch mit, was gerade gut läuft und wofür sich die Kunden interessieren."

Weil der Beruf so viele verschiedene Anforderungen stellt, sind die Erwartungen an die Auszubildenden hoch. Zwar reicht formal der Hauptschulabschluss. Doch die Realität sieht anders aus, sagt Philippe Drouet, Personalleiter bei Hugendubel. "Die Mehrzahl der Auszubildenden hat das Abitur, danach kommen Realschüler und Studienabbrecher, die sich entschieden haben, doch lieber eine Ausbildung zu machen."

Besonders achten der Personalchef und sein Team bei den Bewerbern auf soziale Kompetenzen. "Eine gute Kommunikationsfähigkeit, ein gepflegtes Auftreten und eine Leidenschaft fürs Verkaufen muss man auf jeden Fall mitbringen." Zukunftssorgen macht sich die Branche nicht. Der Job werde durch digitale Medien anders und vielfältiger, sind die Experten sich einig. Neue Vertriebswege etwa durch E-Books werden im Arbeitsalltag von Buchhändlern zwar immer wichtiger. "Aber die Menschen mögen Bücher , und viele mögen auch das Flair in Buchhandlungen ", sagt Drouet. Dass der Beruf eines Tages vom Internet verdrängt wird, kann er sich deshalb nicht vorstellen.

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Auf einen BlickBuchhändler kaufen, verkaufen und präsentieren Bücher , Zeitschriften, elektronische und andere Medien. Dabei beraten sie Kunden und übernehmen Organisationsaufgaben. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 530 und 900 Euro brutto monatlich, je nach Ausbildungsjahr und Region. Das spätere monatliche Einstiegsgehalt wird mit 1700 bis 2500 Euro brutto beziffert.Weitere Infos im Internet unter www.bmd-verband.de , www.versandbuchhaendler.de , www.pressegrosso.de , www.cdh.de und www.bvdm-online.de hei

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