Beruf mit hoher Verantwortung Kühler Kopf trotz großer Verantwortung

Langen · Fluglotsen müssen schnell reagieren und gut mit hoher Belastung und kritischen Situationen umgehen können. Auch deshalb wird zur Ausbildung nur zugelassen, wer einen mehrstufigen Eignungstest besteht.

 Azubi David Liedtke arbeitet in einem Radarkontrollzentrum. Unter Aufsicht eines Ausbilders ist er bereits im praktischen Flugbetrieb tätig und hat beispielsweise immer die Wettersituation im Blick.

Azubi David Liedtke arbeitet in einem Radarkontrollzentrum. Unter Aufsicht eines Ausbilders ist er bereits im praktischen Flugbetrieb tätig und hat beispielsweise immer die Wettersituation im Blick.

Foto: dpa-tmn/Andreas Arnold

Ein Fluglotse, der sich die Haare rauft, kommt höchstens in Filmen vor. Denn hektisch darf es bei seiner Arbeit nicht zugehen. Eine gewisse Grundgelassenheit sei das Wichtigste, das Fluglotsen für ihren Beruf mitbringen sollten, sagt Ute Otterbein von der Deutschen Flugsicherung. Auf David Liedtke trifft das zu. Der 25-Jährige arbeitet als angehender Fluglotse bei der DFS Deutsche Flugsicherung in Langen bei Frankfurt am Main. 2017 hat er dort begonnen und zunächst die etwa eineinhalbjährige Grundausbildung absolviert. Als erstes habe er die Akademie besucht, erzählt Liedtke. Dort hätten Theorieunterricht und Simulatortraining auf dem Lehrplan gestanden.

Insgesamt dauert die Ausbildung drei Jahre. Inzwischen ist für Liedtke Training im echten Joballtag angesagt. Der 25-Jährige ist unter Aufsicht eines Ausbilders in einer Radarkontrollzentrale im Einsatz. Andere Lotsen werden speziell für den Tower ausgebildet. „Ich kümmere mich um den Flugraum über Düsseldorf, da kontrollieren wir die Anflüge“, erzählt er.

Per Sprechfunk geben Fluglotsen Anweisungen an die Piloten und haben dabei etwa das Wetter immer im Blick. Denn verschiedene Bedingungen erfordern verschiedene Anweisungen. „Je wärmer es ist, desto schlechter steigen zum Beispiel die Flugzeuge“, erklärt Liedtke. Die Lotsen in der Radarkontrollzentrale leiten den Abflug bis zu einer vorgegebenen Höhe und den Anflug bis zur Übergabe an den Tower.

Liedtke arbeitet im Schichtdienst: „Frühschichten, Spätschichten und teilweise an den Wochenenden.“ Der früheste Dienst beginnt um 5.45 Uhr. Die Lotsen arbeiten zwei Stunden am Stück, dann haben sie Pause. Aktuell erhält Liedtke noch nach jedem Arbeitsblock eine kurze Kritik von seinem Ausbilder. „Gerade am Anfang ist es schwer, nicht in Hektik zu verfallen. Im Ruhrgebiet ist der Flugverkehr sehr dicht. Da ist es gut, im Nachgang noch einmal eine Rückmeldung zu bekommen.“

Fluglotsen müssen mehrere Flugzeuge gleichzeitig im Blick haben und bei unerwarteten Situationen in Sekundenschnelle reagieren. „In stressigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren“, gehört für Liedtke daher zu den größten Herausforderungen in seinem Job. Die Lotsen kommunizieren zudem mit Piloten unterschiedlichster Nationalitäten. Die Fachkräfte benötigten Geduld, wenn es Probleme bei der Verständigung gebe, so Liedtke.

Gleichzeitig sprechen, schreiben und hören: Multitasking ist bei Lotsen an der Tagesordnung. Zudem ist Teamfähigkeit gefragt. Um mit Stress und Belastung umgehen zu lernen, werden die Azubis von Beginn an entsprechend geschult.

Seine Eignung für den anspruchsvollen Beruf hat Liedtke bei einem mehrstufigen Auswahlverfahren unter Beweis gestellt. Grundsätzlich müssen Bewerber mindestens 18 und jünger als 25 Jahre alt sein und die allgemeine Hochschulreife sowie Englischkenntnisse mitbringen, heißt es bei der Bundesagentur für Arbeit. Auch die medizinische Eignung muss nachgewiesen werden, also uneingeschränktes Seh- und Hörvermögen.

(dpa)
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