Kleidung für den Alltag schneidern

Berlin · Auszubildende zum Textil- und Modeschneider haben ganz unterschiedliche Ziele und Träume. Die Branche ist allerdings im Umbruch. Eine Jobgarantie gibt es daher nicht.

 Schneidern unter Anleitung: Nora Strutzke (rechts) mit ihrer Ausbilderin Nathalie Schwarz.Foto: Franziska Gabbert/dpa

Schneidern unter Anleitung: Nora Strutzke (rechts) mit ihrer Ausbilderin Nathalie Schwarz.Foto: Franziska Gabbert/dpa

Foto: Franziska Gabbert/dpa

Wer sein Hobby zum Beruf machen möchte, braucht Geduld und Durchhaltekraft. Das gilt auch für angehende Schneider. "Man muss die Leidenschaft dafür haben", sagt Nora Strutzke.

Die 18-Jährige hat im vergangenen Herbst ihre Ausbildung zur Textil- und Modeschneiderin am Oberstufenzentrum für Textiltechnik und Bekleidung (OSZ) in Berlin begonnen. Irgendwann habe sie gemerkt, dass sie kein Abitur machen, sondern lieber etwas Praktisches lernen möchte. Deswegen bewarb sie sich am OSZ. Obwohl sie Vorkenntnisse mitbringt, stellt sie die Ausbildung immer wieder vor Herausforderungen. Momentan arbeite ihre Klasse an einer klassischen Bluse. Der Kragen sei das Schwerste, verrät Nora Strutzke. "Das sind so Sachen, an denen man verzweifeln kann."

Qualitätsbewusstsein sei neben handwerklichem Geschick eine der wichtigsten Voraussetzungen für angehende Textil- und Modeschneider , erklärt Nathalie Schwarz, Ausbilderin und Sprecherin der Fachpraxis-Kolleginnen am OSZ. Ausbildungsinhalte sind die Herstellung von kleinen Serien, Mustern und Prototypen von Bekleidung, aber auch Heimtextilien und Taschen oder Rücksäcken. Nach zwei Jahren sind die Auszubildenden fertige Textil- und Modenäher. Dann können sie direkt in den Job einsteigen oder noch ein Jahr für die Ausbildung zum Textil- und Modeschneider dranhängen.

Dort spezialisieren sie sich auf einen Bereich: Prototypen und Serienfertigung, Schnitttechnik oder Arbeitsvorbereitung und Qualitätsprüfung. Neben dem Nähen und Zuschneiden geht es auch ums Drumherum: Lagerung, Kundenbetreuung und Vorbereitung für den Versand.

Einen bestimmten Schulabschluss müssen Bewerber nicht vorweisen. Nach der Jahrhundertwende habe es in Deutschland einen Einbruch in der Textilindustrie gegeben, berichtet Michael Assenmacher, Referatsleiter für technische Berufe beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Der Großteil der Branche konzentriere sich seitdem auf den Süden Deutschlands oder sei ins Ausland abgewandert.

Das zeigt sich auch in den Ausbildungszahlen. So berichtet Marlies Dorsch-Schweizer vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), dass die Zahl der Modenäher-Azubis in den vergangenen zehn Jahren um zwei Drittel zurückgegangen ist, die der Modeschneider-Azubis um die Hälfte. 2015 gab es in Deutschland noch rund 280 Azubis im Bereich Modenäher und rund 190 Azubis im Bereich Modeschneider .

Um auf die aktuellen Entwicklungen in der Branche einzugehen, wurden die Inhalte der Ausbildung vor kurzem verändert. Im Zentrum stehen nun Materialien und neue Verarbeitungstechnologien. "Es entwickeln sich neue Fertigungstechniken, vor allem im Bereich der Funktionstextilien", erzählt Michael Assenmacher. Auch im Bereich der Prototypenproduktion würden in Deutschland Fachleute gesucht, die komplexe Maschinen bedienen können.

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Auf einen Blick Textil- und Modeschneider stellen Prototypen textiler Erzeugnisse her und optimieren diese für die Serienfertigung. Sie entwickeln die dazu nötigen Produktionsschnitte, bereiten die Fertigung vor und führen Qualitätsprüfungen durch. Die Ausbildung dauert drei Jahre, die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 700 und 1000 Euro brutto pro Monat, je nach Ausbildungsjahr und Region. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit etwa 2200 Euro brutto monatlich beziffert. Weitere Infos im Internet unter www.textil-mode.de , www.bgetem.de und www.fv-textil.de . hei

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