Berufszweige im Wandel Jobperspektiven in der Elektromobilität

Berlin/Frankfurt · Die Automobilbranche befindet sich im Wandel. Berufsprofile beschränken sich nicht mehr nur auf technische Aspekte.

 Neue Techniken bieten neue Herausforderungen. Hier arbeiten BMW-Mitarbeiter an der Produktion des Hybrid-Fahrzeugs BMW i8 im BMW-Werk in Leipzig.

Neue Techniken bieten neue Herausforderungen. Hier arbeiten BMW-Mitarbeiter an der Produktion des Hybrid-Fahrzeugs BMW i8 im BMW-Werk in Leipzig.

Foto: dpa-tmn/Sebastian Willnow

Eine Million E-Fahrzeuge sollen hierzulande bis 2022 zugelassen worden sein. Das ist Deutschlands erklärtes Ziel in Sachen Elektromobilität, das im Fortschrittsbericht der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), einer 2011 ins Leben gerufenen Initiative von Bundesregierung und Industrie, festgeschrieben ist. Rund 100 Elektro- und teilelektrifizierte Fahrzeugmodelle von deutschen Herstellern sollen bis 2020 verfügbar sein.

Die Umstellung vom Verbrennungs- zum E-Motor bringt weitreichende Folgen mit sich. Laut einer aktuellen Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) drohen durch den Wandel langfristig Zehntausende Jobs in der Automobilbranche zu verschwinden, da die Herstellung von E-Autos weniger arbeitsintensiv ist. Gleichzeitig wollen die Automobilindustrie und ihre Zulieferer bis 2020 40 Milliarden Euro in die Weiterentwicklung alternativer Antriebe investieren. So entsteht ein spannendes Feld: „Durch die weitere Verbreitung von Elektromobilität eröffnen sich interessante Jobperspektiven“, sagt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.

Smarte Bordcomputer, innovative Fahrassistenten oder verlässliche Reichweitenberechnung – die fortschreitende Entwicklung von E-Autos betrifft viele Berufsbereiche. Die Branche sucht jetzt zum Beispiel verstärkt Absolventen aus dem IT-Bereich sowie Juristen, die sich mit Produkthaftung, Patenten und Lizenzen befassen. Außerdem werden Autodesigner, die die Innenausstattung der E-Autos entwerfen, benötigt. Volkswirtschaftler, Ingenieure, Maschinenbauer und Elektrotechniker sind ebenso gefragt.

„Auch Chemiker haben gute Berufsaussichten“, erklärt Ralf Petri. Er leitet das Kompetenzzentrum Mobility im VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in Frankfurt am Main. Die Fachleute arbeiten zum Beispiel an der Weiterentwicklung der Li-Ionen-Technologie, die derzeit bei den Batterien in E-Autos eingesetzt wird.

Wer sich als Abiturient für eine Karriere in der Automobilindustrie interessiert, kann sich über Studiengänge etwa in den Bereichen Fahrzeugtechnik, Automotive Management, Maschinenbau oder Verkehrswirtschaft informieren. Von Vorteil könne auch ein duales Studium sein.

Aus der Sicht von Petri bereitet ein Studium der Elektrotechnik gut auf die Herausforderungen im Bereich der Elektromobilität vor. Auch weil es eine „hohe Systemkompetenz“ vermittle, also die Fähigkeit, über das eigentliche Fachgebiet hinaus zu denken und in interdisziplinären Teams zu kommunizieren. Das sei eine Fertigkeit, die in einer Branche wie der Automobilindustrie besonders benötigt werde.

Ebenso wie internationale Kompetenzen. Es biete sich an, während des Studiums Sprachen zu erlernen und eine Weile im Ausland zu leben. „Die deutsche Automobilindustrie hat mehr als 2400 Produktionsstandorte weltweit“, sagt Joachim Damasky, Geschäftsführer Technik beim Verband der Automobilindustrie (VDA) in Berlin.

Nicht nur Akademiker haben in der Elektromobilität exzellente Berufsaussichten. „Gefragt sind auch Absolventen industrieller elektrotechnischer Berufsausbildungen“, betont Petri. Gleiches gelte für Fahrzeuglackierer, Automobilkaufleute und Kfz-Mechatroniker. Paul Ebsen sieht darüber hinaus Bedarf für Vertriebs- und Marketingkräfte.

Wer in der Elektromobilität tätig ist, muss sich auf lebenslanges Lernen einstellen, denn die Branche wandelt sich permanent. „Es gibt ständig neue Technologietrends, einfach weil noch nicht so viele Produkte am Markt sind und stetig nach Verbesserungen gesucht wird“, erklärt Petri. Daraus entwickele sich eine „Dynamik, die vielleicht in gesetzteren Bereichen so nicht mehr besteht“.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort