Moderne Berufe Irgendetwas mit sozialen Medien

Hannover · „Ich werd‘ Youtuber!“ Wenn Eltern diesen Berufswunsch von ihren Kindern hören, dürften viele die Augen verdrehen.

 Berufsziel Influencer – davon träumen viele Jugendliche. Doch nur wenige werden ein Star bei Youtube.

Berufsziel Influencer – davon träumen viele Jugendliche. Doch nur wenige werden ein Star bei Youtube.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

() „Irgendwas mit Medien“: So lautete vor nur einigen Jahr die Antwort von Jugendlichen auf die Frage, was sie eines Tages beruflich machen wollen. Heute heißt es dagegen „was mit Social Media“. Oder gleich „was mit Youtube“. Denn damit wachsen die Jugendlichen heute auf. Nur: Nicht jeder kann ein Youtube-Star werden, „und Influencer ist kein dualer Ausbildungsberuf“, sagte Andreas Pieper vom Bundesinstitut für Berufsbildung kürzlich auf der Bildungsmesse Didacta in Hannover.

Viele Eltern dürften daher den Kopf schütteln, wenn sie so etwas von ihren Töchtern und Söhnen hören. Doch was sollten sie in solch einem Fall tun? Ganz einfach, sagt Pieper: Sie müssen die Wünsche ein wenig übersetzen und ergründen, was dahintersteckt. Und dann können sie mit den Kindern nach passenden Ausbildungen suchen.

Die Palette ist breit: Im IT-Bereich gibt es mehrere Ausrichtungen, vom Techniker über den Entwickler bis hin zum Kaufmann. Ein Beispiel für Jugendliche, die als Antwort auf den Berufswunsch „was mit Internet“ sagen: Zum 1. August dieses Jahres startet die neue Ausbildung für Kaufleute im E-Commerce, sagt Pieper. Hier lernen Azubis alles rund um die Gestaltung von Online-Shops und die Warenbestellung im Netz. Wenn Teenager sich für Software und Spiele interessieren, ist eine Lehre als Fachinformatiker zum Beispiel mit der Ausrichtung Anwendungsentwicklung ein guter Anfang. „Das ist ein Beruf, der boomt“, sagte Pieper. Für Youtube-Fans ist eine Ausbildung zum Mediengestalter eine gute Basis. Und wer sich für Schminkvideos interessiert, der kann sich fragen: Warum nicht einfach Kosmetikerin werden?

Klar ist: Moderne Technik bietet viele Berufschancen. „IT ist eine Zukunftsbranche“, sagt Pieper. Und sie ist wichtiger denn je. „Die Digitalisierung macht sich in fast allen Berufen bemerkbar.“ Der Schreiner von heute macht längst Pläne am PC und nutzt Apps zum virtuellen Einrichten und Ausmessen von Flächen. Der Dachdecker prüft das Dach, indem er Fotos davon mit einer Drohne macht. Und der Schornsteinfeger kommt zum Heizungscheck mit dem Laptop.

IT-Berufe sind aber weiter eine Männerdomäne. Das spiegelt sich auch in der Lehre wider: Bei den meistgewählten Ausbildungsberufen tauchte 2016 bei den Frauen der erste IT-Beruf erst auf Rang 21 auf, bei den Männern schon an zweiter Stelle. Dabei ist der Bedarf da: Viele Branchen in Deutschland leiden inzwischen unter einem Fachkräftemangel – das gilt auch für die sogenannten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).

Frauen seien in Technikberufen nach wie vor unterrepräsentiert. Das habe vielfältige Ursachen, etwa überholte Rollenbilder und die fehlende Förderung von Mädchen in den MINT-Fächern, erklärt Juliane Petrich vom IT-Verband Bitkom. „Mädchen müssen in der Schule so früh wie möglich für MINT-Fächer begeistert werden“, fordert Petrich. Dafür brauche es eine gezielte Förderung durch Lehrer und weibliche Vorbilder in diesem Bereich. Positive Erfahrungen gebe es etwa mit speziellen Frauenstudiengängen im MINT-Bereich.

Die gute Nachricht dabei: Im Studienbereich Informatik ist die Zahl der weiblichen Studienanfänger 2016 gegenüber dem Vorjahr um fast sieben Prozent gestiegen. Damit liege der Anteil von Frauen unter den Erstsemestern erstmals bei über 25 Prozent – so hoch wie nie, wie die Initiative „Komm, mach MINT“ erläutert. 2008 lag der Anteil noch bei unter 20 Prozent.

Eltern sollten Mädchen also ruhig Mut machen, wenn diese sich für Technik interessieren, rät Pieper. Dann ist es im ersten Schritt ratsam, in Selbsttests zu prüfen, ob dieser Bereich einem tatsächlich liegt. Und dann ist es wichtig, in der Praxis in den Bereich hineinzuschnuppern. Das ist etwa bei einem Praktikum oder bei Aktionstagen wie dem Girls‘ Day möglich.

(dpa)
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