Hochsaison für Büchsenmacher

Grabow · In Wald und Flur ist wieder Ruhe eingekehrt, die Hauptjagdsaison ist zu Ende. Für die Büchsenmacher beginnt nun die Arbeit erst richtig. Sie reparieren die Jagdwaffen.

Dirk Poltier greift sich ein gut abgelagertes Stück Nussbaumholz. Es ist gerade mal so lang wie ein Unterarm und rund 3000 Euro wert. Demnächst wird der Büchsenmacher daraus einen Schaft formen - mit Stechbeiteln, Fräsern, Feilen, Raspeln und viel Sandpapier. Eine Auswölbung, die "Deutsche Backe", gibt sicheren Halt. Den Kopf passgenau darin eingebettet erleichtert sie den zielgenauen Schuss.

Poltier ist einer der wenigen verbliebenen Meister seines Fachs in Mecklenburg-Vorpommern. Gelernt hat der 54-Jährige den Beruf einst in Suhl. Die Stadt im Süden Thüringens war über Generationen weltweit berühmt für die private Waffenherstellung. Zu DDR-Zeiten waren dort mehr als 3000 Menschen beschäftigt. Heute sind es noch ein paar Dutzend. Längst hat auch hier Ware "Made in China" den Markt erobert.

Mit Stolz schreitet er die in Reih und Glied zum Verkauf hängenden Waffen ab. Beim genaueren Betrachten fällt auf, wie viel Arbeit darin steckt. Zierleisten sind wie Zöpfe geflochten, Tiere sind eingraviert. Durch unterschiedlich tiefe Einschläge hat der Graveur farbliche Nuancen herausgearbeitet. In die aufgehende Sonne ist Gold eingehämmert.

Akurates Arbeiten und höchste Präzision sind Voraussetzung für diesen Beruf. Bis hin zum Rohrmacher können acht Berufsgruppen an einer handwerklich gefertigten Waffe beteiligt sein. Solch ein Meisterwerk kostet oft einen fünfstelligen Betrag. Pro Jahr baut Dirk Poltier zwei bis vier Waffen. 90 Prozent seiner Arbeit machen Reparaturen aus.

Rechtlich ist keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben, die Betriebe stellen aber überwiegend Ausbildungsanfänger mit mittlerem Bildungsabschluss ein. 2013 hatten von 24 Azubis 50 Prozent die mittlere Reife, 38 Prozent sogar Abitur. Laut Ausbildungsordnung stehen während der Ausbildung die Techniken der Metallbearbeitung und der Umgang mit Holz- und Kunststoffen auf dem Programm. Weitere Fächer sind Waffentechnik , Ballistik , Optik und die rechtlichen Grundlagen des Waffengesetzes.

Nach ihrer dreijährigen Ausbildung arbeiten Büchsenmacher entweder in der industriellen Produktion von Handfeuerwaffen, im Waffenfachhandel oder in Fachgeschäften für Jäger- und Anglerbedarf.

Die Jagdsaison ist längst wieder zu Ende, es herrscht wieder Ruhe in Wald und Flur. Jetzt bringen die Kunden Waffen zum Reparieren oder Überholen. Damit beginnt für den Büchsenmacher die Hochsaison. Zunehmend ist dabei auch Sohn Karl gefragt. Der 28-Jährige will eines Tages das Geschäft seines Vaters übernehmen.

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Auf einen BlickDer Beruf des Büchsenmachers ist selten. Die Handwerker stellen Sport- und Jagdwaffen her und reparieren sie. Die duale Ausbildung dauert drei Jahre, die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 299 und 823 Euro brutto pro Monat, je nach Ausbildungsjahr und Region. Der spätere Verdienst wird mit etwa 2300 Euro brutto pro Monat beziffert.Weitere Infos im Internet unter www.metallhandwerk.de , www.buechsenmacherinnung.de und www.bghm.de hei

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