Handwerker und Modeberater zugleich

Berlin · Schuhmacher stellen Schuhe her und reparieren sie. Die Sohle des Damenschuhs wird oft geklebt, die des Herrenschuhs genäht. Warum das so ist und wie man einen Schuh nach Kundenwunsch anfertigt, lernen Auszubildende in drei Jahren.

"Es ist ziemlich cool, für sich selbst Schuhe zu machen", sagt Tabea Terrino. Die 22-jährige Schweizerin ist im dritten Lehrjahr zur Schuhmacherin. Ihr erstes Paar Schuhe fertigte Terrino für eine Projektarbeit in der Schule an. Das gefiel ihr so gut, dass sie ihren Plan, ein Studium zu beginnen, auf Eis legte. Bei der Schuhmacherei Kirstin Hennemann in Berlin lernt sie nun, Damen- und Herrenschuhe zu entwerfen.

Je nach Betrieb macht das Herstellen neuer Schuhe oder die Reparatur alter den Großteil der Arbeit aus. In den vergangenen Jahren ist die Fertigung von Maßschuhen wieder beliebter geworden. Nur wenige Schuhmacher üben das Handwerk im klassischen Sinne aus wie zu der Zeit, als es noch keine Serienfertigung gab. Die meisten arbeiten in Reparaturwerkstätten. Dort erneuern sie beispielsweise Schuhe , richten schiefe Absätze, beraten Kunden und verkaufen Schuhe .

In der Ausbildung in einem kleineren Betrieb hätten Lehrlinge viel Kundenkontakt, erklärt Peter Schulz vom Zentralverband des Deutschen Schuhmacher-Handwerks (ZDS) in Sankt Augustin. Fast immer arbeitet Tabea Terrino am Samstag und hat am Montag frei. Die wöchentliche Arbeitszeit für angestellte Schuhmacher beträgt 39 Stunden. Das Handwerk ist allerdings nicht tarifgebunden. "Der Meister zahlt so viel er will", sagt Frieder Weißenborn von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in Hannover.

Die Ausbildung findet im Betrieb und in der Berufsschule statt. 2013 wurden in Deutschland laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in allen drei Lehrjahren 93 Jugendliche zum Schuhmacher ausgebildet. Im ersten Jahr stehen etwa Fußanatomie, Klebetechniken und Reparaturen am Schuhboden auf dem Lehrplan. Im zweiten Jahr lernen die Azubis, den Schuh an den menschlichen Fuß anzupassen, einen Konfektionsschuh zu bearbeiten oder Schuhböden herzustellen. Im dritten werden das Verbinden von Schaft und Schuhboden, das Anformen des Schuhbodens und Finisharbeiten unterrichtet.

Bewerber sollten ein Interesse am Handwerk und nicht allzu schlechte Schulnoten mitbringen, sagt Schulz. Einen Vorteil hat, wer gerne näht und schon handwerklich tätig war, ergänzt Terrino. Auch Interesse an Mode, Spaß am Kontakt mit Kunden und sorgfältiges Arbeiten sind wichtig. Geeignete Bewerber werden gesucht. Dem Handwerk allgemein mache der demografische Wandel und der gesellschaftliche Trend zum Studium zu schaffen, sagt Alexander Legowski vom ZDH. Auch die Konkurrenz durch die Industrie sei stark.

Zum Thema:

Auf einen BlickSchuhmacher fertigen Maßschuhe nach Kundenwunsch oder reparieren Schuhe . Die Ausbildung dauert drei Jahre und wird im Handwerk angeboten, die Ausbildungsvergütung liegt meist zwischen 280 und 535 Euro brutto monatlich, je nach Region und Ausbildungsjahr. Es gibt allerdings keine Tarifverträge, in denen die Höhe geregelt ist. Der spätere Bruttoverdienst wird mit etwa 12,90 Stunde beziffert, der Monatsbruttolohn liegt damit bei etwa 2000 Euro.Weitere Infos im Internet www.hdsl.eu , vdl-web.de, www.schuhmacherhandwerk.de und www.bgrci.de hei

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort