Frauen haben gute Karten

Düsseldorf · Im Maler- und Lackiererberuf sind Frauen nach wie vor die Ausnahme. Dabei haben Schulabgängerinnen momentan sehr gute Chancen auf eine Ausbildungstelle in einem Malerbetrieb. Der Branche fehlen weibliche Arbeitskräfte.

Mit dem Farbeimer auf das Gerüst steigen, Wände tapezieren und Fensterrahmen beschichten: Auf Baustellen fühlt sich Shari Müller wohl. Die 19-Jährige ist im zweiten Jahr ihrer Ausbildung zur Malerin und Lackiererin. Müller lernt im Düsseldorfer Fachbetrieb Borrenkott und arbeitet dort oft als einzige Frau unter Männern. Eine bevorzugte Behandlung bekommt sie deshalb aber nicht. "Ich mache ohne Ausnahmen die gleiche Arbeit wie die anderen", sagt Müller.

Unter bundesweit 19 001 Auszubildenden zum Maler und Lackierer waren 2012 nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) lediglich 2647 Frauen. Viele Handwerksberufe sind immer noch eine klassische Männerdomäne. Das liegt aber nicht daran, dass Frauen nicht willkommen wären. "Längst hat auf Arbeitgeberseite ein Umdenken eingesetzt. Frauen haben bei Bewerbungen gute Karten", sagt Hans Voss, der bei der Maler- und Lackiererinnung in Düsseldorf für die Berufsbildung verantwortlich ist.

Ein Grund sind ihm zufolge nicht zuletzt die guten Erfahrungen, die Handwerksmeister mit Frauen als Azubis und Gesellinnen machen. "Sie überzeugen oft durch herausragende Leistungen", sagt Voss. Er kenne inzwischen Fachbetriebe, die auf einen ausgeglichenen Mitarbeitermix achten. Mitarbeiterinnen fielen vor allem häufig bei filigranen Tätigkeiten positiver auf als ihre männlichen Kollegen.

Shari Müller kennt die Skepsis, die ihr Kunden mitunter entgegenbringen. "Können Sie das alles auch?", werde sie manchmal gefragt, wenn sie etwa beginne, Tapetenrollen aus dem Auto zu holen und Tapeziertische aufzubauen. "Dann muss man cool bleiben", erklärt die junge Frau. Sie nehme solche Momente als Ansporn, einen besonders guten Job zu machen. Im Betrieb ist die 19-Jährige von sieben Beschäftigten die einzige Frau. Doch das Miteinander funktioniere gut, sagt sie.

Ganz gefeit vor dummen Sprüchen ist die junge Frau in ihrem Alltag allerdings nicht. Auf Großbaustellen, wo auch Handwerker anderer Fachbetrieben arbeiten, herrsche mitunter ein rauer Ton. Dann könne auch schon mal ein derbes Wort in ihre Richtung fallen, erzählt Müller. "In solchen Situationen muss man ein paar Gegensprüche parat haben", erklärt die junge Frau. Generell verbessere eine Frau im Team oft den Umgangston, meint Hans Voss beobachtet zu haben. "Männer treten häufig verbindlicher und höflicher auf, wenn Frauen dabei sind", sagt er.

Shari Müller rät jungen Frauen, die in einem als Männerdomäne geltenden Beruf eine Ausbildung absolvieren möchten: "In jedem Fall sollte man vor Ausbildungsbeginn ein Praktikum absolvieren, um zu gucken, ob einem die Tätigkeit auch wirklich liegt."

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Ausbildung zum Maler und Lackierer dauert drei Jahre. Junge Menschen können das Handwerk in den Fachrichtungen Bauten- und Korrosionsschutz, Gestaltung und Instandhaltung sowie Kirchenmalerei und Denkmalpflege lernen. Der tarifliche Lohn einer dualen Ausbildung liegt der Bundesagentur für Arbeit zufolge je nach Lehrjahr zwischen 480 und 665 Euro brutto im Monat. Es sind aber auch frei vereinbarte Ausbildungsvergütungen möglich, wenn der Betrieb etwa nicht tarifgebunden ist. Den späteren Verdienst in der Branche beziffert die Arbeitsagentur mit 2300 bis 2600 Euro brutto monatlich.Weitere Infos im Internet unter www.bv-bauwirtschaft.de , www.lackindustrie.de sowie www.zdb.de . hei

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort