Ausbildungsberuf Sie helfen, wenn der Körper streikt

Berlin/Bochum · Der berufliche Weg zum Physiotherapeuten führt über eine Ausbildung an Berufsfachschulen oder ein Studium.

Anatomie ist ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung für angehende Physiotherapeuten.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

() Der menschliche Körper hat über 206 Knochen. Mehr als 650 Muskeln sorgen für Beweglichkeit, zusammen mit Gelenken, Sehnen und Bändern bilden sie den Stütz- und Bewegungsapparat des Menschen. Während die Sehnen Knochen und Muskeln verbinden, sichern und bewegen die Bänder die Gelenke. Wenn in deren komplizierten Zusammenspiel etwas schiefgeht, dann müssen Physiotherapeuten eingreifen. Sie helfen bei Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit. Eine verantwortungsvolle Aufgabe: Deshalb verbringen angehende Physiotherapeuten das erste Jahr ihrer schulischen Ausbildung allein mit Theorie, bevor sie zum ersten Mal Patientenkontakt haben.

Friederike Busse hat vor drei Jahren ihre Ausbildung an der Physiotherapieschule des Universitätsklinikums Charité in Berlin begonnen. Seit dem zweiten Ausbildungsjahr ist sie morgens von acht bis elf Uhr auf den unterschiedlichen Stationen der Klinik im Einsatz. „Alle sechs Wochen wechseln wir den Einsatzort, so lernen wir unterschiedliche Stationen kennen – Orthopädie, Chirurgie, aber auch die Innere Medizin, die Neurologie und Pädiatrie“, erzählt die 24-Jährige. Nach dem Einsatz im Klinikum geht es nachmittags zurück auf die Schulbank zur Vertiefung der Grundlagen.

Es ist die Mischung aus Praxis und Theorie, der Friederike Busse gut gefällt. „Ich wollte immer etwas mit den Händen machen und nicht stupide nur am Computer sitzen.“ Gleichzeitig will sie ihren Kopf gefordert wissen, Eigenverantwortung übernehmen und beruflich Kontakt zu Menschen pflegen. „Wir arbeiten mit den Patienten daran, dass sie wieder gesund werden. Wir ermuntern sie, sich zu bewegen, und helfen dabei, Lebensqualität wiederzugewinnen.“

Im Anschluss an ein freiwilliges soziales Jahr in einer Reha-Klinik hat Busse zunächst ein Physiotherapiestudium begonnen und schnell wieder abgebrochen. Als Mensch, der immer in Bewegung ist, war ihr das Studium zu theoretisch. Ihr liegt vor allem die Arbeit mit den Patienten. Etwa wenn sie schon am Tag einer Operation am Krankenbett erste Mobilisierungsübungen anleitet. In der Regel freuen sich die Patienten über die Arbeit mit den Physiotherapeuten.

Je nach Persönlichkeit der Patienten müssen die Physiotherapeuten diese mehr oder weniger motivieren. Außerdem ist Einfühlungsvermögen gefragt, denn nach einer Krankheit oder einem chirurgischen Eingriff ist oftmals nicht nur der Körper der Patienten geschwächt, sondern auch die Seele. Doris Rehdorf, Leiterin der Physiotherapieschule am Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe (BBG), achtet auch auf die seelische Verfassung ihrer Azubis. „An einem Universitätskrankenhaus wie der Charité hat man mit außergewöhnlichen Fällen zu tun. Unsere Schüler arbeiten auch mit Schwerkranken, bei denen unter Umständen nicht immer alles wieder gut wird“, sagt sie. Wer aber Neugierde, Entdeckerfreude und Analysefähigkeiten mitbringe, sei in diesem Beruf richtig. „Es kann etwas von Detektivarbeit haben, denn wir müssen Abweichungen erkennen“, sagt Rehdorf.

Detektivische Fähigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz nötig, denn die unterscheiden sich je nach Bundesland. Das Schulgeld wurde mittlerweile in weiten Teilen Deutschlands abgeschafft, eine bundesweite Regel gibt es aber nicht. Und nicht alle Azubis bekommen Gehalt.

(dpa)