Bestimmen, wie der Sommer schmeckt

Berlin · Bananensplit und Schwedenbecher sind ihr Handwerk: Bei Speiseeishersteller dreht sich alles um die perfekte süße Sünde. Lange war ihre Ausbildung nicht geregelt. Sechs Jahre nach ihrer bundesweiten Einführung wird die Lehre nun modernisiert.

Walter Mangilis Ideen für neue Eissorte kommen ihm spontan. Dann mischt er in seinem kleinen Eislabor verschiedene Zutaten. Im besten Fall entsteht dann in Minuten eine neue Kreation, wie etwa Walnuss-Eis mit weißer Kuvertüre. Der 42-Jährige arbeitet in der Berliner Eisdiele Caffé e Gelato. Die Erfindung einer neuen Sorte dauert aber in der Regel deutlich länger, erfordert ständiges Probieren. Was der perfekte Auszubildende dazu mitbringen muss, weiß Mangili genau: "Man muss selbst gerne Eis essen, quasi dafür brennen."

Eishersteller war in Deutschland lange kein Ausbildungsberuf. Bis vor wenigen Jahren weihte einfach eine Generation die nächste in das Handwerk ein. Erst seit 2008 gibt es eine Lehre. Nach sechs Jahren wird sie nun zum 1. August 2014 modernisiert.

Junge Leute sollen sowohl für die Eisherstellung als auch für die Gastronomie fit gemacht werden. Die Ausbildung dauert deshalb künftig drei statt zwei Jahre. Auch die Berufsbezeichnung ändert sich: Speiseeishersteller heißen ab August Fachkräfte für Speiseeis. Das Spektrum der Tätigkeiten sei bisher zu eng gewesen, sagt Karl-Sebastian Schulte. Dem Geschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) zufolge bot die Ausbildung bislang keine Grundlagen für eine berufliche Weiterbildung.

Ab August befassen sich Auszubildende deshalb nicht nur damit, wie sie Eis herstellen. Ihnen wird auch beigebracht, wie sie kleine Gerichte oder Getränke wie Cappuccino zubereiten. Zudem lernen sie kaufmännischen Grundlagen wie Marketing.

Bundesweit absolvierten in den vergangenen Jahren im Schnitt 40 junge Frauen und Männer eine Ausbildung zum Eishersteller. Angesichts der großen Nachfrage nach erstklassigen Kreationen sei es wünschenswert, wenn sich mehr junge Menschen für die Ausbildung entschieden, sagt Schulte vom ZDH. Azubis hätten gute Chancen auf Übernahme.

Wer sich für die Ausbildung interessiert, braucht keinen bestimmten Schulabschluss. "Bislang bewarben sich überwiegend junge Leute von Realschulen", erzählt Annalisa Carnio, Sprecherin der Union der italienischen Speiseeishersteller. Bewerber sollten ihr zufolge gerne mit Menschen umgehen. Zudem müssten sie Verantwortungsbewusstsein und Sorgfalt beim hygienischen Umgang mit leicht verderblichen Rohstoffen wie Milch mitbringen.

Die Berufsschule besuchen Auszubildende in den ersten zwei Jahren gemeinsam mit angehenden Fachkräften im Gastgewerbe. Für das dritte Ausbildungsjahr gibt es länderübergreifende Fachklassen in den Berufsschulen, beispielsweise in Mannheim oder Straubing. Dort werden fundierte Kenntnisse in Sachen Speiseeis vermittelt. Nach der Lehre können die Eismacher in Eisdielen, aber auch in Konditoreien, Patisserien von Hotels sowie in der Gastronomie arbeiten. "Wer sich für den Beruf entscheidet, muss bereit sein, im Frühjahr und Sommer eine Sechs-Tage-Woche zu haben und gegebenenfalls auch länger als acht Stunden pro Tag im Betrieb zu sein", erklärt Carnio. Überstunden würden dann in der kälteren Jahreszeit wieder abgebaut.

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Ausbildung zur Fachkraft für Speiseeis dauert ab dem 1. August drei Jahre. Die Ausbildungslohn liegt bei tariflich gebundenen Betrieben zwischen 530 Euro und 620 Euro brutto pro Monat. In anderen Eisdielen kann der Lohn deutlich darunter liegen. Die Bundesarbeitsagentur geht von 270 bis 410 Euro brutto pro Monat aus. Das spätere Einstiegsentgelt wird mit 1800 bis 2000 Euro brutto pro Monat beziffert. Bei Eisdielen ohne Tarifbindung kann der Lohn auch deutlich darunter liegen. Weitere Infos im Internet unter www.uipcg.com und www.uniteis.com/de hei

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort