Bewerbung im eigenen Unternehmen Interne Bewerbung ist kein Selbstläufer

Berlin/Düsseldorf · Manchmal liegt die Lösung eines Jobproblems direkt vor der eigenen Bürotür: eine neue Stelle im alten Unternehmen.

 Manchmal liegt die Option für einen Jobwechsel ganz nah. Nicht nur die Arbeitnehmer, auch Unternehmen schätzen die Vorteile, die interne Bewerber mitbringen.

Manchmal liegt die Option für einen Jobwechsel ganz nah. Nicht nur die Arbeitnehmer, auch Unternehmen schätzen die Vorteile, die interne Bewerber mitbringen.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Wer unzufrieden mit seinem Job ist oder die nächste Sprosse auf der Karriereleiter in Angriff nehmen möchte, braucht manchmal gar nicht weit zu schauen. „Oft haben die Angestellten einen Arbeitgeberwechsel im Sinn, wenn sie sich beruflich verändern wollen“, sagt der Freiburger Diplom-Psychologe und Autor Hans-Georg Willmann. Dabei biete das Unternehmen, in dem man bereits arbeitet, vielleicht sogar die besseren Chancen.

Ist ein Angestellter mit Branche, Unternehmensgröße, Ort und Betriebsklima zufrieden, könne man den Heimvorteil nutzen, den man als interner Bewerber hat, sagt Willmann. „Oft ist dieser Weg einfacherer als ein Jobwechsel“, sagt Eberhard Hübbe von der Unternehmensberatung Kienbaum. Zudem kenne man in der Organisation die relevanten Themen und Interna und könne sich schnell auf neue Aufgaben konzentrieren.

Auch aus Unternehmenssicht lohne sich die Besetzung einer neuen Stelle mit einer bereits angestellten Person: „Es geht zügig und ist effizient, die Leistung in einer neuen Position erreicht wesentlich schneller eine gute Grundlage“, so Hübbe. Die meisten Arbeitgeber haben die Vorteile bereits erkannt, sagt Willmann. „In vielen Branchen und Unternehmen werden interne Kandidaten sogar bevorzugt.“

Doch wie kommt man als Arbeitnehmer an einen neuen Job in der alten Firma? Bei der Deutschen Bahn gibt es beispielsweise online einen internen Stellenmarkt, sagt die dortige Leiterin Personalgewinnung, Kerstin Wagner. Auch der Blick in die externen Ausschreibungen könne von Nutzen sein, genauso wie das Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich, für den man sich interessiert.

Das hält auch Willmann für bedeutend. „Das Wichtigste ist das berufliche Netzwerk innerhalb des Unternehmens: Kontakte zu Chefs und Kollegen sowie zu Menschen auf wichtigen Positionen sind auch bei der internen Bewerbung Gold wert.“ Wer gute Leistungen bringt, mache genau diese Menschen auf sich aufmerksam. Und das kann sich lohnen, denn laut Willmann werde man dann vielleicht sogar aktiv angesprochen, wenn eine interessante Position intern zu besetzen sei.

Nicht alle Positionen werden allerdings intern vergeben. „Manche Firmen schreiben ihre Stellen nur extern, etwa in Jobbörsen, aus“, sagt Willmann. Doch es könne auch eine Nachlässigkeit des Arbeitgebers sein, dass Mitarbeiter nicht über die inserierten Positionen informiert werden. „Wenn man sich nicht sicher ist, ob der Arbeitgeber interne Bewerbungen will oder nicht, sollte man in der Personalabteilung nachfragen.“

Auch wenn klar ist, welche Stelle zu vergeben ist, sollte man nicht einfach vorpreschen. „In den meisten Organisationen gibt es Regularien für diese Vorgänge, an die man sich halten sollte“, rät Eberhard Hübbe. Eine der schwierigsten Hürden ist gleich die erste: den aktuellen Chef zu informieren. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, sagt Willmann. „Es gibt natürlich Chefs, die daran interessiert sind, dass ihre Mitarbeiter wachsen und sich entwickeln.“ Häufiger wird es Vorgesetzten aber nicht besonders gefallen, wenn sie einen guten Mitarbeiter verlieren, da sie dann eine Lücke füllen müssen. Es könne sogar sein, dass der Chef den internen Veränderungswunsch blockiert. Dennoch ist die goldene Regel: „Übergehe niemals die Hierarchie“, so der Psychologe. Das könne nach hinten losgehen.

Im Weiteren, sagt Hübbe, gehe die Bewerbung im Normalfall über die Personalabteilung. Mit den Mitarbeitern dort sollte man vor einem konkreten Schritt Kontakt aufnehmen. Auch neben dem eigenen Chef gibt es indes ein paar Stolpersteine, derer man sich bewusst sein sollte. Bei internen Bewerbungen gelte laut Hübbe Geheimhaltung. Dieses Thema sei sensibler als eine externe Bewerbung. Darum sei es wichtig, nur mit involvierten Personen darüber zu sprechen. Außerdem gelte es gerade bei internen Bewerbungen, sein Profil realistisch darzustellen, genau zu sein und sorgfältig die eigene Selbsteinschätzung vorzunehmen.

Zudem sollte man die interne Bewerbung nicht als reine Formsache oder als Selbstläufer ansehen, betont Willmann. Bei einer internen Bewerbung sollte man genauso professionell vorgehen wie bei jeder externen. Das gilt auch für die Unterlagen, die einzureichen sind. „Ein aussagekräftiger Lebenslauf ist das A und O“, sagt Personalerin Kerstin Wagner. Aus ihm sollten die eigenen Erfahrungen und Kompetenzen auf einen Blick hervorgehen. Auch alle relevanten Zeugnisse und Referenzschreiben gehören dazu. Lückenhafte Unterlagen hingegen machen keinen guten Eindruck.

Willmann hat noch einen weiteren Tipp, auch im Hinblick auf ein späteres Vorstellungsgespräch: „In der gesamten Kommunikation sollte man tunlichst vermeiden, seine Motivation für die neue Position vor allem damit zu begründen, dass man die alte verlassen möchte. Stattdessen sollte die Begründung immer auf die Zukunft gerichtet sein. „Schließlich will man sich ja weiterentwickeln.“

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort