Ausbildungsberuf Sie greifen Justitia unter die Arme

Berlin/Stuttgart · Wer bei Gericht arbeiten will, kann entweder die Beamtenlaufbahn einschlagen oder Justizfachangestellter werden.

 Anwärterin Franziska Mas Marques muss als Justizsekretärin vielseitig sein. Sie führt Akten, nimmt an Verhandlungen teil, protokolliert und ist für die Büro-Organsiation zuständig.

Anwärterin Franziska Mas Marques muss als Justizsekretärin vielseitig sein. Sie führt Akten, nimmt an Verhandlungen teil, protokolliert und ist für die Büro-Organsiation zuständig.

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Wer mit einem Gericht zu tun hat, steckt oftmals in Schwierigkeiten. Das gilt natürlich nicht für Justizfachangestellte und -sekretäre, die dort ein- und ausgehen. Sie verwalten Akten und Briefe, damit bei Gerichtsverfahren alles organisiert zugeht. Franziska Mas Marques ist in ihrem zweiten Ausbildungsjahr als Justizsekretärin in Berlin und beschreibt die Geschäftsstelle der Staatsanwaltschaft in Moabit als „das Herz des guten Rechts“. Dort werde Hand in Hand gearbeitet. Die Auszubildende arbeitet Richtern zu, schreibt Verhandlungsprotokolle und berechnet Fristen.

Die Ausbildung zur Justizsekretärin ist jedoch nicht die einzige am Gericht. Es gibt auch den Beruf des Justizfachangestellten. Die Inhalte ähneln sich zwar, es gibt aber Unterschiede zwischen den beiden Berufswegen. Nicht in jedem Bundesland werden beide Ausbildungen angeboten, mancherorts dauert die Ausbildung nur zweieinhalb Jahre, anderswo drei Jahre.

Franziska Mas Marques ist als Justizsekretärin zum Beispiel schon während ihrer Ausbildung Beamtin auf Widerruf, während Justizfachangestellte nicht verbeamtet werden. Sie können deshalb von Notarinnen oder Anwälten „abgeworben“ werden und damit in die freie Wirtschaft wechseln. Justizfachangestellte sind damit weniger an die Gerichte gebunden als Justizsekretäre.

Bei einem Zivilprozess wegen eines Verkehrsunfalls am Amtsgericht geht es dabei ganz anders zu als beim Oberlandesgericht, wo grundsätzlichere Fragen verhandelt werden. „Das Schöne ist, man ist gar nicht so festgelegt“, sagt Uta Wessel, Berufsschullehrerin für Justizfachangestellte an der Kaufmännischen Schule Stuttgart-Nord. Ob mit mehr Aufregung am Strafgericht oder schön übersichtlich auf dem Grundbuchamt: Je nach Vorliebe können die Nachwuchskräfte wählen.

Franziska Mas Marques lernt als Anwärterin alle sechs Wochen die Arbeit in einer neuen Abteilung kennen. Wie liest man Verfügungen und setzt sie um? Wie führt man in einer Gerichtssitzung Protokoll? Welche Fristen müssen in diesem Fall beachtet werden? Am Gericht hat man es aber nicht nur mit Vorschriften und Regeln zu tun, sondern auch mit schwierigen Biografien.

Von Justizsekretärsanwärtern wird im mehrstufigen Auswahlverfahren einiges verlangt. Im ersten Schritt bewerben sie sich über eine zentrale Plattform, im zweiten müssen sie einen Test bestehen, der intellektuelle sowie soziale und sprachliche Fähigkeiten erfasst. Im Alltag muss der Umgang mit juristischen Texten problemlos von der Hand gehen. Wenn die Justizfachangestellten oder -sekretäre im Auftrag von Richtern etwa Urteile erstellen und diese rechtskräftig werden, sind sie dafür verantwortlich, dass keine Fehler passieren. Zudem müssen sie kompetent und hilfsbereit sein, da sie Ratsuchenden Auskunft erteilen.

(dpa)
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