Ausbildungsberuf Brauer setzen auf Kreativität

Rosenheim/München · Die Auszubildende müssen technisches und naturwissenschaftliches Interesse mitbringen.

 Angehende Brauer und Mälzer wie Anna Lautenbacher lernen, worauf es dabei beim Malz ankommt. Dabei ist es wichtig, auch Geschmacks- und Geruchssinn zu schulen.

Angehende Brauer und Mälzer wie Anna Lautenbacher lernen, worauf es dabei beim Malz ankommt. Dabei ist es wichtig, auch Geschmacks- und Geruchssinn zu schulen.

Foto: dpa-tmn/Angelika Warmuth

Durchschnittlich 100 Liter Bier trank jeder Deutsche dem Deutschen Brauer-Bund zufolge im vergangenen Jahr. Je nach Region und je nach Geschmack werden unterschiedliche Marken bevorzugt. Dabei haben alle deutschen Biere, die nach dem sogenannten Reinheitsgebot gebraut sind, eines gemeinsam: Sie bestehen lediglich aus den vier Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Wie daraus dann vielzählige Biersorten und Geschmäcker entstehen können, lernt man unter anderem in der Ausbildung zum Brauer und Mälzer. Die 19-Jährige Anna Lautenbacher hat im September 2019 ihre Ausbildung bei Auerbräu in Rosenheim begonnen. Schon während ihrer Schulzeit hat sie ein Praktikum bei einer Brauerei gemacht. „Es war faszinierend, die ganzen Prozesse bis zum fertigen Produkt mitzuerleben.“

Pro Jahr fangen knapp 400 Azubis die Ausbildung zum Brauer und Mälzer an. Rund zehn Prozent davon sind Frauen. Lautenbacher entschied sich nach ihrem Fachabitur für ihren Beruf. Formal ist der mittlere Schulabschluss ausreichend. Wichtiger als das Schulzeugnis ist jedoch technisches und wissenschaftliches Interesse. Bernd Horeth , Studiendirektor an der Städtischen Berufsschule für das Hotel-, Gaststätten- und Braugewerbe in München, zufolge, braucht es zudem eine gute Auffassungsgabe für Verfahrensabläufe sowie Grundverständnis für Physik und Chemie.

Körperliche Fitness spielt ebenfalls eine Rolle. Malzsäcke zu schleppen und Braukessel zu reinigen sind gängige Aufgaben, ergänzt Marc Oliver Huhnholz vom Deutschen Brauer-Bund.

Die dreijährige Ausbildung wird dual absolviert. Die meiste Zeit verbringt Anna Lautenbacher im Betrieb, zwischendurch hat sie Blockunterricht in der Brauerberufsschule. Auch dort gibt es praktische Module. „Wir testen das Bier in den verschiedenen Stadien, um unseren Geschmacks- und Geruchssinn zu trainieren“, erklärt die Auszubildende.

Außerdem sind EDV-Kenntnisse von immer größerer Bedeutung. Denn die Maische (Malz und Wasser) oder Würze im Kessel rühren die Brauer nicht mehr per Hand um. Viele der Produktionsabläufe funktionieren mittlerweile computergesteuert, erklärt Huhnholz. „Durch die Technik können wir die Qualität des Bieres aufrechterhalten“, sagt Lautenbacher. Wenn Kunden ihr Lieblingsbier kaufen, erwarten sie immer den selben Geschmack. „Das können wir mit unseren Messgeräten kontrollieren.“

In Mälzereien wird aus dem Braugetreide Malz hergestellt, das an die Brauereien geliefert wird. Vom gelieferten Korn bis zum abgefüllten Bier braucht es ungefähr vier bis fünf Wochen. Im Mittelpunkt der Produktion steht das Sudhaus. Hier werden die Rohstoffe Malz und Hopfen, zusammen mit Wasser, von ihrer ursprünglichen festen in die flüssige Form verarbeitet.

„Wer die Ausbildung abgeschlossen hat, hat gute Berufschancen, nicht nur in Deutschland“, sagt Huhnholz. Brauergesellen können in Mälzereien, Brauereien oder auch in anderen Bereichen der Getränkeherstellung arbeiten. Zudem habe die Ausbildung in Deutschland einen guten Ruf. Brauer und Mälzer sind weltweit gefragt, sie könnten mit dem Beruf problemlos Auslandserfahrungen sammeln. Die Besonderheit der deutschen Braukunst ist vor allem das Reinheitsgebot. „Gute Brauer schaffen es allein mit den Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, dass ein Bier nach Schokolade, Kaffee oder Banane schmeckt“, sagt Huhnholz.

(dpa)
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