Auf der Jagd nach ungebetenen Gästen

Berlin · Ob Kakerlaken in der Küche oder Silberfische im Bad, wer Probleme mit Ungeziefer hat, ruft den Schädlingsbekämpfer. Er rückt mit Chemikalien und Ködern an, um den unerwünschten Tieren den Garaus zu machen. Ein spannender Job, der aber bei Jugendlichen kaum gefragt ist.

 Rattenköder auslegen ist nur eine der Aufgaben des angehenden Schädlingsbekämpfers Eric Koch. Foto: Franziska Gabbert

Rattenköder auslegen ist nur eine der Aufgaben des angehenden Schädlingsbekämpfers Eric Koch. Foto: Franziska Gabbert

Foto: Franziska Gabbert

Eric Koch braucht nur ein paar Blicke. Dann weiß er anhand der Spur, mit welchem Ungeziefer er es zu tun hat. Wo viele Menschen in Panik geraten, bleibt der 25-Jährige gelassen. Er stellt die Ursache fest und wählt ein geeignetes Gegenmittel aus - etwa eine Köderfalle oder ein chemisches Sprühmittel.

Koch ist im dritten Lehrjahr zum Schädlingsbekämpfer. Seine Kunden sind öffentliche Institutionen, Geschäfte, aber auch Privatpersonen. Die Kommunikation mit ihnen mache etwa 30 bis 40 Prozent der Arbeit aus, schätzt Mario Heising. Er ist Geschäftsführer von Kochs Ausbildungsbetrieb Schade in Berlin . Eric Koch lernt daher auch, Kunden zu beraten und ihnen zu erklären, wie die Mittel wirken. Außerdem gibt er Tipps, wie ein Befall verhindert werden kann.

Schädlingsbekämpfer kümmern sich zum Beispiel darum, Menschen und Vorräte vor Ungeziefer zu schützen, das Krankheiten übertragen kann. Sie sorgen dafür, dass sich Schaben nicht in den feuchten Ecken eines Restaurants verstecken oder sich Ratten über Mülleimer hermachen, erläutert Hans-Peter Thelen vom Hans-Schwier-Berufskolleg in Gelsenkirchen. Der Arbeitstag von Eric Koch beginnt um 8 Uhr. Dann packt er zusammen mit einem Kollegen das Material für die Aufträge an diesem Tag zusammen. Dazu zählen Ratten-Köder, Spritzmittel, Schabenfallen, Handschuhe, Gasmaske, Müllsäcke und eine Taschenlampe. Nacheinander fahren sie die Aufträge ab, etwa zehn bis 20 pro Tag.

Koch kam nach einer Ausbildung zum Glas- und Gebäudereiniger zur Schädlingsbekämpfung . Er ist von der Arbeit fasziniert. Ihm macht es Spaß, viel unterwegs zu sein. Außerdem gefällt es ihm, den Kunden zu helfen. "Die Leute mögen uns nicht, wenn wir kommen", erzählt Heising. In Deutschland werde es oft als ein Zeichen von Unhygiene gewertet, wenn der Schädlingsbekämpfer gerufen wird. Ist die Ursache jedoch gefunden, "zaubern wir ein Lächeln herbei", sagt Koch.

Wer Schädlingsbekämpfer werden möchte, sollte sich für Biologie und ökologische Zusammenhänge interessieren. "Je mehr ich über das Tier weiß, desto mehr kann ich sagen: Deshalb ist es hier", erklärt Bärbel Holl. Sie ist Vorsitzende des Vereins zur Förderung der ökologischen Schädlingsbekämpfung . Auch Chemie und Mathe sind wichtig.

Die Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer dauert drei Jahre. Jugendliche lernen im Betrieb und blockweise in der Berufsschule. Auszubildende brauchen mindestens einen Hauptschulabschluss. An Aufträgen für Schädlingsbekämpfer mangelt es nicht, doch es fehlt qualifizierter Nachwuchs. Zwei Jahre lang hat Heising keine Anfrage von Jugendlichen mehr gehabt. Sechs Bewerber, die über das Arbeitsamt geschickt wurden, seien nicht mal zum Bewerbungsgespräch erschienen.

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Auf einen BlickSchädlingsbekämpfer schützen Menschen, Tiere, Pflanzen, Vorräte, Materialien, Gebäude und die Umwelt, indem sie Vorsorgemaßnahmen gegen Schädlinge treffen und diese bekämpfen. Die Ausbildung dauert drei Jahre und wird in der Industrie angeboten. Die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 500 und 850 Euro brutto pro Monat, je nach Ausbildungsjahr und Region. Das spätere Einstiegsgehalt eines Gesellen wird mit monatlich 1500 bis 2000 Euro brutto beziffert.Weitere Informationen im Internet unter www.dsvonline.de , ffd-nrw.de und www.vrs-deutschland.de hei

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