Arbeitswelt und Ausbildung im Wandel

Köln · Was müssen Jugendliche in der Arbeitswelt von morgen können? Aufgrund der sich rasant verändernden Arbeitswelt gibt es auch für Azubis neue Anforderungen. Die Ausbildung an den Berufsschulen hält mit den Entwicklungen nur teilweise mit.

 Die Auszubildende Marie Klein arbeitet gemeinsam mit Geschäftsführer Georg Bergmann an einer Fräse, die per Computer gesteuert wird. Foto: Henning Kaiser/dpa

Die Auszubildende Marie Klein arbeitet gemeinsam mit Geschäftsführer Georg Bergmann an einer Fräse, die per Computer gesteuert wird. Foto: Henning Kaiser/dpa

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Marie Klein ist angehende Tischlerin. In der Berufsschule befasst sich die 23-Jährige mit Holzarten und ihrer Bearbeitung - so wie Generationen angehender Tischler vor ihr. Da gehe es in der Regel um die Grundlagen, sagt sie. Die Arbeit mit CNC-Maschinen, also mit per Computer steuerbaren Werkzeugmaschinen, kommt nur am Rande vor. Dabei prägen diese Maschinen ihren Alltag in der Firma.

Sie erlebt im Kleinen, was in vielen Bereichen der Arbeitswelt passiert: Die Digitalisierung verändert die Art der Arbeit rasant. Ihre Ausbildung an der Berufsschule hält mit den Neuerungen allerdings nur teilweise mit.

Marie Klein lernt ihren Beruf bei der Tischlerei Bächer Bergmann aus Köln . Die Firma setzt neben CNC-Maschinen auch 3D-Drucker ein. "So können wir mit viel höherer Geschwindigkeit produzieren, als wenn wir von Hand tischlern", erklärt Geschäftsführer Sebastian Bächer. Und die Maschinen lassen sich für jeden Auftrag neu programmieren. Statt Massenware zu fertigen, bleibt das Endprodukt sehr individuell.

In vielen anderen Ausbildungsberufen ist die Entwicklung ähnlich. "Wir gehen davon aus, dass die Ausbildungsberufe sich in den nächsten Jahren stark wandeln werden", sagte Alexander Bickel von der Firma Festo Didactic kürzlich auf der Bildungsmesse Didacta in Köln . Das Unternehmen bietet Lehrmittel für die technische Ausbildung an. Spätestens in fünf Jahren sei der Druck durch die Digitalisierung so groß, dass ganz neue Berufsbilder entstehen, ist er überzeugt.

Schon jetzt ist die Veränderung der bestehenden Ausbildungsberufe in vollem Gange. Beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wird überlegt, wie bestehende Ausbildungen den neuen Entwicklungen angepasst werden können.

So werden zum Beispiel die bestehenden vier IT-Ausbildungen derzeit grundlegend überarbeitet, erklärt Torben Padur vom BIBB. Der Beruf des Produktionstechnologen soll sich so verändern, dass er den Anforderungen an den Facharbeiter 4.0 genügt. Das bezieht sich auf den Begriff der Industrie 4.0, in der die Maschinen einer Fabrik zunehmend untereinander vernetzt sind.

Auch in der Ausbildung im Einzelhandel könnte es Änderungen geben. Es gebe Überlegungen, ob beim Einzelhandelskaufmann ein Fach speziell für den Internet-Vertrieb eingeführt werde, sagt Sophia Tiemann, Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen.

Die Arbeitswelt und somit auch die Ausbildungen sind im Wandel. Doch was bedeuten die Umbrüche nun für die Jugendlichen? Was müssen sie in Zukunft können? "Ausbildungen werden in Zukunft viel interdisziplinärer sein, als sie es heute sind" glaubt Bickel. Damit einher geht eine höhere Komplexität der Ausbildungen, sagt Padur. Gleichzeitig werden viele Aufgaben aber auch einfacher, da Maschinen sie erledigen.

Marie Klein hatte bis zur Ausbildung mit Computern nicht viel am Hut. In die Arbeit an CNC-Maschinen ist sie dennoch gut reingekommen. "Es ist schon ganz schön kompliziert", sagt sie. Doch dann habe sie reingehängt und komme nun gut zurecht.

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