Ausbildung zum Versicherungskaufmann Ansprechpartner in Krisensituationen

Unterföhring · Versicherungskaufleuten geht die Arbeit nicht aus. Ihr Job basiert oft auf den Pleiten und dem Pech anderer Menschen.

 Kaufleute für Versicherungen und Finanzen spezialisieren sich erst im dritten Lehrjahr. Im Fall von Kevin Pham zum Beispiel auf das Thema Hausrat und Wohngebäude.

Kaufleute für Versicherungen und Finanzen spezialisieren sich erst im dritten Lehrjahr. Im Fall von Kevin Pham zum Beispiel auf das Thema Hausrat und Wohngebäude.

Foto: dpa-tmn/Tobias Hase

() Die Berufswahl fiel Kevin Pham relativ leicht. „Versicherungen waren ein Thema, bei dem ich überzeugt war, dass man das auch zukünftig immer noch brauchen wird“, sagt der 23-Jährige. Deshalb entschied er sich für eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann.Inzwischen ist er im zweiten Ausbildungsjahr bei der Allianz Deutschland in Unterföhring. Trocken oder gar langweilig findet er seinen Beruf nicht, schließlich hat er sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. „Die Vielfalt der Produkte hat sich verfünffacht“, sagt Karl Wagenhuber, Koordinator für Berufsausbildung bei der Allianz.

Doch es geht nicht nur um die Produkte: Vor allem ist es der Kontakt zu Menschen, der den Beruf des Kaufmanns oder der Kauffrau für Versicherung und Finanzen abwechslungsreich macht. In der Beratung für den Kunden etwas Passendes finden, telefonisch Rat geben: Einfühlungsvermögen ist hier genauso gefragt wie Hintergrundwissen.

Bundesweit befinden sich laut Deutschem Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mehr als 13 000 Kaufleute für Versicherung und Finanzen in der Ausbildung. Generell wird kein bestimmter Schulabschluss vorausgesetzt. Es gibt aber bestimmte Vorstellungen in den Ausbildungsbetrieben, sagt Simon Grupe, Ausbildungsexperte für kaufmännische Berufe beim DIHK: „Abiturienten und gute Realschüler sind natürlich bei allen Unternehmen heiß begehrt.“ Auch die Allianz verlange mittlere Reife oder Abitur, sagt Wagenhuber. Die schulische Leistung sei aber nicht so wichtig. „Natürlich muss man logisch denken können und ein Grundverständnis von Zahlen haben“, sagt er. „Aber ob man Spaß am Umgang mit Menschen und an der Thematik hat, ist eine ganz andere Geschichte.“ 

Die Ausbildung absolvieren angehende Versicherungskaufleute dual im Betrieb und an der Berufsschule. Im dritten Lehrjahr entscheiden sich die Azubis für einen der Schwerpunkte Versicherung oder Finanzen. Die Lerninhalte lassen sich grob gliedern in Versicherungsverträge, Schadenbearbeitung und vertriebliche Themen.

„Die Azubis arbeiten ausschließlich mit Echtmaterial, jeder Schaden ist ein echter Schaden“, erzählt Wagenhuber aus dem Ausbildungsalltag bei der Allianz. „Sie haben auch eine ganz normale Zahlungsvollmacht. Sie können einen Knopf drücken und dann gehen ein paar tausend Euro raus.“ Für bestimmte Beträge müssen sie den Ausbilder fragen, aber innerhalb eines Spielraums seien durchaus eigene Entscheidungen möglich. „Wenn das mal eine nicht so gute Entscheidung war, dann lernt man daraus. Unsere Azubis dürfen auch Fehler machen.“

Zumindest bei großen Versicherungen ist die Ausbildungsvergütung tariflich geregelt und liegt bei knapp 1000 Euro im ersten Lehrjahr. Nach dem Abschluss haben die fertigen Versicherungskaufleute gute Job­­­­­aussichten. „Viele bilden mit dem Ziel aus, die Lehrlinge zu übernehmen“, sagt Simon Grupe vom DIHK. „Dadurch, dass man in der Erstausbildung verschiedenste Bereiche antippt, hat man nach dem Abschluss einen guten Überblick, was zu einem passt und wo die eigenen Stärken liegen.“­

Der 23-jährige Kevin Pham weiß schon ungefähr, wohin die Reise geht: Sein Ziel ist der „Underwriter“. Das ist jemand, der Risiken bei Versicherungen prüft und bewertet. Das bedeutet  zwar eine weitere zweijährige Ausbildung an mehreren Standorten. Aber davor schrecke er nicht zurück, sagt Pham.

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