„Wir waren einfach nur glücklich“

Saarbrücken · Karl-Heinz Meise

 Karl-Heinz Meise

Karl-Heinz Meise

Foto: privat

Karl-Heinz Meise, Jahrgang 1946, ist das einzige Kind von Rosa und Wilhelm Meise aus Ormesheim. Das Ehepaar war Eigentümer der Spedition Meise, die spezialisiert war auf Kühltransporte. Vier eigene große Fern-Lkw fuhren tiefgekühltes Fleisch durch ganz Europa.

Der kleine Karl-Heinz wurde 1952 in Ormesheim eingeschult. Von 1956 bis 1962 besuchte er die Oberrealschule am Landwehrplatz in Saarbrücken, wechselte dann auf das Internat der Schwarzwaldschule in Triberg und von 1966 bis 1969 ging er in die Christopherusschule in Altensteig im Schwarzwald.

Seine Frau Edeltrud Meise hat Dokumente über sein Leben und seinen beruflichen Werdegang für unser Gespräch bereit gelegt. Sie erzählt: "1970 und 1971 absolvierte er ein Volontariat bei einer Spedition in Paris. Danach entschloss er sich zunächst, Jura zu studieren, wollte dann aber doch lieber Journalist werden. Er brach das Jura- Studium ab und begann 1972 als freier Mitarbeiter in der Fernsehredaktion des Saarländischen Rundfunks. Ehemalige Kollegen beschreiben ihn als einen Mann, der auf andere zugehen konnte, kontaktfreudig, sprachlich begabt - er sprach französisch und italienisch -, ordnungsliebend, sehr fleißig und kreativ war.

Von 1978 an arbeitete er als freier Mitarbeiter für die Lokalredaktion St. Ingbert der Saarbrücker Zeitung. Er veranstaltete für die Aktion ,,Hilf-Mit" der Saarbrücker Zeitung große Abschlussfeste, die er auch moderierte und bei denen bekannte Stars wie die Sängerinnen Patricia Kaas, Nicole und Ingrid Peters auftraten.

Und privat? 1983 heiratete er die Immobilienmaklerin Dagmar H.. Die Ehe wurde 1989 geschieden. 1983 wechselte er in die neue dreiköpfige BTX-Redaktion der SZ, deren Leiter er 1984 wurde. Bernard Bernarding, der stellvertretende Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung, der Karl-Heinz Meise kannte und schätzte, erklärt das damals neue Medium so: ,,BTX, auf Deutsch Bildschirmtext, war ein Vorläufer des Internet, optisch heute vergleichbar mit dem Videotext der Fernsehsender. Da sich aber BTX nicht in Deutschland durchsetzte, haben die SZ und andere Medienhäuser von diesem Dienst Abstand genommen."

Von 1987 bis 1988 war er Mitarbeiter der SZ-Fernsehabteilung "regional 7" im Programm von RTL. Und 1988 wechselte er in den SZ-Vertrieb, war dort Vertriebsinspektor für die SZ-Lokalausgaben Köllertal und St. Ingbert.

Er hatte viele Freunde, war hilfsbereit, las viel. In Zeitungen vor allem den Sportteil. Er interessierte sich für alle Sportarten, vor allem für Wintersport, Leichtathletik, Formel-1-Rennen und war Fan vom FC Bayern. Und er versäumte keine ARD-Sportschau. Er war ein begeisterter Hobbykoch. 1992 begann er ein neues Berufsleben. Er pachtete die Saarbrücker Gastwirtschaft "Gautsch-Stube" in der Eisenbahnstraße schräg gegenüber der SZ. Woher kommt der Name? "Gautschen" ist ein Buchdruckerbrauch, bei dem ein Lehrling nach bestandener Abschlussprüfung als Drucker in einer Bütte untergetaucht oder auf einen nassen Schwamm gesetzt wird. In der Gautsch-Stube wurde zwar nicht gegautscht. Aber bald war die Kneipe das Stammlokal vieler Mitarbeiter der SZ und anderer benachbarten Geschäfte und Unternehmen, auch von Kommunalpolitikern und Sportfans. "In der Gautsch war immer was los", sagen ehemalige Stammgäste. 25 Sitz-Plätze, eine lange Theke. Hier traf man sich. Hier wurde geredet, über dies und jenes, wurden Informationen ausgetauscht. Karl- Heinz Meise kochte bei besonderen Anlässen mehrgängige Menüs. Und da war noch Edeltrud Kochems, Jahrgang 1943, hauptberuflich Oberamtsrätin im Saarbrücker Regionalverband. Sie arbeitete seit 1987 nebenberuflich zwei Mal in der Woche in der Gautsch- Stube im Service, um die Schulden aus einer vorherigen Beziehung bezahlen zu können. Karl-Heinz und Edeltraud hatten sich schon 1989 kennen gelernt. Sie zogen 1992 zusammen, heirateten 1998. Sie heißt seitdem Edeltrud Meise, sagt: "Es wurde eine Beziehung, in der wir beide glücklich waren. Wir haben uns nie gestritten. Wir haben zusammen gehalten. Die Gäste waren zufrieden und wir auch. Mein Mann war ein Unterhaltungskünstler, er hat gern Anekdoten erzählt, auch aus seinem Leben. 2008 hörten wir auf. Wir wollten in Rente gehen, unsere Ruhe haben. Wir unternahmen schöne Reisen, nach Italien, an die Adria, lebten dort immer im gleichen Hotel. Wir waren unterwegs, trafen Freunde. Wir waren einfach glücklich."

Sie macht eine lange Pause, schaut dann zu mir, sagt: "Das Ende begann vor zwei Jahren. Er klagte über Wasser in den Beinen. Die Untersuchungen ergaben einen Nierenschaden und ein Leberkarzinom. Er hat sehr gelitten, war 16 Mal im Krankenhaus. Ich war bei ihm bis zu seinem letzten Atemzug."

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