„Wir hatten ein angenehmes Leben“

Saarbrücken · Claus Friedrich von Freital

 Claus Friedrich von Freital

Claus Friedrich von Freital

Foto: privat

Claus Friedrich von Freital, Jahrgang 1944, ist der einzige Sohn von Friedrich Karl von Freital, der als kaufmännischer Angestellter für eine Saarbrücker Firma arbeitete, die Baumaterialien verkaufte. Seine Ehefrau Elfriede von Freital war Sekretärin im Bürgerhospital auf dem Reppersberg.

Sohn Claus Friedrich wuchs als Einzelkind auf , wurde 1950 im Stadtteil St. Arnual eingeschult, besuchte bis zur Mittleren Reife das Otto-Hahn-Gymnasium und absolvierte dann eine Lehre als Bankkaufmann bei der Kreissparkasse Saarbrücken, die er 1963 mit der Kaufmannsgehilfen-Prüfung abschloss. Seine Frau Gisela erzählt: "Er war ein ehrgeiziger junger Mann, besuchte abends die Höhere Wirtschaftsfachschule in Saarbrücken und bestand 1967 sein Examen als Diplom-Betriebswirt. Er war inzwischen zur französischen Bank Crédit Lyonnais in Saarbrücken gewechselt. Dort haben wir uns 1967 kennen gelernt. Ich habe dort meine Banklehre 1970 abgeschlossen. Und am 19. Mai 1973 haben wir dann in der Stiftskirche in St. Arnual geheiratet. Gefeiert haben wir mit Freunden und Verwandten im Casino- Restaurant am Staden. Es war ein schönes Fest. Er war inzwischen wieder bei der Kreissparkasse angestellt. Und wir wohnten nun auf dem Eschberg."

Frage: "Wie fühlt man sich, wenn man durch Heirat plötzlich adelig wird? Sie hießen doch unverheiratet mit Mädchennamen Schuler. Und nun plötzlich Gisela von Freital." "Der Adelstitel kam später. Mein Mann hieß mit bürgerlichen Namen Jacob. Und ich war die Frau Jacob. 1979 hat meine Schwiegermutter, die eine geborene von Freital war, beim Standesamt die Namensänderung für die Familienmitglieder beantragt. Und seitdem heißen wir alle so." Frage: "Und was weiß man über die Familie von Freital?" "Wilhelm Heinrich Fürst zu Nassau-Saarbrücken, der im 18. und 19. Jahrhundert in Saarbrücken regierte, hatte einen außerehelichen Sohn. Der hieß Wilhelm Friedrich August. Der wurde als ,Edler von Freital' geadelt. Und nach dem heißen wir nun alle. Noch Fragen?" Frage: "Lassen Sie uns über ihren verstorbenen Mann reden. Was war Claus Friedrich von Freital für ein Mensch?" "Er war vielseitig interessiert, sehr belesen und interessierte sich für Fußball. Mein Mann und sein Vater waren Fans vom 1. FC Saarbrücken. Die beiden haben kein Heimspiel versäumt. Mein Mann hat gerne davon erzählt, auch wie der 1. FC Saarbrücken 1976 Bayern München im eigenen Stadion 6 : 1.besiegt hat." Frage: "Haben sie keine Kinder?" Sie: "Nein. Das hat sich nicht so ergeben. Wir waren beide gerne berufstätig und haben viel unternommen. Wir waren in manchen Jahren zwei Mal in Urlaub. Wir waren oft wandern. In Österreich, im Schwarzwald. Am Bodensee, da waren wir sehr gerne. Seit 1992 wohnen wir in St. Arnual. Ich habe das Elternhaus meiner Mutter geerbt, das wir ausbauten. Hier in unserem Haus haben wir viele Familienfeste gefeiert. Mein Mann war Gründungsmitglied des Heimatvereins St. Arnual. Er fand hier neue Freunde. Wir waren viel unterwegs mit Freunden, auch im benachbarten Frankreich, gingen gerne in gut geführte Restaurants. Küche und Ambiente mussten gut sein." Und sonst? "Er interessierte sich für Politik; aber er war nicht parteipolitisch engagiert. Er konnte diskutieren, aber auch zuhören. Er spielte Schach, Skat, ging mit Nachbarn kegeln. Er war Christ, aber kein Kirchgänger. Er konnte auf Menschen zugehen. Und natürlich war ihm die Familie wichtig." "Und sonst?" "Wir hatten ein Staatstheater-Abonnement, haben uns dort vor allem Operetten und Musicals angesehen. Und wenn Fassnacht war, waren wir dabei. Auf dem Premabüba, dem alljährlichen Presse-Maler-Bühnen- Ball zum Beispiel, dem alljährlichen Fastnachtshöhepunkt in der Kongresshalle und zum Kostümball im Johannishof waren wir auch. Eigentlich waren wir jedes Wochenende unterwegs. Und abends sahen wir uns zu Hause alte Filme an. Er hat dazu gemütlich eine Zigarre geraucht." Sie sagt nach einer nachdenklichen Pause: "Ein angenehmes abwechslungsreiches Leben. Schöner kann man eigentlich nicht altern."

Claus Friedrich von Freital war inzwischen bei der Sparkasse Saarbrücken Sachbearbeiter in der Revisionsabteilung. Ehefrau Gisela: "2004 ging er in Altersteilzeit, 2007 in Rente. Schon damals hatte er gesundheitliche Probleme. Die Ärzte diagnostizierten Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern. Nach meinem Renteneintritt 2011 konnte ich ihn in seiner Mobilität unterstützen. Dann kamen 2014 Nierenprobleme hinzu."

Claus Friedrich von Freital starb im Klinikum Winterberg. Seine Frau Gisela war bei ihm. In seiner Traueranzeige liest man: "Als jeder Weg zu weit wurde und das Atmen zu schwer, war ihm das Leben nicht mehr lebenswert, dennoch plötzlich und unerwartet entschlief mein lieber Mann."

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