Serie Lebenswege Er hat viele Spuren hinterlassen

Riegelsberg · Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörigen und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorbener vor. Heute: Werner Barkey.

 Werner Barkey in den 80ern

Werner Barkey in den 80ern

Foto: SPD Riegelsberg

„Mein Vater genoss die Zeit mit der Familie und stand auch noch im Alter mitten im Leben“, sagt Silvia Schorr über ihren am 16. August dieses Jahres verstorbenen Vater Werner Barkey. Am 23. August 1939 wurde Werner Barkey in Rheydt, einem Stadtteil von Mönchengladbach, geboren. Seine Familie zog später nach Ratingen um, wo sie ein Haus gebaut hatte.

1962 kam Werner Barkey zum Studium ins Saarland, wohnte zuerst in Saarbrücken und ab 1964 in Riegelsberg. Dort prägte er über 30 Jahre lang die Geschicke der Gemeinde und des Ortsteils Riegelsberg mit.

Im November 1963 hatte er bei einem Faschingsball Edith Klein kennen und lieben gelernt. Ein Jahr später wurde Verlobung gefeiert, und am 26. Mai 1966 heiratet das Paar in der Christuskirche am Saarbrücker Rotenbühl. Die Hochzeitsreise ging nach Prag. Das erste Kind, Silvia, kam am 16. Dezember 1968 zur Welt.

Zuerst wohnte die Familie noch bei den Schwiegereltern in der Waldstraße, im Dezember 1969 bezog man das neu gebaute Haus in der Straße Am Hesselborn, und am 15. Mai 1971 wurde Sohn Christian geboren. Nach seinem Studium wurde Werner Barkey Lehrer am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum Saarbrücken, später dort sogar Schulleiter. Politisch engagierte sich Werner Barkey seit 1974 in der Riegelsberger SPD, wo er schnell Verantwortung übernahm und in führende Positionen gewählt wurde. So als Ortsvereinsvorsitzender (1978 bis 1986), als Zweiter Beigeordneter (von 1979 bis 1984) und als Ortsvorsteher (1984 bis 1994).

 Werner Barkey 2018, die Aufnahme stammt aus einem Fotostudio.

Werner Barkey 2018, die Aufnahme stammt aus einem Fotostudio.

Foto: Fotostudio Hirsch Heusweiler

Werner Barkey hat viele Spuren hinterlassen: Sei es beim Ball des Sports, wo er über viele Jahre in der Organisation aktiv war, oder in der Kultur, wo er das Konzept für die heute überregional bekannte und beliebte Rathausgalerie entwarf. Zudem war er Presbyter in der evangelischen Kirchengemeinde, Vorsitzender des TuS Riegelsberg, Vorsitzender des Kneippvereins Riegelsberg und Gründungsmitglied der Radsportfreunde (RSF) Phönix Riegelsberg. Beim TuS organisierte er zehnmal den Riegelsberger Volkstriathlon und dreimal den Riegelsberger Fahrradmarathon. Bei den RSF Phönix nahm er gemeinsam mit Ehefrau Edith an legendären Radtouren teil. So am Regensburgradmarathon über 260 Kilometer, am Ötztalradmarathon über 238 Kilometer und 5500 Höhenmeter und am Oldenburgradmarathon über 320 Kilometer. Auch bei den Lauftrefffreunden Köllertal war Werner Barkey Gründungsmitglied und aktiver Läufer. Obwohl er seine Familie über alles liebte, schob er sie bei politischen Veranstaltungen manchmal in die zweite Reihe, wie Tochter Silvia erzählt. Im Gegenzug dafür wurde aber der jährliche Skiurlaub großgeschrieben, sagt Sohn Christian.

Mit 70 zog sich Werner Barkey aus der Kommunalpolitik zurück, blieb aber weiter aktiv. „Er war bei jeder Veranstaltung dabei und hat sogar im hohen Alter noch bei der VHS einen Tablet-Kurs absolviert“, erzählt Dr. Caroline Lehberger, die Direktorin des VHS-Regionalverbandes. Und Silvia Schorr sagt: „Mein Vater war immer up to date. Er legte sich schon früh ein iPhone zu, hat Onlinebanking gemacht, Internet, WhatsApp und E-Mail genutzt, was für einen Menschen in seinem Alter nicht unbedingt selbstverständlich war.“ Und er nahm im hohen Alter sogar noch Klarinettenunterricht. Seine hervorstechendsten Charaktereigenschaften beschrieben die Weggefährten Caroline Lehberger und Frank Schmidt: „Werner konnte einen für die politische Arbeit motivieren, ohne dass es oberlehrerhaft rüberkam“, sagte Caroline Lehberger. Und Frank Schmidt sagt: „Werner war kein streitsüchtiger Mensch, er war immer auf Versöhnungskurs, und ich habe ihn nie schlecht gelaunt erlebt.“ Tochter Silvia ergänzt: „Mein Vater hat immer das Gute im Menschen gesehen.“

Im Oktober 2017 starb Werner Barkeys Ehefrau Edith. Er verkaufte das zu groß gewordene Haus und zog in eine Wohnung am Marktplatz um. Mittlerweile hatte ihm sein Rücken zunehmend zu schaffen gemacht, so dass er im Juli 2020 in das Awo-Pflegeheim am Stumpen wechselte. Mitten in der Corona-Pandemie. „Ich glaube, Corona hat ihm den Lebensmut genommen. Er konnte nicht mehr raus, nicht mehr unter Menschen, und wir durften ihn nur eine halbe Stunde am Tag besuchen“, erzählt Silvia Schorr. Sie glaubt auch, dass ihr Vater das nahe Ende fühlte. „Er hat bei unserem letzten Spaziergang alles anders wahrgenommen und gesagt, wie schön es sei, alles noch einmal zu sehen.“

Am Samstag und Sonntag, 14. und 15. August, besuchte ihn seine Familie im Pflegeheim. „Er nahm wahr, dass wir da waren, konnte aber nicht mehr kommunizieren“, erzählt Silvia Schorr. Auch am Montag danach war sie bei ihrem Vater. „Da hatte er schon den Himmelsblick“, schildert sie. Am Nachmittag des 16. August, gegen 17 Uhr, eine Woche vor seinem 81. Geburtstag, schloss Werner Barkey die Augen für immer und wurde am 25. August unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Waldfriedhof Riegelsberg im Grab seiner Ehefrau Edith bestattet.

Auf der Seite „Momente“ stellt die SZ im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor. Online unter saarbruecker-­zeitung.de/lebenswege

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