„Seine Leidenschaft war das Rudern“

Saarbrücken · Gerald Hürter

 Gerald Hürter

Gerald Hürter

Foto: privat

Gerald Hürter, Jahrgang 1954, ist der Sohn von Willy Hürter und seiner Ehefrau Giselinde. Sein Vater war Vertriebsleiter in einer Getränkefirma in Kirkel, seine Mutter betrieb als Friseurmeisterin einen eigenen Friseursalon in Saarbrücken am Güterbahnhof.

Sohn Gerald wuchs in Saarbrücken auf, besuchte nach der Grundschule eine Realschule, die er mit der Mittleren Reife abschloss, und anschließend zwei Jahre eine Handelsschule. Er war ein vielseitig interessierter und vor allem sportlich begabter Schüler. Mit 13 Jahren wurde er Mitglied im RCS, im Ruderclub Saar. Das Rudern sollte sein Leben bestimmen. 1972 - mit 18 Jahren - wurde er zur Bundeswehr eingezogen, wollte eigentlich Sportlehrer werden.

Seine Ehefrau Karin Ditzler-Hürter, Jahrgang 1955, seine Tochter Jil, 23 Jahre alt, und seine Cousine Ilka Ebert-Roßbach und ich sitzen zusammen und reden über das Leben eines ungewöhnlichen Mannes und Sportlers. Ehefrau Karin, die als Lehrerin für Französisch und Politik am Otto-Hahn-Gymnasium unterrichtet, erzählt: "Seine Mutter Giselinde sagte: ,Unseren Friseurladen gibt es fast seit 50 Jahren. Das ist ein Familienbetrieb. Den betreiben wir weiter.'" Mit dieser Entscheidung wurde sein Berufswunsch Sportlehrer verhindert. Gerald Hürter absolvierte eine dreijährige Lehre im elterlichen Salon, die er mit der Gesellenprüfung abschloss. Später folgte die Meisterprüfung. Künftig arbeitete er als Friseur im familieneigenen Salon. Er war vor allem Spezialist für ausgefallene Kurzhaarschnitte. Aber wichtig war ihm "sein Sport." Neben dem Rudern spielte er Tennis und Fußball, nahm an Marathon-Läufen und später auch an Triathlon-Wettkämpfen teil. Aber wichtiger war ihm natürlich das Rudern im Achter, im Vierer und im Zweier. "Und wie kamen sie zusammen? Und wann heirateten Sie? ", frage ich seine Frau. Sie lehnt sich zurück, sagt dann: "Das war am 22. Juli 1982, auf dem St. Johanner Markt in einem Lokal. Ich kannte ihn vom Sehen. Er gefiel mir. Er kam auf mich zu, fragte: ,Kann ich mal vorbei?' Ich fragte: ,Warum?' Er: ,Warum nicht?'´ Auf dem Rückweg blieb er bei mir stehen. Wir kamen ins Gespräch. So lernten wir uns kennen. 1983 zog ich zu ihm. Und 1987 kauften wir uns ein Haus in St. Ingbert. Am 21. Februar 1991 war unsere Trauung, standesamtlich. Die kirchliche Hochzeit fand am 23. Februar 1991, an meinem Geburtstag, in der Basilika St. Johann in Saarbrücken statt. Es war eine ökumenische Hochzeit. Gefeiert haben wir in den Räumen des Ruderclubs RCS."

Nach einer nachdenklichen Pause erzählt sie: "1993 starb mein Vater Paul. Er wurde 68 Jahre alt. Und 1997 starb meine Mutter Ingeborg. Sie war schwer krank, nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt. 1999 zogen wir in das Haus meiner Eltern in Saarbrücken"

"Und wie lebten Sie als Ehepaar?" frage ich. "Wir waren viel unterwegs, unternahmen Fernreisen, in die USA. Dort besuchten wir Verwandte. Wir waren auf Hawaii, aber auch in Brasilien, Jamaika und auf den Malediven. Wir waren neugierig, wollten andere Kulturen kennen lernen. Wir kamen auch überall gut zurecht auf Grund unserer Sprachkenntnisse. Ich spreche englisch, französisch und italienisch. Mein Mann sprach englisch."

Tochter Jil, die bei uns sitzt, erzählt, als ich sie nach ihrem Namen frage, dass sie von ihrem Vater auch ,meine Prinzessin' genannt wurde. Nach dem Fachabitur absolvierte sie eine Ausbildung als Fachangestellte für Medien und Informationsdienste, Bereich Bibliothek. Sie arbeitet nun in der Arbeitskammer in Saarbrücken. Gerald Hürter starb am 23. November 2016 im Kraftraum des Ruder-Leistungszentrums des Ruderclubs Undine in Saarbrücken.

Er trainierte auf dem Ruder-Ergometer, stand danach auf, wollte zu seinem Trainingsbuch gehen, um dort seine Werte einzutragen, und brach dabei bewusstlos zusammen. Jugendliche, die mit ihm trainierten, versuchten, ihm zu helfen. Ein Notarzt kam. Die Reanimationsversuche blieben jedoch leider erfolglos. Ehefrau Karin und Cousine Ilka fuhren ins Winterberg-Krankenhaus. Sie erreichten das Krankenhaus vor dem Notarztwagen. Ehefrau Karin: "Wir kamen zu spät …" In einem Nachruf in der Saarbrücker Zeitung kann man nachlesen: "Seine Leidenschaft war das Rennrudern. Weit über 300 Regattasiege hat er errungen, mehrere Goldmedaillen hat er gewonnen. Herausragende Erfolge waren seine vier Henley-Siege im Achter, mehrere Goldmedaillen bei den Fisa Championchips und viele Deutsche Masters-Meisterschaften." In der Traueranzeige liest man: "So wie er sein Leben gelebt hat, kraftvoll und in vollen Zügen, so war auch sein Abschied."

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