„Sein Hobby war die Musik“

Erhard Schäfer

 Erhard Schäfer

Erhard Schäfer

Foto: privat

Dudweiler. Erhard Schäfer, Jahrgang 1937, ist der Sohn von Erna und Emil Schäfer. Er und seine jüngere Schwester Roswitha, Jahrgang 1942, wuchsen in Herrensohr auf. Der Vater Emil Schäfer war Soldat, kämpfte in Russland, bei Stalingrad, wurde 1943 als vermisst gemeldet. Und später für tot erklärt, damit an seine Frau Erna Schäfer die Kriegerwitwenrente gezahlt werden konnte. Erna Schäfer arbeitete als kaufmännische Angestellte, auch einmal auf der Grube unter Tage am Band, um ihre beiden Kinder und sich durch zu bringen. Es waren harte Zeiten. Der Krieg erreichte auch das Saargebiet. Täglich Bombenangriffe. Dann Kriegsende. Lebensmittelkarten. Man lebte in zerbombten Hausruinen.

Sohn Erhard war 1943 in Herrensohr eingeschult worden und hatte nach dem Volksschulabschluss 1951 eine Lehre als Kfz- Schlosser in einer kleinen Firma begonnen, die er 1954 mit der Gesellenprüfung abschloss. Nach zweijähriger Tätigkeit in seiner Lehrfirma wurde er 1956 bei der Saartal AG als Kfz-Schlosser angestellt: "Er war dort für die Reparatur und die Instanthaltung der Omnibusse zuständig", erzählt seine Ehefrau Marianne. "Er war überzeugter Katholik, Mitglied bei den katholischen Georgspfadfindern, ein kontaktfreudiger junger Kerl, ein Tüftler und Macher und Ideenfinder."

Erhard Schäfer und seine spätere Frau Marianne hatten sich 1956 bei einem Tanzkurs der katholischen Jugend im Pfarrheim St. Marien in Dudweiler kennen gelernt. Sie erzählt: "Es war bei einem Tango beim Abschlussball in der Pfarrei. " Beide sangen sie im Kirchenchor der Pfarrgemeinde St. Barbara: "Er war ein leidenschaftlicher und guter Sänger mit einer schönen Bass-Stimme." Fünf Jahre später, am 19. Juli 1961 heirateten sie. Die Braut ganz in weiß, er im neuen dunklen Anzug: "Gefeiert haben wir im Familienkreis. Gewohnt haben wir im Elternhaus meines Mannes in Dudweiler. Seine Mutter hatte das in den Nachkriegsjahren gebaut."

1964 wurden die Zwillingsschwestern Andrea und Petra geboren. Beide sind bei unserem Gespräch dabei, erzählen über "unseren Papa, der viel gemacht hat, aber nie viel darüber geredet hat." Sie sind stolz auf ihren Vater: "Er war ein Harmonie-Vater. Er hat zu unserer Mama gesagt, sie soll nicht mit uns schimpfen. Aber wir hatten auch Respekt vor ihm. Es gab klare Regeln. Er war gläubiger Katholik. Wir gingen jeden Sonntag in die Kirche, natürlich auch zur Kommunion und zur Firmung. Er hat das Christentum gelebt. Er war hilfsbereit und handwerklich sehr geschickt. Er half jedem. Und er war ein toller Koch. Schon bei den Pfadfindern hat er für die anderen gekocht. Er hat tolle Wildgerichte zubereitet. Er hat fast zu allen Familienfesten gekocht. Da waren oft 20 Verwandte und Freunde da. Alle waren begeistert." In den 60er und 70er Jahren fuhr die Familie im Urlaub nach Italien und nach Spanien, erst mit einem Renault 4 und Zelt auf dem Dach und dann mit einem Wohnwagen: "Es waren wunderschöne Ferien", so die beiden Töchter. Tochter Andrea: "Und da war dann noch sein Hobby, die Musik. Der Kirchenchor von St. Barbara und der Männerchor der VVS, der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken. Er sang, spielte Gitarre. Das war sein Leben, wenn er nicht gerade irgendwo half oder bei der Saartal AG Omnibusse reparierte." Zwillingsschwester Petra erzählt: "1996 und 1998 kamen seine Enkeltöchter Geraldine und Jenny auf die Welt. Ich bin Gesundheitspädagogin, beruflich oft belastet und allein erziehend. Unser Papa hat mir sehr geholfen. Seine Enkelinnen waren immer gerne bei ihrem Opa. Meine Tochter Geraldine sagte später einmal: ,Der Opa war auch mein Papa.' Und meine Nichte Jenny erzählt stolz: ,Und uns brachte er in den Kindergarten.'

" 1996 ging er in den Vorruhestand, hatte nun mehr Zeit für die Familie und für sich. Seine Frau und er unternahmen tolle Reisen. Sie erzählt: "Wir waren weltweit unterwegs. In Israel und in Australien, am Nordcap, in Amerika und in Andalusien. Es waren wunderschöne einmalige Erlebnisse." Ich frage erstaunt: "Das hat ja richtig viel Geld gekostet. Habt ihr im Lotto gewonnen?" Die beiden Töchter erzählen: "Unsere Mama war und ist die Finanzministerin." Tochter Andrea: "Sie hat das Geld gespart. Unser Papa hat ihr das überlassen. Wir hatten eine wunderschöne Zeit, auch als er Rentner war."

Nach einer kurzen nachdenklichen Pause sagt seine Ehefrau: "Vor zwei Jahren wurde er das erste Mal richtig krank. Er hatte Beschwerden beim Atmen. Die Ärzte diagnostizierten im Krankenhaus ein Adenokarzinom, ein Krebsgeschwür. Er hatte Lungenkrebs. Er war dann zwei Mal im Krankenhaus, wurde entlassen. Es ging ihm gut bis Mitte August dieses Jahres. Dann kamen die Beschwerden wieder. Er starb zu Hause. Wir waren bei ihm.

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