Sänger und Menschenfreund

Dudweiler · Georg Sämanns Engagement war beispielhaft.

 Georg Sämann

Georg Sämann

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Dudweiler. Georg Sämann, Jahrgang 1936, wuchs in Dudweiler mit seiner älteren Schwester Edith, Jahrgang 1933, auf. Sein Vater war Schreiner. 1942 wurde der kleine Georg, den sie alle Schorsch nannten, in die Turmschule in Dudweiler eingeschult. Er hatte einen musikbegeisterten Lehrer, der den Kinderchor der Kulturgemeinde Dudweiler leitete und den kleinen Georg zum Singen animierte. Eines Tages nahm der Vater seinen Sohn, das war 1952, mit zur Wiedergründung des Männerchores Harmonie und seitdem war Georg Sämann dort Mitglied.

1950 hatte er seine Schule abgeschlossen und absolvierte eine Lehre als Büromaschinen-Mechaniker, die er 1954 mit der Gesellenprüfung abschloss. "Fast jede Minute seiner Freizeit verbrachte er im Chor", erzählt sein Freund Rainer Klee.

1952 hatte er seine spätere Frau Edith kennengelernt: "Es war auf einem Kirmesball in Dudweiler. Ich war gerade 17 Jahre alt und mit meinen Eltern dort. Wir haben getanzt. Ich war noch kaufmännischer Lehrling. Dann sah ich ihn im Zug nach Saarbrücken wieder, wenn ich zu meiner Arbeitsstelle fuhr. Er hatte eine Vespa, und mit der fuhren wir durch die Gegend. 1956 haben wir uns verlobt. Und am 30. August 1958 - es war Kirmes - in der Christuskirche in Dudweiler evangelisch geheiratet." 1959 wurde Tochter Birgit und 1963 Sohn Uwe geboren.

Georg Sämann war viel unterwegs für seine Firma. Aber wenn er nicht irgendwo Büromaschinen reparierte, war er bei der Harmonie. Er war Erster Bassist, hatte aber inzwischen auch im Verein Verantwortung übernommen, zunächst als Jugendvertreter, als Notenwart und als Schriftführer. Nach drei Lehrgängen beim Saarländischen Sängerbund legte er die Prüfung als Vizechorleiter ab und war auch Leiter des Jugendchores des Männerchor Harmonie. Und 1967 wählte man ihn zum 1. Vorsitzenden. Das war eine schwierige Zeit. Der Verein war in der Krise. Zu den Chorproben kamen oft nur noch 18 Sänger. Rainer Klee: "Es war sein Verdienst, dass der Chor sich wieder verstärkte, zuletzt auf 80 Sänger. Die Harmonie unternahm große Konzertreisen." 1976 - er war 39 Jahre alt - dann ein Schicksalsschlag. Er hatte einen Schlaganfall. Seine Frau Edith sagt: "Ursache war vielleicht der Stress, der Beruf und der Chor. Er konnte nicht mehr laufen. Und auch nicht mehr sprechen. Er saß im Rollstuhl, hilflos, aber er gab nicht auf. Zwei Mal in der Woche gingen wir zur Therapie, er lernte langsam wieder laufen. Es dauerte 13 Monate, bis er wieder zu einer Chorprobe gehen konnte. Der ganze Chor stand auf, als er kam. Dann sangen sie. Und er sang mit, obwohl er die Worte nicht artikulieren konnte. Er sang einfach die Melodie."

1978 hatte er sich soweit erholt, dass er wieder gehen und auch wieder sprechen konnte. Er war arbeitsunfähig, konnte den rechten Arm nicht bewegen. Und er war gehbehindert. Den Chor dirigierte er mit der linken Hand. Vorsitzender blieb er bis 1998, danach wurde er Ehrenvorsitzender. Und auch in seinem Heimatort Dudweiler engagierte er sich. Er war Ehrenmitglied im Dudweiler Verkehrsverein, von dem er 1996 ausgezeichnet wurde. Einer seiner größten Verdienste war, dass er 1972 Initiator des Dudweiler Park-und Lichterfestes war, das seitdem jedes Jahr gefeiert wird."

Für sein Engagement wurde er mit der "Dudweiler Long Stong" und vom Saar-Sängerbund mit der Ehrennadel in Gold und Onyx und vom Deutschen Sängerbund mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Hinzu kamen viele Auszeichnungen und Ehrungen für seine Vereinstätigkeit. Und 2002 wurde ihm von Bundespräsident Johannes Rau das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

1992 wurde bei ihm Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert. Doch 1998 hatte er diese Krankheit offenbar überwunden. Jedenfalls wurden bei einer Untersuchung keine Metastasen mehr gefunden. Dann erlitt er einen Bandscheibenvorfall. Seine Frau sagt leise "Und 2010 kam der Krebs zurück, dieses Mal auf der Leber."

Der Sänger und Menschenfreund Georg Sämann starb zu Hause. Seine Frau Edith und seine Tochter Birgit waren bei ihm. Die Trauerrede in der Evangelischen Heilig Geistkirche hatte sein Freund Rainer Klee geschrieben. "Aber ich war nicht im Stande, selbst über meinen Freund zu reden. Die Rede wurde dann verlesen von unserem Chorkameraden Herbert Simon." Zitat aus dem Redemanuskript: ,,Er war ein aufgeschlossener emotionaler Mensch, ein leidenschaftlicher Kämpfer und Verfechter von Treue, Pflicht und Ehrlichkeit. Er war oft hart gegen sich selbst, konnte aber auch für gerechte Dinge auf die Barrikaden gehen. Dem Männerchor Harmonie wird er unersetzbar bleiben. Er wird in unseren Herzen weiter leben." Dann sang der Chor: "Von guten Mächten wunderbar geborgen …".

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