Serie Lebenswege Was René Müller so liebenswert machte

Püttlingen · Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörigen und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorbener vor. Heute: René Müller.

 Das Ehepaar Gertrud und René Müller glücklich vereint zur Silberhochzeit 2009

Das Ehepaar Gertrud und René Müller glücklich vereint zur Silberhochzeit 2009

Foto: Familienalbum

Familienmensch, Ford-Mitarbeiter der ersten Stunde, leidenschaftlicher Fußballer, engagierter Ehrenamtler: Der Püttlinger René Müller bleibt so in erster Linie seiner Familie im Köllertal, aber auch darüber hinaus vielen weiteren Menschen als liebenswerter Zeitgenosse in Erinnerung.

Geboren wurde René als zweites Kind des Bergmannes Erich Müller und seiner Frau Erika am 1. Juli 1950 in einem Siedlungshaus im Püttlinger Stadtteil Ritterstraße. Es ist dasselbe Haus, in dem er am 14. Mai vergangenen Jahres 70jährig, wohlbehütet von seinen Angehörigen, starb.

„Mein Mann und sein Bruder Carlo waren ihr ganzes Leben lang fußballverrückt, anders kann ich es nicht sagen“, resümiert René Müllers Ehefrau Gertrud, besser bekannt als „Ullie“. Von frühester Jugend an bis zu den Alten Herren,haben die Müller-Buben für den Sportverein (SV) Ritterstraße gekickt. Der mittlerweile ebenfalls verstorbene Bruder Carlo („Er war meinem Mann Vorbild und Konkurrent zugleich“) hat es sogar in die Jugend-Nationalmannschaft geschafft und im legendären Londoner Wembley-Stadion ein entscheidendes Siegtor gegen England geschossen. René Müller bleibt Fußball-Anhängern sowohl im Köllertal als auch im lothringischen Merlebach als hochbegabter Spieler, unter anderem als Saarland- und Bezirksmeister, in Erinnerung. Dies gilt auch für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement, in etlichen Vorstandsämtern des SV.

Ebenso maßgeblich beteiligt war René Müller bei der Einführung des Köllerbacher Sparkassencups für Fußballer, als Gründungsmitglied der Interessengemeinschaft Köllertaler Vereine. „Und in der Interessengemeinschaft Püttlinger Vereine haben wir für den SV Ritterstraße viele Jahre lang an der Gestaltung der Püttlinger Trimmtrefffastnacht mitgewirkt und uns die Nächte um die Ohren geschlagen“, sagt seine Witwe Ullie.

 Ein Foto aus Kindertagen: René Müller lacht fröhlich.

Ein Foto aus Kindertagen: René Müller lacht fröhlich.

Foto: Familienalbum

Zurück zum Werdegang: Nach dem Abschluss der damaligen katholischen Volksschule Ritterstraße absolvierte René Müller eine Lehre als Kfz-Mechaniker. Ab 1970 arbeitete er sozusagen als ein Mitarbeiter der „ersten Stunde“ bis zu seiner späteren Erkrankung mit Verrentung im Ford-Werk Saarlouis, das eben 1970 in Betrieb ging. Dort spielte er, natürlich, auch in der Werksmannschaft unter anderem gegen die legendären „Roten Jäger“ Fußball. Und lernte 1982 die Püttlingerin Ullie Bossmann kennen. Es funkte, geheiratet wurde 1984.

Den Sohn Marc aus der ersten Ehe seiner Frau Ullie nahm René wie ein eigenes Kind an. Die Welt war für die Eheleute Müller in Ordnung. Sein Elternhaus wurde schön umgebaut. Am Wochenende stand, wie erwähnt, Fußball auf der Tagesordnung. Freundschaften wurden gepflegt. Urlaubsfahrten führten in den Schwarzwald, an die spanische Costa Blanca, auf einen saarländischen Reiterhof. Höhepunkt war die Geburt der gemeinsamen Tochter Aline: „Das war die Krönung. Mein Mann hat das Kind ordentlich verwöhnt. Sie hat es aber später gedankt, bei seiner Pflege“, sagt Ullie Müller.

Womit ein trauriges Kapitel begann: 2003 erkrankte René Müller mit gerade mal 53 Jahren. Die Diagnose lautete Parkinson. „Zuerst wollte mein Mann die Krankheit nicht annehmen, aber dann war er doch ein sehr geduldiger Patient. Wir hatten noch viele gute Jahre“, sagt Ullie Müller. Aber wie das mit dieser tückischen Nervenerkrankung so ist, sie schreitet langsam, aber fortwährend voran. Ab 2018 war René Müller auf einen Rollstuhl und ständige Pflege angewiesen. Nach wie vor besuchte er Fußballspiele, auch die von den eigenen Enkeln, seine Frau brachte ihn hin. Seinen 70. Geburtstag feierte die Familie zu Hause, „unter Corona-Bedingungen“, berichtet sie. Danach verschlechterte sich sein Zustand rapide. Ullie Müller: „Das letzte halbe Jahr war schlimm. Wir haben ihn aber bis zuletzt zu Hause gepflegt, mit Familienangehörigen, dem Pflegedienst und schließlich mit Unterstützung der Palliativstation.“

Am schlimmsten, sagt Ullie Müller, sei in dieser Zeit die ständige Abwägung gewesen: Geben wir ihn jetzt ins Krankenhaus in der Hoffnung auf Besserung oder tun wir das nicht? Ullie Müller: „Letztendlich sind wir alle sehr froh und auch ein wenig stolz darauf, dass wir ihn auf seinen eigenen Wunsch bis zuletzt in seinem eigenen Haus behalten und pflegen durften.“

Was bleibt, ist die Erinnerung an einen guten und fleißigen Familienvater und Opa (er hat vier Enkel, Ben, Annalena, Yannick und Sophie, im Alter von 20, 16, 13 und acht Jahren) und an einen hochtalentierten Fußballer, der auf saarländischen und französischen Fußballplätzen, nicht zuletzt im früheren Saarbrücker Ludwigsparkstadion, seine Gegenspieler zur Verzweiflung bringen konnte.

Auf der Seite „Momente“ stellt die SZ im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor. Online unter saarbruecker-­zeitung.de/lebenswege

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort