„Pionier mit Herzblut“

Neunkirchen · Christoph Zander

 Christoph Zander

Christoph Zander

Foto: privat

Christoph Zander, Jahrgang 1949, ist ein Einzelkind, wuchs in Dudweiler auf, wurde 1956 eingeschult. Sein Vater Josef Zander war Telebauhandwerker. Er starb ein Jahr nach der Einschulung seines Sohnes an Krebs. Er wurde nur 39 Jahre alt. Die Mutter Emmi Zander war gelernte Hutmacherin, fand jedoch in ihrem Beruf keine Arbeitsstelle.

"Sie ging putzen, um ihren Sohn und sich durch zu bringen. Wichtig war ihr, dass auch ihr Sohn ordentlich angezogen war und in geordneten Verhältnissen aufwuchs", erzählt Ulrike Ulbrich. Sie war mit Christoph Zander in erster Ehe verheiratet: "Christoph war mit seiner Mutter nach Neunkirchen- Furpach umgezogen, besuchte nach der Grundschule das Aufbaugymnasium in Ottweiler und nach der Mittleren Reife hatte er 1969 eine Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann abgeschlossen. Wir hatten uns 1967 in der Tanzschule Denne in Neunkirchen kennen gelernt. Er war 18 Jahre und ich 16 Jahre alt. Ich machte gerade eine Banklehre. Es war die Zeit der Beatles. Und er wollte unbedingt mit mir tanzen. Er kam richtig gerannt, weil er Angst hatte, dass andere schneller waren und mich auffordern könnten. Er war der schnellste. Wir tanzten einen langsamen Walzer. Er war ein guter Tänzer. Ich auch. Es war so was wie Liebe auf den ersten Blick. Er hatte mich gewollt, und ich wollte ihn. Er machte Musik, spielte Gitarre und Schlagzeug, spielte in einer Band, erst mit den ,The Cucumbers', später mit den ,Drive Inn'. Und er hat gemalt, abstrakt. Sein schönstes Bild war einPorträt. Er nannte es ,Frau mit Zopf'. 1969 wurde er beim Neunkircher Eisenwerk in der Verkaufsabteilung angestellt."

Sie heirateten am Freitag, den 13. April 1973, protestantisch, in der Christuskirche in Neunkirchen: "Wir sind beide überzeugte Christen. In Wellesweiler zogen wir in eine Mietwohnung."

1974 wurde Sohn Carsten und 1977 - die Familie lebte jetzt in Neunkirchen - Sohn Mario geboren. Ehemann Christoph Zander besuchte samstags die Wirtschaftsakademie. Eine junge Familie mit einer positiven Lebensperspektive. Dann der Schicksalsschlag. Sohn Mario erkrankte zehn Tage vor Weihnachten 1981 an Masern. Hinzu kamen Bauchschmerzen. Er konnte nicht mehr gehen. In der Uni-Klinik Homburg wurde er geröntgt. Sie erzählt: "Die entsetzliche Diagnose war Krebs. Ein fast faustgroßer Tumor. Mario wurde drei Stunden lang operiert. Danach Chemotherapie und Bestrahlungen. Neun Monate Angst und Hoffen. Ein Schutzengel hat ihn begleitet. Wir sind gläubige Protestanten. Ich habe den lieben Gott angefleht. Er hat Mario gerettet." Die beiden Söhne Carsten, inzwischen 39, und Mario, inzwischen 36 Jahre alt, ihre Mutter und ich sitzen am Wohnzimmertisch, und Mario sagt leise, als ich danach frage: "Ja ich habe den Kampf gegen Krebs gewonnen. Ich wurde gesund."

Carsten ist kaufmännischer Angestellter, Mario arbeitet als Maschinenbautechniker, ist verheiratet, inzwischen Vater geworden und hat einen Sohn. Dominik ist zweieinhalb Jahre alt. Ende gut, alles gut?

Christoph Zander ist einer der Gründer der Elterninitiative krebskranker Kinder im Saarland e.V., war viele Jahre Ideengeber, Motor, Vorstandsmitglied und Schriftführer des Vereins, der sich um die krebskranken Kinder und die Eltern kümmert und hilft, wo er kann.

Christoph Zander wechselte 1981 zu einem Industrieunternehmen, das Wasserpumpen herstellt. Er wurde stellvertretender Export- Verkaufsleiter, hatte unter anderem Kundenkontakt zu arabischen Ländern, auch nach Südamerika und China. Die beiden Söhne erzählen: "Wir haben viel erlebt und unternommen. Und im Urlaub waren wir viel unterwegs. In Österreich und an der Nordsee. Toll waren auch unsere Weihnachtsfeste. Er hatte am Heiligabend Geburtstag. Das wurde natürlich auch gefeiert. Mittags gab es traditionell Spaghetti- Bolognese und abends ein Menü. Und dann haben wir musiziert." 1989 trennten sich die Eltern - Scheidung. Ulrike Ulbrich, geschiedene Zander, erzählt: "Wir haben uns im Guten getrennt. Ich habe zum zweiten Mal geheiratet. Er lebte allein weiter." 2009 erkrankte er an verschiedenen Krebsarten. Er kämpfte. Es war ein aussichtsloser Kampf. Sein letzter Wunsch war: "Ich möchte meinen Enkel erleben und meine Mutter überleben." Das hat er geschafft. Christoph Zander starb am 30.11.2013. In einem Nachruf der Elterninitiative krebskranker Kinder im Saalrand e.V. liest man in der Saarbrücker Zeitung: "Christoph Zander war Gründungsmitglied, danach war er als 2. Vorsitzender und später als 1. Vorsitzender jahrelang an der Vereinsführung federführend beteiligt. Ihm fiel eine Pionierrolle zu, die er aus eigener Betroffenheit mit Herzblut erfüllte und sich uneigennützig für die Belange und Bedürfnisse krebskranker Kinder einsetzte."

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