Papa half, wo er konnte“

Saarbrücken · Michael Sommer

 Michael Sommer

Michael Sommer

Foto: privat

Michael Sommer, Jahrgang 1943, hat drei Geschwister. Schwester Gabriele wurde 1932, Bruder Robert 1934 und Schwester Anne aus der zweiten Ehe des Vaters wurde 1967 geboren. Vater Robert Sommer war Transportunternehmer, seine Frau Germaine kümmerte sich um die Kinder. Die Familie lebte in Saarbrücken, wo Sohn Michael 1949 eingeschult wurde.

1957 starb seine Mutter. Was nun? Sohn Michael, 15 Jahre alt, besuchte nach einer Zwischenstation in einem katholischen Internat in Boppard eine Realschule in Saarbrücken bis zur Mittleren Reife. Anschließend ging er in eine Höhere Handelschule und absolvierte dann eine kaufmännische Lehre als Sanitär- und Heizungskaufmann in Saarbrücken. Er war ein junger Kerl, aufgeschlossen, vielseitig interessiert. Er war überzeugter Katholik, besuchte oft den Gottesdienst in der St. Jakobskirche in Saarbrücken. Und er hatte viele Freunde unter den katholischen St. Georgspfadfindern, die er regelmäßig auf Wanderungen und auf Fahrten begleitete. Nach seiner Lehre arbeitete er als Angestellter in einer großen Firma, die Heizungsanlagen verkaufte.

Und hier lernte er auch später seine Frau Gudrun kennen. Sie erzählt: "Ich arbeitete in der Röhrenabteilung. Er verkaufte Heizungsanlagen. Zwei Jahre ist nichts passietrt.1968 waren wir mit einer Clique unterwegs zu einer Faschingsparty im Keller eines Freundes. Da lernten wir uns näher kennen. Die Hochzeit war am 23. Mai 1969, evangelisch. Da habe ich drauf bestanden. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht weiß, wie man Kinder katholisch erzieht. Es war eine große Party, rund 70 Gäste waren da. Wir haben erst in Saarbrücken gelebt, sind dann ins benachbarte Lothringen gezogen. Er verkaufte weiter Heizungsanlagen. 1972 wurde unser Sohn Nicolas, 1974 unsere Tochter Katrin, die leider sehr früh starb, und 1978 unser Sohn Marc geboren. Wir lebten das Leben einer glücklichen jungen Familie. fuhren in Urlaub, flogen nach Malaga, wo Verwandte lebten, fuhren nach Frankreich, auf die Ile de Ré, oder waren mit einem Fischerboot unterwegs."

Sie macht eine Pause: "Mein Mann war ein vielseitig interessierter, hilfsbereiter und kontaktfreudiger Mensch. Er hatte viele Freunde. Und er war auch ein Familienmensch."

1983 beschlossen die Eheleute, sich mit einem Antiquitäten- und Weinhandel selbstständig zu machen. Sie mieteten ein Ladengeschäft in der Mainzer Straße in Saarbrücken: "Der Laden war bald ein beliebter Treffpunkt, ein Stehcafé, in dem man auch antike Möbel kaufen konnte. Und wenn jemand Hilfe brauchte, im Haus oder sonst wo, hat mein Mann geholfen, auch bei Umzügen und wenn Feste gefeiert wurden. Und die eigenen Geburtstage wurden groß gefeiert. Seinen 50. Geburtstag hat er drei Mal gefeiert."

Und 1993 kaufte die Familie ein Schiff, ein Lastschiff, eine Péniche. Weil das Geschäft zu klein wurde, um die Möbel und Antiquitäten zu lagern, wurden sie in der "Stolzenfels", so hieß der Lastkahn, angeboten und verkauft. Péniches sind Binnenschiffe Die "Stolzenfels" - technische Daten: 39,5 x 5.05 Meter, Tiefgang 1,80 Meter, 300 Tonnen Ladekapazität, Baujahr 1913, gebaut in der Königlich-Bayrischen Werft in Speyer - hatte Michael Sommer gegen den Widerstand seiner Frau 1993 gekauft und renoviert. Und dann vom nordfranzösischen Städtchen Lens, 200 Kilometer nördlich von Paris, wo das Schiff, das 80 Jahre auf französischen Flüssen gefahren war, jetzt vor Anker lag, von einem Steuermann nach Saarbrücken überführen lassen.

Das Schiff lag unterhalb der Berliner Promenade in Saarbrücken - und war bald auch ein Partyschiff -, später in Saargemünd und dann in Nancy. Die Eheleute vermieteten es für Feiern und Feste. 80 Personen hatten Platz in der "Stolzenfels".

Ehefrau Gudrun erzählt: "2013 schenkten wir das Schiff de französischen Schifffahrtsbehörde in Nancy. Mein Mann war inzwischen Rentner. Aber so genau war das nicht zu nehmen. Wir sind viel gereist, nach Mallorca, auch zu unserem Sohn Nicolas, der inzwischen in Moskau Verkaufsleiter des russischen Büros der Organisation International SOS ist, die weltweit bei Katastrophen und Unfällen Hilfsaktionen plant und koordiniert. Sohn Marc studierte Informatik in Saarbrücken. Papa Michael half, wo er konnte. Doch er hatte auch zunehmend gesundheitliche Probleme. Seit 2011 litt er an Wassersucht, hatte Wasser in den Beinen und im Bauch, das regelmäßig abgepumpt werden musste. Er hat nie geklagt, obwohl er deswegen oft im Krankenhaus war. In den letzten Jahren ging er immer öfter in die Kirche. Es war ihm wohl klar, dass er bald sterben würde. Er starb zu Hause. Wir, unsere Söhne Nicolas und Marc und ich, waren bei ihm, als er starb."

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