Serie Lebenswege Lothar Kopp liebte die Musik

Dillingen-Pachten · Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörigen und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorbener vor. Heute: Lothar Kopp.

 Ein Gruppenbild der musikalischen Familie aus dem September 2010, von links: Simone Schmidt (Nichte von Lothar Kopp), Franz-Josef Kopp (Bruder), Daniela Schmidt (Nichte), Lothar Kopp selbst, Magdalena Kopp (Tochter), Verena Kopp (Tochter), Thomas Kopp (Neffe).

Ein Gruppenbild der musikalischen Familie aus dem September 2010, von links: Simone Schmidt (Nichte von Lothar Kopp), Franz-Josef Kopp (Bruder), Daniela Schmidt (Nichte), Lothar Kopp selbst, Magdalena Kopp (Tochter), Verena Kopp (Tochter), Thomas Kopp (Neffe).

Foto: Uew Braun

Eine ungewöhnliche Runde hat sich zum Gespräch über den Lebensweg des Dillinger Musikers Lothar Kopp zusammengefunden. Dem langjährigen Dirigenten des Pachtener Musikvereins haben nämlich neben Tochter Magdalena und Bruder Franz-Josef Kopp auch Vertreter der anderen Vereine, die Lothar Kopp im Laufe seines Lebens maßgeblich beeinflusst hat, auf diese Weise eine letzte Ehre erwiesen: Elisabeth Seibold vom Dieffler Singkreis, Hans-Martin Rupp, Leiter des Kirchenchors Chorklang Pachten, und Lehrerkollege Gerald Wind, der viele Jahre lang gemeinsam mit Lothar Kopp den Lehrerfasching der Schwalbacher Gutenberg-Schule gestaltet hat. „Der Lothar fehlt uns allen sehr“, sagt Elisabeth Seibold in Vertretung für die gesamte Runde.

Geboren wurde Lothar Kopp am selben Tag wie Mozart. Am 27. Januar, allerdings im Jahr 1949. Ob ihm dieses Datum wohl sein besonderes musikalisches Talent verliehen hat? Mit zwölf Jahren bekam er die erste Posaune und erwies sich als so geschickt mit dem Instrument, dass er recht schnell im großen Orchester des Pachtener Musikvereins mitspielen durfte. Dort hat er dann über 60 Jahre lang aktiv musiziert. Posaune, Tenorhorn und Euphonium waren seine Lieblingsinstrumente. Bei seiner Berufswahl war Lothar Kopp schnell entschlossen: Er würde Lehrer werden. Musiklehrer. Als zweites Fach wählte der junge Lothar Kopp Deutsch dazu.

Junge Leute an die Musik heranzuführen sei immer eines seiner großen Ziele gewesen, berichten Franz-Josef Kopp und Gerald Wind. So hat er während seiner gesamten Zeit an der Schule einen Schulchor und eine Schulband geleitet. Und natürlich auch den Lehrerchor. „Wenn zu Beginn des Schuljahres die Listen für die AGs ausgelegt wurden, waren Lothars Listen immer als erste voll“, erinnert sich Gerald Wind.

Anfang der 70er Jahre hat Lothar Kopp dann in Pachten eine große Werbeaktion gestartet, um Nachwuchs für den Musikverein anzuwerben. Natürlich erfolgreich, denn aus dieser Werbeaktion ging 1974 das Jugendorchester hervor, bis dato immerhin eine fast 50-jährige Erfolgsgeschichte. Den Taktstock des Jugendorchesters gab Lothar Kopp 1979 an seinen Bruder Franz-Josef ab, der das Orchester bis heute leitet. Lothar Kopp übernahm stattdessen das Dirigentenpult des „großen“ Orchesters, das er bis 2007 leitete. Außerdem war er Mitglied bei vielen anderen Formationen. Den Pachtenern Turmbläsern etwa, der Bigband und der Dixieband „Hot-Päns“.

Auch die Chormusik lag Lothar Kopp am Herzen. Als gläubiger Christ war es ihm vor allem ein Anliegen, Gottesdienste und kirchliche Feste mitzugestalten und schöner zu machen. Seit 1968 aktiv im Kirchenchor von St. Maximin, gründete er schon Anfang der 70er in Pachten eine Kinderschola, einige Jahre später den Pachtener Singkreis, 1995 dann in Diefflen den Singkreis der Pfarrei St. Josef. Im Pachtener Kirchenchor hat der Tenor bis an sein Lebensende aktiv mitgesungen.

 Lothar Kopp mit seiner späteren Ehefrau Gertrud bei einer Fastnachtsfeier des Musikvereins im Jahr 1976.

Lothar Kopp mit seiner späteren Ehefrau Gertrud bei einer Fastnachtsfeier des Musikvereins im Jahr 1976.

Foto: Günter Heisel

Nach Diefflen hat ihn übrigens bereits 1976 die Liebe gebracht. Denn nach der Eheschließung ist er mit Ehefrau Gertrud dorthin gezogen. Die beiden Töchter Verena und Magdalena sowie Sohn Sebastian sind dort geboren und aufgewachsen.

Sein einziges Manko? „Er konnte nicht nein sagen“, sagt Tochter Magdalena. „Wo Not am Mann war, ist er eingesprungen.“ Er habe immer gesagt: „Ausruhen? Ich weiß nicht, ob ich das könnte!“ Und so hat er, wenn er nicht gerade Musik gemacht hat, in seinem Gemüsegarten gearbeitet. Oder sich um seine Kaninchen und seine Katze gekümmert.

Die Corona-Zeit und der Lockdown haben ihn als kulturell engagierten, rührigen Vereinsmenschen sehr belastet, sagt Magdalena Kopp. Vor allem, weil er seine regelmäßigen Proben absagen musste. Dafür gab es aber wenigstens am ersten Advent ein Balkonkonzert in Diefflen, gemeinsam mit den Töchtern Verena und Madgalena und wechselnden Musikinstrumenten: Querflöte, Posaune, Gitarre, Euphonium und Tenorhorn. Seine Arrangements hat Lothar Kopp alle eigenhändig geschrieben. Von Hand, denn von Notationssoftware hielt er nicht viel. Er sei halt ein Perfektionist gewesen, sagt Elisabeth Seibold. „Seine Notenblätter sahen aus wie gedruckt.“ „Ja“, stimmt Gerald Wind zu: „Wir haben im Lehrerchor dieselbe Akribie erlebt.“ Eine tolle Aktion sei übrigens das „Contio-Magus-Lied“ von Lothar Kopp gewesen, zu dem im Rahmen der Jerusalema-Challenge die Kinder der Römerschule während des Lockdowns Tanzvideos gedreht hatten, erzählt Magdalena Kopp. Hier sei er ganz kurzfristig als Komponist mit dem Pachtener Song eingesprungen, um die Lizenzgebühren für die Originalmusik zu sparen.

Ganz unerwartet ist Lothar Kopp am 15. Januar dieses Jahres gestorben. „An Weihnachten haben wir noch gemeinsam Musik gemacht“, sagt Magdalena Kopp traurig.

Auf der Seite „Momente“ stellt die SZ im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor. Online unter saarbruecker-­zeitung.de/lebenswege

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