Serie Lebenswege Es war für beide die echte große Liebe

Namborn-Gehweiler · Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörigen und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorbener vor. Heute: Johanna Schwan.

 Das Hochzeitsfoto zeigt Johanna und Gottfried Schwan 1957.

Das Hochzeitsfoto zeigt Johanna und Gottfried Schwan 1957.

Foto: Familienalbum Schwan

„Johanna fehlt als Uroma, Oma, Mama und Frau“, sagt Gottfried Schwan über seine Ehefrau, die am 16. Februar 2020 – zwei Monate vor ihrem 86. Geburtstag – starb. Johanna kam am 19. April 1934 im heutigen Namborner Ortsteil Gehweiler als drittes Kind von Jakob und Apollonia Schreier, geborene Schwarz, zur Welt. Sie hatte zwölf Geschwister, von denen heute noch Mathilde (83), Katharina (78), Jakob (72) und Willi (70) leben.

Nach dem Besuch der Volksschule fand Johanna Arbeit in einem Haushalt in Tholey, doch sie wäre viel lieber auf eine weiterführende Schule gegangen. „Sie wäre gerne Lehrerin geworden, das war ihr Traum“, sagt Tochter Eveline Schwan, die mit ihrem Vater Gottfried und ihrem Bruder Michael die Lebensgeschichte ihrer Mutter erzählt. Aber die junge Johanna durfte nicht weiter zur Schule gehen, sie musste ihre jüngeren Geschwister im Elternhaus versorgen und sich um die Landwirtschaft kümmern, die ihr Vater – ein Eisenbahner – im Nebenerwerb betrieb. Gottfried Schwan lernte die damals 16-jährige Johanna in seiner Lehre zum Hufschmied kennen, der Beginn einer großen Liebe. Sieben Jahre danach gingen sie am 5. Juni 1957 den Bund der Ehe ein. Nicht unbedingt zur großen Freude von Johannas Vater, der ein strenges Regiment im eigenen Haus führte. „Aber die Bindung zwischen Johanna und mir war so stark, dass er machtlos war“, erzählt Gottfried Schwan.

1958 kam Sohn Michael zur Welt, 1960 wurde Tochter Eveline und 1967 Sohn Knut geboren. 1960 begann Gottfried Schwan in der Buntwies ein Haus zu bauen, alles in Eigenleistung und unter tatkräftiger Mithilfe von Johanna und Freunden. 1963 wurde das Haus bezogen. Neben ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter kümmerte sich Johanna Schwan auch noch um die Pflege ihres Vaters, ihrer Mutter und der Schwiegermutter. Sie las gerne Bücher und war kulturell tätig als Sängerin im gemischten Chor Edelweiß Gehweiler. Ab 1976 engagierte sie sich im DRK-Ortsverband Baltersweiler. Dort war sie nicht nur zwei Jahrzehnte lang Vorsitzende, sondern bildete sich auch als Übungsleiterin für Senioren, Gymnastik sowie Tanzen weiter und leistete als Ersthelferin beim Fußballverein Gehweiler Dienst. Außerdem trat sie bei Fastnachtsveranstaltungen des DRK mit ihren Tanzgruppen sowie als Büttenrednerin auf. 2006 wurde sie für 30 Jahre verdienstvolle Tätigkeit vom DRK-Landesverband geehrt. Erst 2014, mit 80 Jahren, stellte sie ihre aktive Tätigkeit für das DRK ein.

Johanna Schwan war viel unterwegs. Sie und ihre Freundin Roswitha organisierten für das DRK Baltersweiler Busreisen in Deutschland und Österreich. Außerdem besuchte sie gerne deutsche Städte, wie Berlin, Weimar, Erfurt oder Dresden. „Dadurch lernten wir Deutschland in seiner ganzen Vielfalt und Schönheit kennen“, erzählt Gottfried Schwan. Aber auch in Holland, Rom, Prag und Mallorca wurde zusammen Urlaub gemacht. 1991 lernte sie bei einer Kur in Kyllburg (Eifel) andere Kurgäste kennen, mit denen sie 25 Jahre lang eine enge Freundschaft pflegte. „Die Gruppe bestand aus fünf Ehepaaren aus der gesamten Republik. Sie vereinbarten ein jährliches Treffen, wodurch es unter anderem an die Nordsee, nach Bad Münster-Eifel, Boppard, Tittisee oder Heringen an der ehemaligen Zonengrenze ging“, erzählt Gottfried Schwan. „Zum 70. und 80. Geburtstag von Johanna kamen alle nach Gehweiler“, ergänzt Sohn Michael. Das letzte Treffen, das Johanna organisierte, fand 2016 am Bostalsee statt.

 Hier sind Johanna und Gottfried Schwan bei ihrer Diamantenen Hochzeit am 5. Juni 2017 zu sehen.

Hier sind Johanna und Gottfried Schwan bei ihrer Diamantenen Hochzeit am 5. Juni 2017 zu sehen.

Foto: Familie Schwan

Ein Charaktermerkmal von Johanna war ihre Frömmigkeit. „Sie war eine sehr gläubige Katholikin, der Kirchenbesuch war für uns alle Pflicht“, betont Michael, und Eveline ergänzt: „Mutter war sehr sparsam, sie hat immer Prioritäten gesetzt, wenn es um das Finanzielle ging, zumal ein Haus abzuzahlen war.“

Ein weiteres Merkmal von Johanna war ihre Liebe zum Nutzgarten. Tatkräftig bewirtschafte sie mit Gottfried den Garten. Sie verarbeitete das Angebaute sowie die Früchte des Gartens zum Wohle ihrer Familie, die ihr immer sehr wichtig war. Mächtig stolz war sie, als sie Oma und dann Uroma wurde. Gleich vier Enkelkinder (Lukas, Mara, Nico und Leonard) und zwei Urenkel (Paul und Sebastian) wurden ihr geschenkt.

2017 wurde mit der Familie und vielen Freunden und Bekannten diamantene Hochzeit gefeiert. In der Basilika St. Wendel fand ein feierliches Hochamt statt. Zur Ehre des Brautpaars sang der Basilikachor, in dem Gottfried Schwan Sänger ist. Der Ehrentag wurde in einer Gaststätte groß gefeiert. Im Laufe der nächsten Jahre wurde Johannas Herz immer schwächer, sie musste öfter ins Krankenhaus. Ihr Zustand verschlechterte sich 2019, sodass Johanna Schwan am 6. Februar 2020 nach Kusel ins Klinikum kam, wo sie zehn Tage später starb. Am 28. Februar 2020 fand Johann Schwan unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Gehweiler Friedhof ihre letzte Ruhe. „Das zeigte mir und den Kindern, dass sie sehr beliebt gewesen war“, sagt Gottfried Schwan.

Auf der Seite „Momente“ stellt die SZ im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor. Online unter saarbruecker-­zeitung.de/lebenswege

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort