„Hilfsbereit und sehr bescheiden“

Dillingen-Diefflen · Hans Wendel Endres hatte ein erfülltes und arbeitsreiches Leben.

 Hans Wendel Endres

Hans Wendel Endres

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Dillingen-Diefflen. Hans Wendel Endres, Jahrgang 1934, wuchs in St. Wendel in einem streng katholisches Elternhaus auf. Er hatte zwei ältere Schwestern: Cäcilia, Jahrgang 1920 und Therese, Jahrgang 1921. Sein Vater Willbord Endres war Organist in der Wendelinusbasilika, die im Volksmund auch ,,Wendelsdom" heißt. Seinem Vater verdankt der Sohn auch seinen ungewöhnlichen Vornamen "Wendel". "Nomen est Omen", mag der Vater gedacht haben, als der Sohn in der Wendelinusbasilika auf diesen Namen getauft wurde. Er wünschte sich, dass der Sohn einen Beruf ergreifen würde, der mit der katholischen Kirche in Zusammenhang stünde, vielleicht würde aus ihm ja sogar ein Priester werden... Am liebsten aber wäre es dem Vater gewesen, wenn der Sohn Musik studiert hätte und Organist geworden wäre, vielleicht sogar im Wendelsdom wie er. "Doch mein späterer Mann hatte andere Interessen. Er war zwar überzeugter Christ und Katholik. Doch beruflich wollte er einen anderen Weg gehen. Er interessierte sich für Technik", erzählt seine Frau Hildegard. "Er besuchte zwar das Wendalinus- Gymnasium in St. Wendel, verließ es aber nach der Mittleren Reife und absolvierte anschließend eine Lehre als Schlosser. Die Gesellenprüfung schloss er mit Note 1 ab, arbeitete dann kurze Zeit in seinem erlernten Beruf und begann anschließend ein Studium an der Ingenieurschule in Bingen, das er dann später an der Technischen Universität in Darmstadt als Ingenieur grad. abschloss." Es gibt Fotos aus dieser Zeit, die Hans Wendel Endres in der Uniform der Studentenverbindung Rhenania zeigen; ein fröhlicher junger Mann, der optimistisch in die Kamera lacht. Er hatte während seiner Schul- und Studentenzeit Fußball gespielt, war kontaktfreudig, hatte viele Freunde. Nach dem Studium fand er eine Anstellung in der Dillinger Hütte, wo man sehr schnell auf seine fundierte technische Ausbildung und auch auf seine Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen, aufmerksam wurde.

"1961, er hatte Geburtstag", so erzählt seine Frau, die als Sekretärin in einer Klinik arbeitete, "lernten wir uns bei einem Vereinsfest des Tennisclubs in St. Wendel kennen. Wir heirateten am 6. Februar 1962 in der Herz-Jesu Kirche in Neunkirchen. Es war eine große, eine schöne Hochzeit." 1964 wurde Tochter Christiane geboren. "Er war ein fürsorglicher und stolzer Vater, auch wenn er nicht sehr viel zu Hause war. Er liebte seine Arbeit. Und die Aufgaben wuchsen", erzählt sie. In der Dillinger Hütte - die Familie wohnte in Dillingen - machte er schnell Karriere. Bald war er ein "cadre", wie man in der Dillinger Hütte leitende Angestellte nannte, und war verantwortlich für den "Energiebetrieb": "Das Privatleben musste angesichts der beruflichen Anspannung etwas zurück genommen werden. Doch wir hatten herrliche Zeiten und schöne gemeinsame Urlaube", erzählt sie. "Wir waren mit Freunden mit dem Auto in Spanien zum Campen oder in Frankreich, wo wir uns meistens eine Wohnung oder ein Haus mieteten. Wir waren zum Skilaufen in Österreich. Und er hatte seinen Freundkreis, die Ballonfahrer. Das war eine richtige Männerclique, die stiegen gemeinsam mit Freiluftballons auf. Das war eine reine Männerveranstaltung. Ich fuhr in dieser Zeit dann mit Freundinnen in die USA, nach New York, Boston, in Washington und Chikago, um meine englischen Sprachkenntnisse zu vertiefen."

Sie beschreibt ihren Mann als hilfsbereiten und sehr bescheidenen Menschen, als überzeugten Christen, der jedoch mit der Institution Kirche haderte: "Mit dem Glauben hatte er keine Probleme, aber mit manchen Repräsentanten der Kirche. Er war geradlinig, hat seine Meinung, auch wenn sie unbequem war, immer konsequent vertreten. Und auch über die Institution Kirche hielt er mit seiner Meinung nicht zurück. Er las technische Bücher, hatte ein enormes Wissen. Ihr werdet sehen. ,Wir fliegen irgendwann zum Mond´ , sagte er einmal. Das Familienleben war ihm wichtig. Wir waren immer zusammen, bei jeder Gelegenheit, Cousinen und Cousins, die Familie meines Bruders und dessen Kinder und wir und unsere Tochter Christiane, und auch ihr Mann. Wir sind Großeltern von zwei Enkeln, von Pascal, der 1990 geboren wurde und von Niklas, der 1998 auf die Welt kam. Ganz besonders stolz war mein Mann auf seinen Enkel Pascal, der sich für Technik und Mathematik interessiert und jetzt Informatik studiert."

1995 wurde Hans Wendel Endres pensioniert. Und im selben Jahr erkrankte er an Polyarthritis, oder rheumatoide Arthritis, wie die Mediziner diese schlimme rheumatische entzündliche Erkrankung der Gelenke nennen, die, so kann man im Internet in Wikipedia nachlesen, oft schleichend beginnt - aber auch plötzlich eintreten kann, mit Schmerzen in den kleinen Finger- oder Zehengelenken. Schmerzen und Schwellungen treten aber auch insbesondere in den Hand-, Knie-, Schulter, Fuß- oder im Hüftgelenk auf. Die rheumatoide Arthritis überfällt die Kranken häufig in Schüben, die wochen- und monatelang anhalten können, verbunden mit höllischen Schmerzen. Trotz seiner Beschwerden und der vielen Medikamente, die er einnehmen musste, versuchte er weiterhin ein normales Leben zu führen: "Wir fuhren in den Urlaub, vor allem dorthin, wo es warm ist. Nach Teneriffa, nach Lanzarote, nach Mallorca, auch nach Sardinien. Und die Schmerzattacken kamen immer häufiger und waren immer schlimmer. Vor allem hat ihn deprimiert, dass er anderen nicht mehr helfen konnte. Er war ja früher auch ein guter Handwerker gewesen."

Ende Oktober 2011 hatte er plötzlich Atembeschwerden. Eine Untersuchung ergab eine niederschmetternde Diagnose: Bronchialkrebs im Endstadium.

Hans Wendel Endres starb in der SHG-Klinik in Völklingen. Seine Frau sagt leise: "Ich war bei ihm in der Klinik, jeden Tag, bis er starb."

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