„Ein leutseliger, fröhlicher Vater“

Lebach-Steinbach · Edwin Buchholz, Familienmensch und Fußball-Fan.

 Edwin Buchholz

Edwin Buchholz

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Lebach-Steinbach. Edwin Buchholz, Jahrgang 1931, wuchs in Lebach- Steinbach auf. Er hat fünf Geschwister: Albert, Jahrgang 1925, Walter, Jahrgang 1926, Yolande, 1933, Adolf, 1938, und Monika, Jahrgang 1947. Sein Bruder Albert wurde kurz vor Kriegsende noch zur Wehrmacht eingezogen und fiel, wie man damals sagte, für Führer, Volk und Vaterland irgendwo in Deutschland", erzählt Rita Nickolai. Sie ist die Tochter von Edwin Buchholz und erlebte ihren Vater als "liebenswürdigen, immer gut gelaunten Mann. Der Vater meines Vaters, Albert Buchholz, war Bergmann auf der Grube Luisenthal und später in Camphausen. Mutter Anna Buchholz versorgte den Haushalt und die Kinder. Es waren arme Verhältnisse. Die Familie lebte in einer Bergmannssiedlung in Lebach-Steinbach, und ohne den Garten hinter dem haus, in dem Gemüse und Kartoffeln angebaut wurden, und die Kaninchen im Stall wäre wohl öfter Schmalhans Küchenmeister in der Bergmannsfamilie gewesen."

Aber wie die Familie Buchholz, so schlug man sich damals durch die Kriegs- und die Nachkriegsjahre. Der kleine Edwin Buchholz wurde 1946 aus der Volksschule entlassen, begann dann eine Lehre als Hauer auf der Grube Camphausen. Viele andere Möglichkeiten hatten die Söhne von Bergleuten nicht. "Der Bub geht uff die Grub", mag der Vater gesagt haben. 1949, damals war er gerade 18 Jahr alt und noch Lehrling, lernte er seine spätere Frau Theresia kennen. Die Tochter erzählt: "Man traf sich irgendwo. Die Schwester meiner Mutter hatte die beiden zusammengebracht". Die Hochzeit war sechs Jahre später, am 25.5.1955, katholisch, in der St. Maternus- Kirche in Aschbach bei Lebach. Beide waren überzeugte katholische Christen. Auf dem Hochzeitsfoto sieht die Braut ganz in Weiß nachdenklich, der Bräutigam im dunklen Anzug unternehmungslustig in die Kamera. Und unternehmungslustig war er auch. Er war ein Kumpeltyp, einer der "immer gut druff" war, wie man so sagt und wie ihn später seine Freunde beschrieben. Und er hatte eine große Leidenschaft. Das war der Fußball. Er kickte in der Schüler- und Jugendmannschaft des SV "Elfriede" Steinbach. Offenbar war er nicht nur ein begeisterter, sondern auch ein talentierter junger Fußballer. Jedenfalls durfte er schon als Siebzehnjähriger in der 1. Mannschaft des Vereins spielen. Später wechselte er zum Lokalverein SV Viktoria Aschbach, der in der B-Klasse spielte. Tochter Rita erzählt: "Dem Heimatverein SV Viktoria Aschbach hat er sein Leben lang die Treue gehalten. Er gründete die AH des Vereins, und als er nicht mehr aktiv spielte, betreute er die AH-Mannschaft. Er versäumte kein Spiel und war immer um die Kameradschaft bemüht. Wo er war, war Stimmung. Er hatte immer einen guten Spruch drauf. Die AH-Kameraden schätzten ihn."

Doch zurück in die 50er Jahre. 1956 wurde Sohn Albert geboren. Und wie viele junge saarländische Familien plante auch die junge Familie Buchholz den Neubau eines Eigenheimes. Aber damals war ja noch "Franzosenzeit" im Saarland. Die Gruben standen unter französischer Verwaltung. Und so musste Baukredit bei der französischen Grubenverwaltung beantragt werden. Der Kredit wurde dann, als das Saarland 1957 an die Bundesrepublik angeschlossen wurde, von einer saarländischen Bausparkasse übernommen, 1960 war das Häuschen in Lebach-Aschbach fertig und die Familie zog ein. Tochter Rita: "Wenn man so will, stand auf jedem Stein des Hauses ,Glück auf'. Es wurde ja mit dem Lohn für die Arbeit unter Tage abbezahlt."

1977 - das Häuschen war nun fast abbezahlt - legte Edwin Buchholz die "Ausbilderprüfung" bei Saarberg ab. Er war ein geduldiger, nachsichtiger und (fast) immer gut gelaunter Ausbilder. Tochter Rita beschreibt ihn "als leutseligen, fröhlichen Vater, wie man ihn sich eigentlich nicht besser hätte wünschen können. Den Haushalt schmiss, wie man so sagt, die Mama. Er hatte den Spruch geprägt: Ich bin im Winter für den Garten und im Sommer für die Heizung zuständig. Das meinte er natürlich nicht so ernst. Er war ein geschickter Handwerker und zu tun gab es immer was. Wir waren fast immer zu Hause. In Urlaub sind wir nie gefahren. Unser Papa hatte keinen Führerschein. Und Geld war wohl auch nicht genug da."

1983 wurde der Hauer und Lehrlingsausbilder Edwin Buchholz in den Vorruhestand versetzt. Nun hatte er noch mehr Zeit für den Fußball und für seine Freunde. Vielen half er beim Bau. Seine Hilfsbereitschaft war sprichwörtlich. Er fühlte sich zu Hause wohl: "Wenn große Fußballspiele waren, also Weltmeisterschaften oder so was, kamen seine Kumpels zu uns und schauten die Spiele im Fernsehen an. Dann war er in seinem Element. Meine Mama hatte ein Auto. Und dann sind sie im Sommer öfter mal in die Gegend von Idar-Oberstein gefahren. Dort hatten sie einen Wohnwagen stehen."

2004 konnte er nicht mehr gut laufen. Das muss für ihn, den ehemaligen begeisterten Fußballer, ganz besonders schlimm gewesen sein. Die Ärzte diagnostizierten Parkinson. Die Krankheit kam schubweise und schränkte seine Bewegungsfähigkeit immer mehr ein. Inzwischen war er fünffacher Großvater geworden. Das jüngste seiner Enkelkinder, die kleine Julia, wurde 2005 geboren. Tochter Rita: "Er war ein begeisterter Opa. Doch bald konnte er das Haus nicht mehr verlassen. Die letzten Monate waren eine Qual. Er wollte nicht ins Krankenhaus. Er wollte zu Hause bleiben und in dem Haus sterben, das er gebaut hatte. Die Familie war in seinen letzten Stunden bei ihm. Es war eine große Beerdigung. 350 Trauergäste gaben ihm das letzte Geleit."

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