„Ein ganz hervorragender Lehrer“

St. Ingbert · Theo Bayer war Pädagoge mit Leib und Seele

 Theo Bayer

Theo Bayer

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St. Ingbert. Theo Bayer, Jahrgang 1924, wurde in Völklingen geboren. Er ist der Sohn von Franziska und Theodor Bayer, hat zwei Schwestern, Hilde, Jahrgang 1923, und Gisela, Jahrgang 1938. Der Vater war Finanzbeamter. Die Mutter kümmerte sich um die drei Kinder und den Haushalt. Theo Bayer wuchs in Saarlouis auf, wechselte nach der vierten Volksschulklasse auf das Gymnasium. 1935 kam er zur Hitlerjugend, und 1942, zwei Jahre vor dem Abitur, meldete er sich freiwillig zur Luftwaffe. Er wurde zum Bodenpersonal nach Olmütz in die Tschechoslowakei eingezogen, nahm am Russlandfeldzug teil, wurde in Palermo eingesetzt, geriet dann in Norditalien in US-Gefangenschaft. Entlassung 1946.

1946 bestand er die Aufnahmeprüfung für das Lehrerseminar in Lebach: "Lehrer wollte er schon immer werden. Das war der richtige Beruf für ihn" sagt seine Frau Helga Bayer. Abschlussprüfung 1949. Und von 1949 bis 1950 war er dann Junglehrer in Ensheim. 1950 heiratete er Brigitte Hoffmann, katholisch, in der St. Josefskirche in St. Ingbert. 1952, 1954 und 1964 wurden seine Töchter Ruth, Judith und Esther geboren. Er wurde sechs Mal Großvater und drei Mal Urgroßvater: "Darauf war er sehr stolz."

1950, im Jahr seiner Hochzeit, wurde er dann auch Lehrer in der katholischen Volksschule in St. Ingbert. Er unterrichtete alle Fächer, auch Musik. Mozart war sein Lieblingskomponist. Klavier- und Orgelspielen hatte er sich selbst autodidaktisch beigebracht. Und er hatte auch die so genannte "missio canonica", durfte auch katholischen Religionsunterricht erteilen "Er war ein Lehrer, wie man ihn sich als Kind wünscht", sagt sein Freund Franz- Peter Koßmann, der ehemalige Rektor der Erweiterten Realschule in Großrosseln. "Ich war in der zweiten bis vierten Klasse sein Schüler. Ich kam aus einer Schule, in der es noch die Prügelstrafe gab. Und wie habe ich mich gefreut, als ich nun einen Lehrer hatte, der mit uns Kindern feinfühlig umging, der nicht drohte, sondern uns half. Er war ein ganz hervorragender Lehrer, sowohl pädagogisch als auch fachlich. Er war mein Vorbild, als ich Lehrer wurde."

Das sprach sich bald rum. Und auch bei der Schulbehörde wusste man, was man an dem engagierten Pädagogen Theo Bayer hat. 1974 wurde er zum Konrektor der Südschule in St. Ingbert ernannt.

Wenn er nicht in der Schule war oder zu Hause Hefte korrigierte und mit den eigenen Kindern zusammen war, spielte er Orgel in der katholischen Kirche von Hassel, wo er den Kindergottesdienst gestaltete. Oder er war unterwegs als Berichterstatter für die St. Ingberter Lokalausgabe der Saarbrücker Zeitung. Vor allem berichtete er aus dem Vereinsleben.

1985 starb seine erste Frau Brigitte, die Mutter seiner drei Töchter Ruth, Judith und Esther. Der Tod kam plötzlich und unerwartet. Sie fiel auf dem Markt in St. Ingbert um. Niemand konnte ihr mehr helfen. Todesursache: Hirnschlag. Es war ein schwerer Schicksalsschlag für ihn und seine Familie. Wie er ihn ertrug, kann man nur vermuten. Er ging weiter in seine Schule, unterrichtete, 1987 wurde er pensioniert. Was nun? Ein rüstiger Senior, vielseitig interessiert und engagiert. Er ging seinen Hobbys nach. Ging wandern, arbeitete im Garten.

1989 traf er Helga, seine spätere zweite Ehefrau. Die beiden kannten sich aus der Schule. Sie erzählt: "Meine beiden Kinder Konstanze und Roland waren Schüler von ihm. Sie waren inzwischen erwachsen. Ich hatte ihn als großartigen Lehrer und Pädagogen kennen gelernt und mich oft mit ihm unterhalten. Ich lebte inzwischen von meinem Mann getrennt. Unsere Begegnung war Zufall. Er kam mir mit dem Auto in der Stadt entgegen. Wir kamen ins Reden. Und so ist alles entstanden. Am 11. März 1992 nach meiner Scheidung gingen wir zum Standesamt und heirateten. Er sagte später: Das war Vorsehung, dass wir uns gesehen haben. Das war das Beste, was mir geschehen konnte."

Es war ein Happy End für beide, und auch für die erwachsenen Kinder in der, wie man auf heute neudeutsch sagt, Patchwork-Ehe: "Er hatte auch zu meinen Kindern ein Vertrauensverhältnis. Er kannte sie ja von kleinauf aus der Schule." Das glückliche Senioren-Ehepaar reiste viel: "Wir waren überall. In Russland, in Italien, in Frankreich, in Holland. Er las, spielte Klavier. Wir wanderten, gingen ins Theater. Und freuten uns, wenn die Familie zusammen kam."

2000 erlitt Theo Bayer einen Hirnschlag. Und er erkrankte an Parkinson. Seine körperliche Beweglichkeit ließ immer mehr nach. "Trotzdem ging er in den Garten. Den Rasen hat er weiterhin gemäht. Sein 80. Geburtstag wurde groß gefeiert." Im März 2011 verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand zusehends. Seine Frau Helga erzählt: "Er hat noch einmal seinen 87. Geburtstag am 18. Mai im Kreis seiner Familie und mit Freunden gefeiert, obwohl er wusste, dass er sterben muss. Am Tag, bevor er starb, lag er im Bett, hörte die Musik seines Lieblingskomponisten Mozart und dirigierte mit der linken Hand." Theo Bayer starb zu Hause. Seine Frau Helga und seine Schwägerin Gertrud waren bei ihm.

Es sind mehr als hundert Kondolenzbriefe bei der Familie eingegangen. Horst Heib, ein Lehrerkollege, schreibt: "Liebe Frau Bayer, Ihr Mann Theo Bayer hat ein langes (…) erfülltes Leben hinter sich gebracht. Ich habe Sie beide nur wenige Male miteinander erlebt. Aber der (…) liebevolle Umgang miteinander ist mir sofort aufgefallen. Das ist Trost und zugleich ein ehrenvolles Andenken für einen geliebten Menschen." Pastor Fritz Schwarz von der katholischen Kirche in Hassel: "Der Abschied tut weh. Sie waren immer so hilfsbereit. Sie haben wesentlich zu unserem Schülergottesdienst beigetragen, zum Lobe Gottes und zur Freude der Kinder."

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