Serie Kirchenporträt Schmucke Kapelle mit langer Geschichte

Beckingen-Honzrath · Die Kathreinen-Kapelle in Honzrath kann auf mehr als vier Jahrhunderte zurückblicken.

Die kleine Kathreinen-Kapelle in Honzrath steht in der Ortsmitte am Fuße des Berges „Kapp“.

Die kleine Kathreinen-Kapelle in Honzrath steht in der Ortsmitte am Fuße des Berges „Kapp“.

Foto: Ruth Wagner

Das kleine Gotteshaus, das der heiligen Katharina geweiht ist und von den Menschen liebevoll Kathreinen-Kapelle genannt wird, steht direkt in der Ortsmitte am Fuße des Berges „Kapp“. Der schmucke Kirchbau ist zugleich ein Kleinod und Wahrzeichen des Dorfes Honzrath, das zur Gemeinde Beckingen gehört.

Über die Erbauung der Kapelle gibt es kein genaues Datum. Jedoch wird sie in einem Visitationsbericht des Erzbischofs Jakob von Eltz von 1569, unter Papst Pius V., als Filialkirche der Pfarrei Haustadt erwähnt, und ist somit schon mehr als vier Jahrhunderte alt. Unter Pfarrer Johannes Lucas, der von 1674 bis 1707 in Haustadt wirkte, wurde die Kapelle 1693 erneuert. Der Bau befand sich im Jahre 1760 in einem sehr schlechten Zustand und war einsturzgefährdet. Dadurch bedingt, drohte den Gläubigen sogar ein Interdikt, ein Verbot der Benutzung für Gottesdienste. 1863 erfolgte dann die größte Instandsetzung, wobei die Kapelle auch ihre heutige Form erhielt. Dazu waren neben umfangreichen Handwerkerarbeiten auch Frondienste der Bürger erforderlich.

Hans-Josef Fuchs, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Pfarrei St. Mauritius Haustadt-Honzrath, und Norbert Becker, Mitglied des Verwaltungsrates, sind mit der Kathreinen-Kapelle eng verbunden. Sie wissen über ihre Geschichte vieles zu berichten. Demnach sind zwei Ereignisse für die kleine Kirche von Bedeutung: Am zweiten Sonntag im Juli 1934 erhielt das Allerheiligste, das während des Ersten Weltkrieges aus der Kapelle entfernt wurde, für immer seinen Platz in der Kapelle. Auch wurde die von 1861 stammende, im Zweiten Weltkrieg eingezogene, zweite Glocke nach Kriegsende auf dem „Hamburger Glockenfriedhof“ wieder gefunden und tat bis zur Weihe der neuen Glocken an Ostern 1954 in der Pfarrkirche „St. Mauritius“ Haustadt ihren Dienst. Am Weißen Sonntag 1954 wurde sie in einer feierlichen Prozession wieder zurück in die Kapelle nach Honzrath gebracht.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden immer wieder umfangreiche Renovierungs- und Bauarbeiten, teilweise wegen Kriegsschäden erforderlich, durchgeführt. Eine große Innenrenovierung fand 1950 statt und war unter anderem verbunden mit der Beschaffung neuer Bänke. 1953 wurde eine kleine Sakristei angebaut. Die enormen Kosten mussten durch Spenden, Haussammlungen und Zuschüsse von Land, Kreis und Gemeinde gedeckt werden. Eine neue Treppe zur Empore und eine Stützmauer im Außenbereich wurden 1972 errichtet. Alle im Laufe der Jahre anfallenden kleineren Reparaturen verrichteten die Honzrather gerne mit großem ehrenamtlichem Engagement.

Der Altar der Kapelle ist in bäuerlichem Barock gehalten.

Der Altar der Kapelle ist in bäuerlichem Barock gehalten.

Foto: Ruth Wagner

2011 erhielt die Kapelle einen neuen Innenanstrich in heller Farbe. Dabei wurde auch der im bäuerlichen Barock gehaltene Altar restauriert und erstrahlt nun wieder in seiner ursprünglich schwarzen Farbe und einer Polyment-Glanzvergoldung.

Im Zentrum der Kapelle steht die heilige Katharina als Schutzpatronin. Die Figur thront in der Mitte des Altares, mit dem zerbrochenen Rad in der rechten Hand und einem Palmzweig in der linken Hand. Die Heilige zählt zu den 14 Nothelfern und wird besonders als Beschützerin der philosophischen Studien und der Universitäten angerufen. Geboren wurde Katharina als Tochter von König Costus im dritten Jahrhundert in Alexandria, Ägypten, gestorben ist sie um 306.

Das Innere der Kathreinen-Kapelle ist insgesamt freundlich-hell gestaltet.

Das Innere der Kathreinen-Kapelle ist insgesamt freundlich-hell gestaltet.

Foto: Ruth Wagner

Auf beiden Seiten des Altares stehen die kleineren Statuen der heiligen Anna mit dem Kind und der heiligen Barbara als Patronin der Bergleute. Die 14 kleinen Kreuzwegtafeln sind eine Spende des damaligen Pfarrers Roland Senzig.

Licht erhält der Raum durch mehrere bleiverglaste Rundbogenfenster, rechts und links vom Altar mit den Motiven des heiligen Josef und der heiligen Maria, im linken Fenster vor dem Chorraum mit dem heiligen Herz Jesu, im rechten mit der heiligen Barbara. Die restlichen vier Fenster enthalten keine Motive.

Hans Josef Fuchs weist auf eine kleine digitale Orgel mit einer Selbstspieleinrichtung hin: „ecantore“, eine Art elektronischer Kantor, die aus Spenden finanziert wurde. So können Gottesdienste bei Bedarf ohne Organist musikalisch begleitet werden. Mit dem Lied Nummer 455 „Alles meinem Gott zu Ehren“ aus dem Gotteslob ließ er die elektronische Neuheit ihren fantastischen Klang selbst demonstrieren.

Die Honzrather können zu Recht stolz auf ihre schmucke Kapelle sein, die auch bei Dunkelheit schön erstrahlt. Der örtliche Heimatverein hat sie 2021 mit einer mystischen Beleuchtung ganz besonders in Szene gesetzt. Für die Pflege und den Blumenschmuck sorgt übrigens nach dem altersbedingten Ausscheiden der langjährigen Küsterin Hannelore Seiler nun deren Nachfolgerin, Susanne Werding.

Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor.

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