Kirchenporträt Christuskirche Rohrbach Kirche mit dunkler Vergangenheit
St Ingbert-Rohrbach · Die 1937 geweihte Rohrbacher Christuskirche hat trotz ihres für einen solchen Bau eher jungen Alters eine bewegte Geschichte.
Die Christuskirche in Rohrbach hat eine dunkle Vergangenheit. Sie wurde nämlich im September 1937 eingeweiht, die Genehmigungsurkunde zur Errichtung wurde von Adolf Hitler unterzeichnet. Die evangelische Kirche befand sich damals nicht in Opposition zum Naziregime. Allerdings hatte sie sich zu dieser Zeit in zwei verschiedene Strömungen aufgespalten: Zum einen in die Deutschen Christen, die in einer absurden Verbiegung der christlichen Lehre den Protestantismus dem Nationalsozialismus angleichen wollten. Zum anderen in die Bekennende Kirche, die sich gegen die Gleichschaltung von Kirche und NS-Staat aussprach, aber bis auf wenige Ausnahmen nicht in offene Opposition mit dem Hitler-Regime trat.
Die Differenzen zwischen beiden Bewegungen schwappten mit der Rückgliederung 1935 ins Deutsche Reich auch ins Saargebiet hinein. Am Beispiel der Christuskirche sind sie daran erkennbar, dass ein Pfarrer der Bekennenden Kirche, Theodor Bronisch aus Malstatt, die Einladung zur Einweihung ausschlug. Diese sollte nämlich durch den den Deutschen Christen angehörigen Speyerer Landesbischof Ludwig Diehl erfolgen.
Über den Absage-Brief Bronischs an den Rohrbacher Gemeindepfarrer Heinrich Oberlinger hat die Theologin und Historikerin Sarah Quirin eine Seminar-Arbeit verfasst. Sie zitiert daraus den Wunsch Bronischs, „…dass in Eurer Kirche Gottes Wort lauter und rein, ohne Menschenfurcht und Menschenschmeichelei verkündet werde“. Was er mit letzterem meinte, ist zu dieser Zeit des blinden Führerkults leicht zu verstehen.
Damals wurde der Bau mit dem nicht-christlichen Namen „Saardank-Kirche“ geweiht. Ein 1934 gegründeter Kirchenbauverein hatte diesen Namen bereits vorgesehen, sollte das Saargebiet (wie ein Jahr später geschehen) wieder ins Deutsche Reich eingegliedert werden. Neben all diesen ideologischen Verirrungen war der Bau der Kirche dennoch sinnvoll. Denn bis dahin mussten die Rohrbacher zum Gottesdienst bis nach Hassel laufen. Architekt war der St. Ingberter Otto Reul, gebaut wurde mit tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung.
Vier Glocken mit den Inschriften „Wachet“, „Gedenket“, „Danket“ und „Betet“ befinden sich seit Januar 1938 in der Kirche. Sie überstanden sowohl den Zweiten Weltkrieg als auch das verheerende Feuer in der Silvesternacht 1952/53. Aus bis heute ungeklärten Gründen ging die Kirche damals in Flammen auf. Es blieben praktisch nur der Turm und die Außenmauern zurück. Dank der Opferbereitschaft der Rohrbacher, einiger Firmenspenden und der Hilfe der Landeskirche und verschiedener staatlicher Stellen konnte das Gotteshaus schon im Oktober 1953 wiedereröffnen.
Der Brand stellt eine Zäsur in der Geschichte des Bauwerks dar, die sinnvoll genutzt wurde: Anstelle des patriotischen Namens wurde ab da die heutige Bezeichnung Christuskirche verwendet. Auch kamen sehenswerte Bleiglasfenster hinein, die von Erich Buschle gestaltet wurden. Sie tauchen den Innenraum heute in ein fantastisches Licht. Thematisch zeigen sie die Zehn Gebote, einen Weinkelch mit Weintrauben, eine Getreideähre und eine weiße Taube. Die vier Fenster der linken Seite sind mit jenen der rechten identisch. In der Eingangshalle sind in Rundfenstern „Moses und die eherne Schlange“ sowie die Kreuzigungsszene dargestellt.
Links und rechts des Altars zeigen Stuckarbeiten von Ernst Hess die Taufe Jesu und den Fischzug des Petrus. Im Altarraum zeigt Buschle die Bergpredigt. Beim Wiederaufbau wurde auch die Empore vergrößert, da die Gemeinde nach wie vor wuchs. Außerdem sollte Platz geschaffen werden für die lange ersehnte Orgel. Diese baute Lotar Hinz (Heusweiler) 1954 in die Kirche.
In den Achtzigerjahren wurde klar, dass die Christuskirche renoviert werden muss. Die Summe laut Kostenvoranschlag von 153 000 D-Mark war allerdings nicht auf einen Schlag von der Gemeinde aufzubringen. Also entschied sich das Presbyterium dafür, das Bauvorhaben in zwei Abschnitte aufzuteilen. Zwischen 1985 und 1988 wurden die Grundmauern isoliert, der Außenputz, die Sakristei-Außentreppe sowie das Haupteingangspodest erneuert. Heute werden das Gotteshaus und sein Außenbereich neben den Gottesdiensten auch für Konzerte, Bandproben oder als Open-Air-Kino benutzt.
Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor.