Menschen im Regionalverband Der Künstler mit den Bergmannshänden

Sulzbach · Werner Thome lebt die Liebe zu seiner Heimat Sulzbach vor allem in der Malerei aus.

 Vor allem Sulzbacher Motive bringt Werner Thome auf Leinwand und Papier. Aber auch Weihnachtskrippen hat er schon entworfen.

Vor allem Sulzbacher Motive bringt Werner Thome auf Leinwand und Papier. Aber auch Weihnachtskrippen hat er schon entworfen.

Foto: Iris Maria Maurer

Idyllischer geht’s kaum: Im Sommer, bei schönem Wetter, malt Werner Thome seine Bilder auf der Terrasse – neben sich seine Frau, vertieft in ihre Buchlektüre, um sie herum der gepflegte Garten. Dahinter, den Hang abwärts, liegt die Sulzbacher Innenstadt. Hier gehört Thome hin, hier geht er nicht mehr weg. Wollte er eigentlich auch noch nie. „Ich bin im Nachbarhaus geboren“, outet sich der Künstler als waschechter Saarländer. Gelernt hat Werner Thome Fernmeldemonteur. Doch weil es da so oft auf Montage ging, fern der Heimat, hängte er den Job an den Nagel und fuhr unter Tage ein. Kein Bruch, eher eine Art Fügung: Die Arbeit im Bergbau lag ihm wie alles Handwerkliche. Als Schichtführer im Streckenvortrieb, dem sogenannten Drittelführer, waren seine Kenntnisse und immer wieder auch seine Kreativität gefragt.

Damals brachte er hin und wieder Muttergestein mit nach Hause, um daraus etwas Neues entstehen zu lassen. Thome steht auf und holt eine seiner Kohle-Uhren ins Wohnzimmer: schwarzglänzend, wuchtig und trotzdem zerbrechlich. Seine Bergmannshände haben auch schon Weihnachtskrippen gebaut und Blumengestecke angefertigt. Am liebsten aber führen sie Pinsel übers Papier. Malen gehört zwingend zum Leben des 71-Jährigen: „Das war schon immer in mir drin.“ Längst ist dieses Haus eine Art Galerie. Allein 350 Sulzbacher Ansichten entstanden über die Jahre, die meisten mit dem typischen Thomschen Aquarellpinselstrich. „Dazu kommen mindestens 1000 andere Bilder.“

Gern nutzte er die Chance und ging mit 50 Jahren in Vorruhestand: „Ab da konnte ich mein Hobby intensiv betreiben.“ Jahrelang besuchte Thome die VHS-Kurse von Zolnhofer-Preisträger Engelbert Stein. „Dann habe ich gemerkt: Ich brauche jetzt was anderes, ich will mich weiter entwickeln.“ Stein ging damit sein „Zugpferd“ verloren, wie der Dozent zu verstehen gab. Die eingespielte Hobby-Künstler-Gruppe drohte auseinander zu fallen. „Wie wär’s: Wir treffen uns bei mir im Party-Raum“, bot Thome an. Es funktionierte. Vor vier Jahren konnten die Künstler ins Gutenberghaus umziehen, wo ihnen ein kleines Atelier zur Verfügung steht. Parallel dazu öffnete sich die Malgruppe für andere kreativ tätige Menschen – die Künstlerinteressengemeinschaft Sulzbach (KIS) war geboren.

Ob bei der Schaufenster-Aktion „Kunst-MAI-le“, die ebenfalls auf ihn zurückgeht, beim „Montmartre-Feeling“ auf der Außenanlage von Bayrisch Zell oder im Austausch mit der Künstlergruppe der befreundeten Kommune Rémelfing in Frankreich – die KIS macht immer wieder von sich reden. In ihrem aktuellen Projekt verschönert sie die vom Baubetriebshof der Stadt neu renovierte Mauer am Quierschieder Weg. Zusammen mit Petra von Ehren-Hiry und Engelbert Stein hat sich Thome überlegt, was man dort verewigen könnte. Geeinigt hat sich das Trio schließlich auf schwarz-weiß Grafiken typischer Architekturen aus Sulzbach wie Salzbrunnenhaus, Ravanusaplatz oder Wasserturm. Skizzen und Schablonen davon präsentiert Thome in seinem multifunktionalen Hobby-Raum, den seit 1994 übrigens auch etliche Bühnenbilder und Aufbauten für die Umzugswagen der Karnevalsgesellschaft Ka-Ju-Ka Hühnerfeld verließen.

Legendär ist nicht zuletzt Thomes Heimatkalender. Jahr für Jahr bringt er in kleiner Auflage zwölf neue Ansichten seiner Heimatstadt heraus. Oft stromert Thome durch die Stadt, „immer auf der Suche nach was Neuem“. Gerade wurden in der Hauptstraße zwei Häuser abgerissen. Das könnte ein neues Motiv für den Kalender werden. Wo man Thome dagegen nie finden wird, ist der Sportplatz. Es sei denn, der Enkel hat ein großes Spiel. Zu tun hat Werner Thome auch so genug. Wobei eines immer klar war: „Wenn mal Stress draus wird, hör ich auf.“

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