Porträt Unermüdlich im Einsatz für die Nauwies

Saarbrücken · Lieselotte Hartmann und das Team der Initiative Nauwieser Viertel wollen Menschen miteinander in Kontakt bringen.

 Lieselotte Hartmann vor der Nauwieser Neunzehn. 

Lieselotte Hartmann vor der Nauwieser Neunzehn. 

Foto: Stefan Bohlander

„Das war ein Fulltime-Job“, sagt Lieselotte Hartmann nachdenklich. In der Zeit nach 2012, da ist sie Mitgründerin der Initiative Nauwieser Viertel, da investiert sie schon mal 40 Stunden pro Woche in das bei vielen so beliebte Viertel in der Saarbrücker Innenstadt. „Wir wollten Möglichkeiten bieten, Menschen in Kontakt zu bringen“, erklärt sie beim Gespräch im Café Kostbar.

Doch der hohe zeitliche Einsatz zahlt sich im Endeffekt aus: Für ihre Bemühungen und ihren Einsatz als Sprecherin der Initiative erhält sie im Dezember die Bürgermedaille der Landeshauptstadt Saarbrücken. „Stellvertretend“ für ihre Mitstreiter, wie sie bescheiden sagt.

1948 wird sie in Saarbrücken geboren – natürlich im Nauwieser Viertel. „Ich bin sozusagen eine Ur-Viertlerin“, sagt die sympathische Frau mit der besonnenen Stimme. Nach dem Abitur im damaligen Städtischen Mädchenrealgymnasium auf dem Rotenbühl beginnt sie ein Chemie-Studium. „Gehirne sind sehr unterschiedlich – meines tickt analytisch“, erklärt sie mit einem Augenzwinkern.

Seinerzeit – immerhin Ende der 60er – ist es für sie als Frau immer noch schwer, einen Doktorvater zu finden. Doch 1971 wird sie mit 23 Jahren jüngste Diplom-Chemikerin in Deutschland. Nach ihrer Promotion absolviert sie ihre Approbation als Apothekerin. Bis Ende der 90er arbeitet Lieselotte Hartmann in diesem Beruf, unter anderem in Frankfurt, Mannheim und München.

Durch Zusatzausbildungen wird sie zur Coachin und Trainerin, gründet mit zwei Kolleginnen die Agentur „Red Line“ für den Gesundheitsmarkt. 50 freiberufliche Referentinnen analysieren Apotheken im Bundesgebiet „wirtschaftlich, fachlich und kommunikativ“, wie sie erklärt. 2006 kehrt sie nach Saarbrücken zurück – natürlich ins Nauwieser Viertel. Ihre Mutter, seinerzeit 86 Jahre alt, bittet sie um Hilfe. Sie habe sich gedacht: „Es ist ja egal, ob ich von Mannheim, Frankfurt oder Saarbrücken starte.“

Bis 2012 folgen monatliche Veröffentlichungen in einer Fachzeitschrift und ein Sachbuch. Bis 2018 ist sie zudem ehrenamtliches Mitglied im Stiftungsrat der Pharm-Human-Stiftung. „Wir initiieren, betreuen und bezahlen wissenschaftliche Studien“, sagt Lieselotte Hartmann. 2012 dann der Eintritt in die Initiative, deren Sprecherin sie bis heute ist. Sprecherin und nicht Vorsitzende, weil es sich tatsächlich um reinen Privateinsatz der Viertler handelt. Man hat keinen Vereinsstatus – und möchte auch keinen, wie sie betont. „Wir sind bestrebt, uns mit allen Playern zu vernetzen“, erklärt sie.

Das scheint zu gelingen. Teilweise so gut, dass so mancher Viertler die Akteure der Initiative mit den Betreibern des Kulturzentrums Nauwieser 19 (NN19) gleichsetzt. Mit der Verantwortlichen Sigrid Jost, die auch Mitglied der Initiative ist, arbeitet man sehr viel und sehr gut zusammen. Jeden ersten Montag im Monat trifft man sich dort beispielsweise zum Erzählcafé. Die Ausstellung der bis zum 26. August laufenden Fotoaktion „Viertelfotos“ wird ab dem 12. September ebenfalls dort zu sehen sein.

Einige Aktionen der Initiative führten bereits Veränderungen herbei. So hatte es einst den Anschein, als ob viele Fahrer nicht beachten würden, dass das Viertel, speziell die Nauwieser Straße, eine Tempo-30-Zone ist. Die Viertler schnappten sich Pinsel und Farben und malten Spielstraßen- und 30er-Schilder in Originalgröße, die sie vor Ort aufhängten. Schließlich markierte das Ordnungsamt eine „30“ auf der Straße vorm Esplanade. Zudem wurde die Initiative mit der Aktion „Nauwieser Frühstück“, beziehungsweise „Picknick“, im vergangenen Jahr Bundessieger des Deutschen Nachbarschaftspreises.

Das Preisgeld steckte man unter anderem in die Besorgung von Hundekotbeuteln. So trägt die Initiative dazu bei, das Viertel sauber zu halten. Über andere Aktionen, wie das „Nauwieser 4telfest“ vom 26. bis zum 28. Juli, ist sie informiert, hat aber nichts direkt damit zu tun. Auch an der Diskussion über die Kneipengänger, die nachts auf den Straßen im Viertel feiern, beteiligt sich die Initiative nicht mehr.

Man konzentriert sich lieber auf Aktionen wie den Weihnachtswunschbaum. In Zusammenarbeit mit SOS Kinderdorf können die Kinder des Mütterzentrums Weihnachtswünsche notieren, die dann per Spende erfüllt werden.

Das nächste Arbeitstreffen der Initiative ist am Dienstag, 20. August, 19 Uhr, im Versammlungsraum Nauwieser19, Nauwieser Straße 19.

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