Serie Menschen im Regionalverband Mit Trompete gegen die Corona-Langeweile

Völklingen · Wöchentlich spielt Jonas Mayer auf dem Turm der Völklinger Versöhnungskirche, um den Menschen Mut zu machen.

Beherrscht nicht nur das Orgelspiel: Organist und Chorleiter Jonas Mayer aus Völklingen spielt regelmäßig Trompete und möchte den Menschen während der Corona-Krise damit neuen Mut schenken.

Beherrscht nicht nur das Orgelspiel: Organist und Chorleiter Jonas Mayer aus Völklingen spielt regelmäßig Trompete und möchte den Menschen während der Corona-Krise damit neuen Mut schenken.

Foto: Knut Mayer

Etwas verwundert ist Jonas Mayer schon. Einmal in der Woche begibt sich der 20-jährige Kirchenmusik-Student auf den Turm der Versöhnungskirche in Völklingen und spielt auf seiner Trompete. Meistens in den späten Abendstunden. Beschwert hat sich bisher aber keiner. „Dabei rechnet man in der heutigen Zeit ja auch mit negativen Stimmen“, sagt Mayer. Stattdessen zeigen sich die Menschen aber durchweg begeistert von seiner Aktion. Auf Facebook tauchen mittlerweile regelmäßig Bilder und Videos von seinen Trompetenkonzerten in luftiger Höhe auf.

Die Idee kam Mayer, als er von den Balkon-Konzerten in Italien erfuhr. Dort singen und musizieren Menschen, die wegen des Coronavirus unter Quarantäne stehen, schon seit einiger Zeit aus ihren Fenstern oder auf Balkonen, um sich bei den Pflege- und Rettungskräften zu bedanken. Auch in Deutschland solidarisieren sich immer mehr Menschen auf diese Weise. „Am Anfang habe ich bei mir aus dem Fenster gespielt. Wirklich gehört hat man das aber nicht“, erinnert sich Mayer. Kurz darauf kam ihm die Versöhnungskirche in den Sinn. Offenbar nicht zufällig. Schon lange fühlt sich der gebürtige Völklinger mit dem Gebäude verbunden – auch familiär. Mayers Großmutter Sofie Mayer war schließlich 53 Jahre Kantorin in der Versöhnungskirche gewesen. Kennenlernen konnte er sie jedoch nicht. Sie starb kurz vor seiner Geburt. „Ich habe das Gefühl, dass ist auch der Grund, warum mich das alles interessiert“, erklärt Mayer, der mit fünf das Klavier- und mit acht Jahren das Trompetenspielen begann. Es war dann aber doch der Zufall, der den 20-Jährigen zur Kirchenmusik brachte. Als bei einer Hochzeit in der Versöhnungskirche kurzfristig der Organist ausfiel, habe die dortige Pfarrsekretärin direkt an ihn denken müssen, erzählt Mayer. „An dem Tag habe ich mich in das Orgelspielen verliebt.“

Mit 17 Jahren trat Mayer schließlich seine erste Stelle als Organist in der evangelischen Kirchengemeinde Mettlach an. Seit wenigen Monaten ist er der neue Kirchenmusiker der Pfarreien in Differten, Friedrichweiler und Wadgassen. Dort übernimmt er nicht nur das Orgelspiel, sondern ist auch für die Leitung des Kirchenchors zuständig. Seit Beginn der Corona-Krise fallen die Gesangsproben jedoch aus. Mindestens noch bis Ende August, so sei es vom Bistum vorgeschrieben, wie Mayer erklärt. „Besonders für die älteren und alleinstehenden Mitglieder ist das im Moment sehr schwer. Mit dem Chor hatten sie etwas, woran sie sich im Alltag festklammern konnten“, sagt Mayer. Um dennoch einen Ausgleich zu schaffen, will er nun eine Übungs-CD für die Chormitglieder zusammenstellen.

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Foto: SZ

Einen guten Ausgleich fand Mayer zuvor auch in der Band „4e4u“, die sich der Popmusik verschrieben hat und in der er seit seinem elften Lebensjahr Mitglied ist. Wegen Corona „geht da leider auch nichts mehr“, bedauert der Kirchenmusik-Student. Zumal er in dieser auch immer wieder Inspiration für sein Orgelspiel in der Kirche fand, wie er erzählt. „Als Organist hat man in der Regel ja nur ein Gesangsbuch vor sich liegen und muss sich seine Harmonien selber ausdenken. Wenn man da etwas Popmusik reinbringt, klingt das gleich viel moderner. Die Leute nehmen das auch gut auf“, schildert Mayer seine Erfahrung. Am liebsten bringe er aber Jazz ein. Der würde auf einer Orgel „richtig gut gehen.“

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