Serie Menschen im Regionalverband „Es ist eine Berufung, keine Arbeit“

Bliesransbach · Bliesgau-Ranger Michael Kessler ist dauernd im Einsatz für die Natur. Er will anderen vermitteln, wie wertvoll sie ist.

 Bliesgau-Ranger Michael Kessler zeigt das Werk eines Bibers. Er sagt, so ein Tier könne einen mittelgroßen Baum in zwei bis drei Tagen fällen. Und das komme wiederum anderen Lebewesen zugute – bis hin zum Storch.

Bliesgau-Ranger Michael Kessler zeigt das Werk eines Bibers. Er sagt, so ein Tier könne einen mittelgroßen Baum in zwei bis drei Tagen fällen. Und das komme wiederum anderen Lebewesen zugute – bis hin zum Storch.

Foto: Heiko Lehmann

Im großen Naturschutzgebiet „Bliesaue“ zwischen Bliesdalheim und Blieskastel sieht es nur wenige Meter von der Blies entfernt aus, als hätten Holzfäller ganze Arbeit geleistet. Überall liegen gefällte Bäume herum. Einige sind schon verrottet, andere sind ganz frisch gefällt. „Das war der Biber. Er ernährt sich von den Knospen, der Rinde und kleinen Ästen. Biber sind reine Vegetarier. Manchmal fällen sie zum Leidwesen der Obstbauern auch Apfelbäume“, erklärt Michael Kessler.

Der 53-Jährige ist seit zehn Jahren Bliesgau-Ranger und kümmert sich von Kleinblittersdorf über das Mandelbachtal bis nach Homburg und St. Ingbert um 58 Naturschutzgebiete auf einer Fläche von 10 000 Hektar. „Biber sind toll. Die gefällten Bäume sind der Lebensraum für viele kleine Lebewesen, die wichtig für unsere Natur sind. Biber bauen kleine Staudämme, die Lebensraum für Amphibien werden. Von den Amphibien ernähren sich dann zum Beispiel Störche“, erklärt Michael Kessler.

Doch die Biber waren im Saarland nicht immer so ein behütetes Leben wie heute. „Früher wurden die Biber wegen ihres angeblich aphrodisierend wirkenden Sekretes, des Bibergeils, gejagt. Die Nagetiere zählten viele Jahre auch zu den Fischen, damit sie in der Fastenzeit gegessen werden durften. Bei uns wurden die Biber im Jahr 1998 wieder erfolgreich ausgewildert“, berichtet der Bliesgau-Ranger.

Ähnlich wie der Biber kümmert sich auch der Forstwirtschaftsmeister und staatlich geprüfte Natur- und Landschaftspfleger um die Natur. Fehlentwicklungen bei Pflanzen oder Veränderungen bei Tierart-Populationen registriert er und leitet seine Beobachtungen weiter an die jeweils zuständigen Behörden.

Die Naturlandstiftung Saar beschäftigt im Saarland vier hauptamtliche Ranger. In ganz Deutschland gibt es etwa 500. „Das Wichtigste an unserer Arbeit ist die Umwelt-Bildung. Nur was die Menschen kennen, wissen sie auch zu schätzen und zu bewahren“, sagt Kessler. 50 Führungen pro Jahr organisiert der Bliesransbacher in seinem großen Gebiet, um den Menschen die heimische Natur zu erklären. Rund 1000 Teilnehmer zählt er bei den fast immer ausgebuchten Führungen. „Bei Kindern und Jugendlichen ist das Interesse an der Natur sehr groß, was mich ungemein freut. Wir haben auch viele Erwachsene und Vereine, die bei den Führungen mitmachen“, sagt der 53-Jährige, der einen 24-Stunden-Job hat und auf seinem Mobiltelefon immer zu erreichen ist, wenn etwas in der Natur nicht stimmt. „Ich bin in der Landwirtschaft aufgewachsen, und die Natur spielt bei mir schon immer eine ganz große Rolle. Ich sehe es als Berufung und nicht als Arbeit. Ein Traumberuf, wenn man so will.“

Und wie steht es im Allgemeinen um unsere Natur? „Es ist in den vergangenen Jahren vieles besser geworden. Allerdings sind wir noch sehr weit davon entfernt, eine Artenvielfalt wie noch vor 150 Jahren zu haben. Wir müssen endlich aufhören, Pestizide einzusetzen. Ich mache den Landwirten keinen Vorwurf, die Politik muss handeln und es verbieten“, so Michael Kessler.

Ähnlich wie beim Biber erwartet der Bliesgau-Ranger auch die Rückkehr der Wolfes ins Saarland. „Er wurde in allen Bundesländern und in Luxemburg, Belgien und Lothringen schon gesehen. Ich bin mir sicher, dass der Wolf auch schon im Saarland unterwegs war oder ist. Er wurde nur noch nicht registriert. Es kann aber nur noch eine Frage der Zeit sein“, sagt der Bliesgau-Ranger Michael Kessler.

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