Klaus Kühn Er bringt Kunst und Kultur nach St. Arnual

St. Arnual · Der ehemalige Arzt Klaus Kühn hat mit Mitstreitern aus der ehemaligen Kettenfabrik ein Schmuckkästchen gemacht.

 Klaus Kühn steht im Garten der Kettenfabrikin St. Arnual. Der 71-Jährige zog 1983 aus Thalexweiler nach Saarbrücken.

Klaus Kühn steht im Garten der Kettenfabrikin St. Arnual. Der 71-Jährige zog 1983 aus Thalexweiler nach Saarbrücken.

Foto: Heiko Lehmann

Früher hat er unzähligen Kindern und Jugendlichen in Saarbrücken geholfen. Heute bringt er mit Freunden eine große Portion Kunst und Kultur nach St. Arnual. Klaus Kühn ist gebürtiger Thalexweiler, lebt aber schon viele Jahrzehnte in Saarbrücken. Der Kinderarzt und Jugendmediziner zog 1983 nach St. Arnual in die ehemalige Kettenfabrik. „Damals roch es hier noch richtig nach Fabrik. Überall waren dicke Betonblöcke im Boden, und in der großen Halle standen noch Geräte. Wir haben alles von Hand entsorgt, sogar die Betonblöcke in Einzelteile zerlegt“, erzählt Kühn. Mit „Wir“ meint der 71-Jährige sieben Familien, die damals auf das ehemalige Fabrikgelände zogen und sich selber Wohnraum bauten. „Noch viel früher haben junge Menschen der ersten Stunde das Gelände gekauft. Mehrere Familien, darunter auch meine, haben uns später eingekauft“, erklärt der frühere Arzt.

36 Jahre später ist aus der ehemaligen Kettenfabrik ein Schmuckkästchen geworden. Die Häuser sind aneinander gereiht. Alle teilen sich einen großen Garten mit Teich, viel Grün und dem ehemaligen großen Schornstein der Fabrik, der quasi als Wahrzeichen stehen geblieben ist. „Am Anfang war das hier ja auch eine große Wohngemeinschaft. Das ist jetzt 43 Jahre her. Heute hat zwar jeder sein eigenes Haus, aber das Flair einer Wohngemeinschaft ist immer noch da“, berichtet Kühn.

Die Schnittmenge aller Bewohner ist die Kultur. In der etwa 100 Quadratmeter großen Arbeitshalle der Kettenfabrik spielten früher Kinder Fußball. Die Ballabdrücke an den Wänden sind teilweise noch zu sehen. Nicht nur deshalb hat diese Halle einen besonderen Charme. „Wir haben die Halle komplett renoviert und eine Küche, Toiletten und eine Behindertentoilette eingebaut. Wir haben viel Zeit und Geld investiert. Alleine die Brandschutzmaßnahmen haben 15 000 Euro gekostet“, berichtet Kühn.

Es hat sich gelohnt. Die Dachbalken sind noch die gleichen wie zu Fabrikzeiten. An den Wänden hängen Bilder von der früheren Fabrik. Ein großer, offener Kamin ist auf der einen Seite, auf der anderen stehen Stühle für etwa 100 Personen. Ein Klavier steht mitten im Raum.

„Wir haben hier etwa 15 Veranstaltungen im Jahr. In erster Linie Theaterstücke und Konzerte. Es gibt auch Ausstellungen und Lesungen“, sagt Kühn. Mit Birgit Marx-Böhme, einer weiteren Bewohnerin der ehemaligen Kettenfabrik, organisiert der 71-Jährige das jährliche Programm. „Die Halle ist ideal für Kleinkunstveranstaltungen. Von dieser Art Halle gibt es wenige in Saarbrücken, deshalb kommt auch die Stadt Saarbrücken immer wieder auf uns zu und möchte die Räume nutzen“, erklärt der Kulturfan.

Gewinn macht die Kettenfabrik-Clique mit der Halle nicht. „Wenn mal 100 Euro hängen bleiben, dann wird das in Maßnahmen investiert. Der Boden muss mal erneuert werden. Wir brauchen keinen Gewinn. Wir machen das ganze, damit die Kultur eine Bühne hat. Wir selber freuen uns natürlich auch, wenn quasi bei uns im Garten tolle Veranstaltungen sind“, sagt Kühn.

Die nächste Veranstaltung in der Kettenfabrik ist der Auftritt von „In.Zeit“ am Donnerstag, 29. August, um 20 Uhr im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik. Vom 26. bis 28. September findet in der Kettenfabrik das Ketten-Jazz-Festival statt – mit drei Bands, vielen Besuchern und den Bewohnern der Kettenfabrik, die sich auf die Veranstaltung am meisten freuen.

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