Filmfestival Max Ophüls Preis Die Hoffnung stirbt zuletzt – „denn es ist ja alles Kopfsache“

Saarbrücken · Der Dokumentarfilm „Kiw“ begleitet den kühnen Ali auf seiner Suche nach einem erfolgreichen Geschäftsmodell – zu sehen im Ophüls-Wettbewerb.

 Alis Odyssee führt von Paris bis nach Haiti.

Alis Odyssee führt von Paris bis nach Haiti.

Foto: MOP/Blinker Filmproduktion

Paris, Stadt der Liebe und der Romantik? Von wegen: „Paris ist der letzte Scheiß“, meint Ali, während er in der rappelvollen U-Bahn durch die Metropole fährt. Wirklich Fuß fassen konnte der Protagonist des Dokumentarfilms „Kiw“ in der französischen Hauptstadt nicht. Einen neuen erfolgreicheren Start will er in seiner Heimat Dakar im Senegal wagen. Seine Geschäftsidee: ein Fischgeschäft. Sintflutartigem Regen und ständigen Stromausfällen zum Trotz werden bis tief in die Nacht Riesengarnelen aufgespießt und Seeteufel filetiert. Ali verbucht mit seinem kleinen Team bald erste Erfolge. Was bereits gut läuft, soll größer und erfolgreicher werden. Dafür steigt als Investor  Alis Cousin ein – und alles wird komplizierter.

Von der Geschäftsidee bis zu den Krisensitzungen im schlammigen Innenhof des Fischgeschäfts: Regisseur Frederik Arens Grandin begleitet Ali chronologisch durch alle Höhe und Tiefen. So überschwänglich sind Alis Pläne, so reduziert bleibt das Drehbuch. Keine einleitende Worte, keine Zwischenfragen, keine Hintergrundmusik: Der Alltag im Fischgeschäft wird authentisch und kurzweilig verfolgt, es wird nichts ausgelassen, auch bei heftigen Streitereien läuft die Kamera weiter. Den aktuellen Stand der Dinge lässt Arens Grandin seine Hauptfigur in tragikomischen Monologen vor der Kamera kommentieren. Der Zuschauer fiebert mit und ahnt es doch ziemlich früh: Nicht alles wird sich entwickeln, wie es sich Ali gewünscht hat. Doch egal wie angespannt die Lage ist, er bleibt sich treu. Mit Humor, Zigaretten, einem eisernen Willen und einem Weltbild, in dem Niederlagen nur als Motivation dienen, eine noch größere Herausforderung anzupacken. Ein schmaler Grat zwischen unerschütterlicher Hoffnung und Schönrederei. Wie er selbst sagt, „es ist ja alles Kopfsache.“

Nach Paris und Dakar führt Alis Suche nach Erfolg und Glück weiter nach Haiti. Wird der tüchtige Weltreisende hier am Ziel sein? Oder ist die Insel nur eine weitere Etappe von Alis Odyssee? Egal wie, egal wo: Alis nächste Geschäftsidee wartet schon – und die Hoffnung stirbt zuletzt.

Termine: Mittwoch, 22 Uhr, CS 2; Donnerstag, 14.15 Uhr, Filmhaus Saarbrücken; Freitag, 19.30 Uhr, CS 5.

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