„Unter Tannen“ beim Filmfestival Max Ophüls Preis Tatsächlich – ein Kinofilm aus dem Saarland

Saarbrücken · Der Homburger Regisseur Thomas Scherer hat aus seiner Serie „Unter Tannen“ eine Kinofassung produziert – Uraufführung ist am Samstag bei Ophüls.

  Thomas Scherer (r.) und Schauspieler Fridolin Sandmeyer.

Thomas Scherer (r.) und Schauspieler Fridolin Sandmeyer.

Foto: WP Films

Ein Kinofilm aus dem Saarland? In Saarländisch? Gab es das jemals? Der Heinz-Becker-Film „Tach, Herr Dokter!“ von 1999 jedenfalls zählt nicht, wurde er doch im fernen München gedreht, und die Mundart beschränkte sich vor allem auf Becker und „de Maier-Kurt“, so dass der Film auch ohne Untertitel exportfähig war. „Unter Tannen“, der jetzt seine Uraufführung beim Ophüls-Festival erlebt, ist somit eine Rarität in der überschaubaren saarländischen Heimatfilm-Landschaft.

„Unter Tannen“ ist die Kinofassung von Thomas Scherers humoriger TV-Serie, die im vergangenen Jahr beim SR lief. Um drei Arbeiter im Saarforst geht es, die buchstäblich über einen Koffer voller Banknoten stolpern, sich aber nur kurzfristig am Geldsegen erfreuen können: Eine Gangsterbande reklamiert den Koffer für sich und weckt dabei durchaus den Eindruck, ungemütlich werden zu können (wir berichteten).

Autor und Regisseur Thomas Scherer hat aus knapp 130 Serienminuten einen 90-Minüter kondensiert. Eine knifflige Aufgabe, „vor der ich mich ziemlich lange gedrückt habe“, wie Scherer sagt. Denn wie kürzt man, ohne Spannungsbögen abzuflachen, wie baut man den Film neu auf? „Wir haben viel herumprobiert, Sachen rausgenommen, wieder reingenommen, anders montiert“, erklärt der 29-Jährige – und von manchen Szenen, die ihm am Herzen lagen, musste er sich trennen. „Andererseits: Einige Szenen, mit denen ich in der Serie nie ganz glücklich war, konnte ich jetzt rausschneiden.“

Zudem sind einige Serien-Szenen mit rustikalerer Mundart im Kinofilm nicht mehr zu sehen (und hören), was ihn „leichter verständlich macht für Nicht-Saarländer“. Denn die hat der Filmemacher mit der Kinoversion im Blick. Scherer sucht einen Verleiher, der den Film und ihn auf bundesweite Kinotour schicken könnte; Kontakte hat er bereits geknüpft, die er bei der Premiere vertiefen will. Auch das Interesse eines Streaming-Anbieters wäre hochwillkommen. „Mal sehen, was passiert.“

Das Herzensprojekt begleitet den Filmemacher schon lange. 2008 hatte er die Idee, „etwas Lustiges mit Waldarbeitern zu machen“. Umgesetzt wurde die Idee erst 2016 – da drehte Scherer mit seiner Produktionsfirma WP Films eine Pilotfolge, ohne Sender, „einfach um zu sehen, was passieren kann“. Die Pilotfolge fand Interesse beim SR, der dann nach einiger Zeit „grünes Licht für die ersten Folgen gab“, Pilot inklusive, der noch einmal neu gedreht wurde.

Ein langer Weg für Scherer also mit seinen wackeren Waldarbeitern (gespielt von Gerhard Polacek, Fridolin Sandmeyer und Bejo Dohmen), den Gangstern und der von Alice Hoffmann gespielten Wirtin Marianne. Sollte es nach der ersten Staffel und der Kinofassung mit „Unter Tannen“ nicht weiter gehen, hieße das Abschied nehmen. „Es tut ein bisschen weh, die Figuren loszulassen.“ Zugleich bereitet Scherer zwei Spielfilmprojekte vor: einen Stoff aus dem Dreißigjährigen Krieg und die Komödie „Hotel Idyll“, die Scherer gerne teilweise in Belgien drehen würde, wo dann der Drehort des titelgebenden Hotels läge. „Mit etwas Glück könnte das funktionieren – und vielleicht mit belgischer Filmförderung.“

„Unter Tannen“: Samstag, 13 Uhr, Sonntag, 14.45 Uhr, CS. Info: www.wpfilms.de

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